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Fachleute sind besorgt Nur jede dritte Schwangere verzichtet auf Alkohol

  • Nur ein Drittel der schwangeren und stillenden Frauen folgen der Empfehlung des Bundesamtes für Gesundheit und verzichten ganz auf Alkohol, dokumentiert das neue Suchtmonitoring.
  • Neue Studien deuten darauf hin, dass auch moderates Trinken der Mutter für das ungeborene oder neugeborene Kind bedenklich sein kann.
  • Die Fachärzte für Gynäkologie sind derzeit dabei, mit Blick auf die Risiken von Alkohol eine neue Informationsstrategie für werdende und junge Mütter zu erarbeiten.

Während der Schwangerschaft und der Stillzeit trinken Frauen in der Schweiz deutlich weniger Alkohol als sonst. Allerdings ist nur jede dritte bereit, ganz auf den Alkohol zu verzichten – das zeigt das neue Suchtmonitoring von Sucht-Schweiz im Auftrag des Bundes.

«Höchstes Risiko für das Kind»

Nur ein Drittel der schwangeren und stillenden Frauen folgen der Empfehlung des Bundesamtes für Gesundheit und verzichten ganz auf Alkohol.

Fast jede sechste Frau trinkt mindestens einmal die Woche Alkohol und einige trinken viel zu viel, sagt Markus Meury, Mediensprecher von Sucht-Schweiz: «Es gibt etwa sechs Prozent der schwangeren und stillenden Frauen in der Schweiz, die mindestens einmal pro Monat vier oder mehr Gläser Alkohol bei einer Gelegenheit trinken. Das heisst: wirklich zu viel Alkohol trinken. Und das ist wahrscheinlich das höchste Risiko für das Kind.»

Es gibt keinen unbedenklichen Alkoholkonsum

Das jüngste Sucht-Monitoring basiert auf Befragungen aus den Jahren 2011 bis 2016. Bis vor wenigen Jahren galt moderates Trinken – also ein Glas Wein oder Bier mal hier, mal da – als unbedenklich für das ungeborene oder neugeborene Kind.

«Neuere Studien ziehen das aber in Zweifel», sagt Markus Meury von Sucht-Schweiz: «Heute geht man davon aus, dass etwa zwei Prozent aller Neugeborenen in der Schweiz mit Alkohol-bedingten Störungen zur Welt kommen.» Deshalb brauche es ein gesellschaftliches Umfeld, das die Frauen nicht noch zum Trinken ermuntere. Und: Ärztinnen und Ärzte müssten ihre Patientinnen besser aufklären über die Risiken.

Gynäkologen arbeiten an Empfehlungen

Thomas Eggimann, Gynäkologe und Generalsekretär der Fachgesellschaft für Gynäkologie sagt, tatsächlich seien sie jetzt daran, ihre Strategie zu überarbeiten: «Die Prävention soll auch da immer wichtiger werden. Aber im Moment gibt es zum Beispiel nicht irgendwelche Leitlinien, die wir irgendwo publiziert haben.»

Doch klar sei: jeder Alkoholkonsum könne dem Kind schaden. Das müssten die Ärztinnen und Ärzte auch so weitergeben. Gar kein Alkohol während der Schwangerschaft – an dieser Botschaft hält auch das Bundesamt für Gesundheit fest.

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