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Ermittlungen gegen Thormann Will Bundesanwalt Lauber von sich selbst ablenken?

Just als Bundesanwalt Lauber unter Druck geraten war, sickerten vertrauliche Informationen an die Öffentlichkeit.

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Archiv: So verteidigt der Bundesanwalt die Treffen mit Infantino
Aus Tagesschau vom 21.11.2018.
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Es sollte ein Befreiungsschlag werden: Gestern trat Bundesanwalt Michael Lauber vor die Medien und verteidigte seine geheimen Treffen mit Fifa-Präsident Gianni Infantino. Nur wenige Stunden später aber ergaben sich bereits neue Fragen.

Im Zentrum steht der abrupte Abgang von Olivier Thormann bei der Bundesanwaltschaft. Er war bis vor kurzem Leiter Wirtschaftsdelikte und damit verantwortlich für die Ermittlungen gegen die Fifa.

Stolperte Thormann über seine Nähe zum Ex-Fifa-Chefjuristen?

Gegen Thormann hatte Ulrich Weder als ausserordentlicher Staatsanwalt ermittelt. Dieser hat das Verfahren zwar eingestellt, dennoch verlor Thormann seinen Job. Bundesanwalt Lauber wollte sich an der gestrigen Medienkonferenz nicht dazu äussern, weshalb Thormann gegangen ist.

Verfahren gegen Thormann: Die Feststellungen des Ermittlers

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  • Es gebe «erhebliche Anhaltspunkte dafür, dass Olivier Thormann im Rahmen seiner amtlichen Tätigkeit (…) die erforderliche Distanz, Objektivität, Neutralität und Unparteilichkeit» gegenüber Verfahrensbeteiligten vermissen liess.
  • Auffällig seien «Häufigkeit und Diktion» von SMS. So etwa am Tag, als die Fifa ihren damaligen Chefjuristen und stellvertretenden Generalsekretär Marco Villiger entlässt. Villiger teilt dies Thormann mit, worauf dieser antwortete: «Freue mich auf News, wünsche ein erfolgreiches Kapitelende und falls ich irgendwie von Hilfe sein kann…»
  • Insgesamt kommt der ausserordentliche Staatsanwalt Ulrich Weder zum Schluss, dass eine «offenkundig unklare, unpräzise Trennung zwischen beruflicher Aufgabenerfüllung und der Pflege eines privat-persönlichen Kontakts seitens Oliver Thormanns» bestand.
  • Doch strafrechtlich war das alles zu wenig, weshalb Ulrich Weder das Verfahren eingestellt hat.

Die Einstellungsverfügung von Weder hingegen legt nahe, dass Thormann eine zu grosse Nähe zu Marco Villiger das Amt gekostet haben könnte (siehe Box). Villiger ist ehemaliger Fifa-Chefjurist. Arbeitsrechtlich dürfte dies Thomann vorgeworfen worden sein; strafrechtlich liess er sich indes nichts zu Schulden kommen.

Ist Causa Thomann reiner Zufall?

Auffällig ist: Die Causa Thormann wurde just publik, als Lauber wegen seiner Geheimtreffen mit Infantino selber unter Druck gekommen war. Wollte der Bundesanwalt also von sich ablenken? Die Chronologie der Ereignisse der letzten Wochen lässt diesen Schluss durchaus zu (siehe unten).

Das geschah zuvor:

28. September: Michael Lauber erfährt von den Vorwürfen gegen Olivier Thormann, unternimmt aber nichts.

8. Oktober: Journalisten schicken Bundesanwalt Michael Lauber Fragen zu seinen umstrittenen Geheimtreffen mit Fifa-Präsident Gianni Infantino.

9. Oktober: Lauber verfasst eine Aktennotiz zu den Vorwürfen gegen Thormann, die Lauber bereits seit 28. September bekannt waren. Diese Aktennotiz diente als Grundlage für die Strafermittlungen gegen Thormann und enthielt Vorwürfe der Amtsgeheimnisverletzung sowie der Vorteilsannahme.

2. November: «Der Spiegel» und «Das Magazin» machen die geheimen Treffen zwischen Lauber und Infantino publik.

8./9. November: Die Suspendierung Olivier Thormanns und strafrechtliche Vorwürfe gegen ihn sickern an ausgewählte Medien durch.

9. November: Die Strafermittlungen gegen Thormann werden eingestellt, die Bundesanwaltschaft schweigt.

16. November: Erst jetzt wird publik, dass das Verfahren gegen Olivier Thormann eingestellt wird.

21. November: Michael Lauber verteidigt seine Geheimtreffen mit Infantino, schweigt aber zur Causa Thormann.

Wiederholt sickerten also Informationen rund um die Bundesanwaltschaft an die Öffentlichkeit, als Laubers eigenes Verhalten im Zentrum der Aufmerksamkeit stand.

Fakt ist ausserdem: Seit den Verhaftungen zahlreicher Fifa-Funktionäre in der Schweiz im Mai 2015 und seit Eröffnung des Strafverfahrens gegen Ex-Fifa-Präsident Sepp Blatter im September 2015 sind weit mehr als drei Jahre vergangen. Die Ergebnisse der Bundesanwaltschaft lassen allerdings immer noch auf sich warten.

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