Viele Schulen im Land kämpfen mit Personalmangel: Es fehlt an Lehrerinnen und Lehrern. Quereinsteigerinnen und Fachleute ohne Lehrdiplom springen in die Bresche, Klassenassistenzen und höhere Pensen bei den bestehenden Lehrpersonen sind weitere Rezepte. Eine Angst dabei: Die Schule könnte an Qualität verlieren, wenn es zu viele Lehrerinnen und Lehrer ohne entsprechende Ausbildung gibt.
Im Kanton Solothurn gibt es nun offizielle Zahlen zu diesem Thema: 86 Prozent der Lehrpersonenpensen seien mit Fachleuten besetzt. Das schreibt die Kantonsregierung auf Anfrage aus dem Parlament. Auch im Kanton Zürich gibt es offizielle Zahlen, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Von über 18'000 angestellten Lehrpersonen verfügten dort rund 530 nicht über ein Diplom.
In vielen Kantonen fehlt der Überblick
Auch im Kanton Thurgau haben laut «Tagblatt» knapp 70 Lehrpersonen kein Diplom. Die Zahlen können kaum verglichen werden, da es Unterschiede in der Zählweise gibt. Und in den Kantonen Bern und Aargau zum Beispiel fehlen offizielle Statistiken gänzlich, da die Gemeinden ihre Daten nicht zentral erfassen lassen müssen.
Der Aargauische Lehrerinnen- und Lehrerverband hat sich deshalb mit einer Umfrage beholfen, welche allerdings nicht repräsentativ ist. Gemäss dieser Umfrage haben rund 20 Prozent aller Schulen für ihre Vakanzen nur teilweise qualifiziertes Personal gefunden.
Schon im Sommer dieses Jahres hatte es Forderungen nach einer nationalen Statistik gegeben. Es wäre wichtig zu wissen, wie viele Lehrkräfte ohne adäquate Ausbildung in den Schulzimmern stehen, fand Dagmar Rösler, die Präsidentin der nationalen Lehrerinnengewerkschaft.
Solothurner Regierung will regelmässiges Monitoring
Zahlen hin oder her: Auch die Interpretation der aktuellen Situation fällt je nach Blickwinkel anders aus. Roland Misteli, Geschäftsführer der Lehrpersonengewerkschaft im Kanton Solothurn, sieht nicht in erster Linie die 86 Prozent Lehrpersonen mit Diplom, sondern die 14 Prozent ohne Diplom. «Das ist nicht wenig», sagt er.
86 Prozent haben ein Diplom. Das ist schön. Aber 14 Prozent haben keines.
Die Solothurner Kantonsregierung interpretiert in ihrer Publikation die vorliegenden Zahlen nicht weiter. Sie hält aber immerhin fest, dass auch sie die Sorgen der Schulen teile. «Die Personalrekrutierung wird, insbesondere in der Volksschule, zunehmend schwieriger.»
Zudem erklärt sich die Regierung bereit, künftig ein regelmässiges Monitoring zu machen zu den Qualifikationen der Lehrpersonen im Kanton. «Wir erachten ein solches Monitoring als sinnvolle Grundlage für die Entscheide über Massnahmen zur Bekämpfung des sich abzeichnenden Mangels an Lehrpersonen.»
Das zuständige Thurgauer Amt hatte gegenüber «CH Media» betont, auch Lehrkräfte ohne Qualifikationen seien Leute, «die gerne unterrichten wollen und diese Fähigkeiten mitbringen». Natürlich sei aber der Aufwand für die Begleitung solcher Lehrerinnen und Lehrer grösser.
Fazit: Die Diskussionen zum Lehrpersonenmangel und den richtigen Massnahmen dagegen werden andauern. Mehr oder weniger solide Fakten wären als Basis für diese Debatten wahrscheinlich hilfreich. Im Kanton Solothurn will die Regierung wenigstens diese Basis künftig regelmässig liefern.