Das Wichtigste in Kürze
- Flüchtlinge sollen möglichst rasch arbeiten, damit sie nicht auf dem Sozialamt landen. Das forderte letzte Woche auch die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe .
- Einige Unternehmen kommen dieser Forderung bereits nach: Sie beschäftigen Flüchtlinge, oder planen entsprechende Ausbildungsprogramme.
- Unternehmen finden Integrationsprogramme für Flüchtlinge grundsätzlich gut, wünschten sich aber tiefere administrative Hürden.
Letzten Frühling hat Ikea Schweiz mit seinem Integrationsprogramm begonnen. Bis jetzt haben es 18 Flüchtlinge absolviert. Vier davon haben nun eine Stelle beim schwedischen Möbelriesen.
Man sei zufrieden, sagt der Projektverantwortliche Lorenz Isler: «Zu Beginn waren wir unsicher, was uns erwartet. Wir sind aber positiv überrascht von den Flüchtlingen. Sie waren sehr motiviert.» Nur ein einziger sei aus dem Projekt ausgestiegen.
Ikea kombiniert das Praktikum mit kulturellen Trainings. Zu Beginn müssen die Menschen aus Eritrea, Äthiopien oder dem Irak lernen, wie die Schweizer Arbeitswelt funktioniert. Zum Beispiel, dass in der Schweiz Pünktlichkeit zählt oder, dass man eine Frau als Chefin haben kann.
Administrative Hürden und Kantönligeist
Schwierigkeiten habe es vor allem beim Aufbau des Programmes gegeben, sagt Isler. Die administrativen Hürden seien hoch, vor allem, weil Ikea sein Programm in verschiedenen Kantonen lancieren wollte: «Es war ein ziemlich grosser Aufwand». Denn die einzelnen Kantone seien unterschiedlich organisiert, teilweise sei es auch schwierig gewesen, so Iseli, an die wichtigen Informationen zu kommen.
Die Ausbildung kann dazu beitragen, den Fachkräftemangel etwas zu lindern.
Das hat man auch bei Micarna gemerkt. Das Unternehmen, das für die Migros Fleisch und Fisch verarbeitet, wollte ebenfalls im letzten Jahr mit einem Programm für Flüchtlinge starten. Doch diese Annahme war zu optimistisch. Man habe den Aufwand und die administrativen Hürden unterschätzt, sagt Kommunikationschef Roland Pfister.
Ein weiter Weg
Im Sommer nun möchte Micarna mit 10-15 Flüchtlingen beginnen. Dabei spielen auch durchaus eigennützige Gründe eine Rolle, kann das Unternehmen doch etliche Stellen nicht besetzen: «Durch die Ausbildung dieser Flüchtlinge können wir allenfalls dazu beitragen, den Fachkräftemangel etwas zu lindern.»
Mit Integrationsprogrammen für Flüchtlinge soll schliesslich also allen geholfen sein, den Unternehmen, die Personal rekrutieren, den Flüchtlingen, die über eine Ausbildung verfügen oder mindestens über ein Referenzschreiben. Doch bei rund 70'000 Menschen mit Bleiberecht in der Schweiz, sind alle bisherigen Bemühungen noch immer ein Tropfen auf den heissen Stein.