- Ein grosser Teil der Brienzerinnen und Brienzer hat sich für die möglichst rasche Umsiedlung aus dem bergsturzgefährdeten Dorf im Graubünden angemeldet.
- Es seien mehr als erwartet, teilte die Gemeinde Albula mit.
- Bis zum Stichtag 30. September seien 40 Anmeldungen für eine definitive Umsiedlung eingereicht worden.
Diese Anmeldungen betreffen 95 Wohnungen in 45 Gebäuden, die meisten davon sind Zweitwohnungen und Ferienhäuser.
Die Gemeinde schätzt aber, dass auch gut 35 Bewohnerinnen und Bewohner ihre Häuser aufgeben und umsiedeln wollen. Nach deren Wegzug lebt noch rund ein Drittel der ursprünglichen Bevölkerung im Ort.
Vor der Evakuierung im November 2024 zählte das Dorf 90 Einwohnerinnen und Einwohner. Nur ein kleiner Teil der bisherigen Bevölkerung hat also noch Hoffnung, je wieder ins Dorf zurückkehren zu können.
Überrascht vom Ausmass der Umsiedlung
Die Bevölkerung von Brienz/Brinzauls wurde gestern Abend über den aktuellen Stand informiert. Einige seien konsterniert gewesen, wie viele Menschen das Dorf tatsächlich verlassen wollen, sagt der Sprecher der Gemeinde Albula/Alvra GR, Christian Gartmann, gegenüber SRF. Das bedrohte Dorf Brienz/Brinzauls ist Teil dieser Gemeinde.
Die langfristige Zukunft des Dorfes mit weiteren Räumungen habe wohl viele zu einem definitiven Wegzug bewogen. Ein Grossteil bleibe im Kanton Graubünden wohnhaft. Einige von ihnen verschlägt es in einen anderen Teil der Gemeinde.
«Sorgen macht man sich auch darüber, was mit den leerstehenden Häusern passieren soll», so Gartmann weiter. Die Wegzug zahlreicher Anwohnerinnen und Anwohner beeinflusse das Dorfleben erheblich. Auch das sei an der Informationsveranstaltung zur Sprache gekommen.
Teile des Dorfes könnten bestehen bleiben
Die Kosten für die Umsiedlung werden zu 90 Prozent von Bund und Kanton getragen. Was mit den aufgegebenen Häusern passieren wird, ist derzeit offen. Gemäss dem Waldgesetz des Bundes müssten sie eigentlich abgebrochen werden.
Allerdings lässt der Bund für denkmalschützerisch wertvolle Gebäude eine Lücke offen. Dies könnte in Brienz zur Anwendung kommen, weil es ein Ortsbild von regionaler Bedeutung sei. «Die Denkmalpflege macht nun eine umfangreiche Analyse, wie wichtig der Erhalt von Brienz/Brinzauls gesamthaft ist und welche Gebäude dafür stehen bleiben sollen», erklärt Sprecher Christian Gartmann.
Die Gemeinde will versuchen, den verbleibenden Brienzerinnen und Brienzern «ein lebenswertes Dorf» zu erhalten. Ein Entscheid darüber, wie Brienz künftig aussehen werde, könne frühestens im kommenden Frühling fallen, sagte Gemeindepräsident Daniel Albertin.