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Fall Berset/Walder Personelle Konsequenzen bei Ringier nach Corona-Indiskretionen?

  • Die Indiskretions-Affäre um Bundesrat Alain Berset, dessen früheren Kommunikationschef Peter Lauener und Ringier-Chef Marc Walder führt angeblich zu personellen Konsequenzen bei Ringier.
  • Marc Walder hat bei der Blick-Gruppe nichts mehr zu sagen, wie die «Schweiz am Wochenende» schreibt. Die Zeitung bezieht sich auf «verlässliche Quellen».
  • Der Chefredaktor ist demnach nicht mehr Walder unterstellt, sondern publizistisch dem Ver­leger Michael Ringier und in Budgetfragen der Gruppen-CEO Ladina Heimgartner.

Zudem obliegen die Ernennung und Absetzung der wichtigsten Ringier-Chefredaktoren nun dem Verwaltungsrat. Die bisher erst intern kommunizierten Änderungen kamen auf Druck der Journalistinnen und Journalisten, wie die Zeitung schreibt. Die Redaktion vertritt den Standpunkt, unabhängig von Walder zu recherchieren.

Unter anderem sollen bis Ende Februar Leitlinien und Regeln aufgestellt werden, um die Trennung zwischen kommerziellem und redaktionellem Geschäft klar zu definieren, so die «Schweiz am Wochenende».

Statement vom Verwaltungsrat der Ringier AG

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Der Verwaltungsrat der Ringier AG publizierte heute unter dem Titel «In eigener Sache» folgendes Statement:

1.       Der Verwaltungsrat von Ringier hat an seiner Sitzung vom 23. Januar 2023 in Übereinstimmung mit dem Gruppen-CEO, Marc Walder, entschieden, die publizistischen Führungsprinzipien innerhalb der Gruppe noch expliziter zu verankern. 

2.       Um dies zu gewährleisten, hat der Verwaltungsrat zusammen mit dem CEO der Ringier AG eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Ladina Heimgartner, Head Global Media und CEO Blick-Gruppe, eingesetzt, die bis Ende Februar einen Vorschlag für ein publizistisches Leitbild für die gesamte Ringier-Gruppe erarbeiten wird. Dieses wird in der Verwaltungsratssitzung im März 2023 vorgestellt, besprochen und verabschiedet. Es wird den Rahmen für sämtliche publizistischen Entscheide bilden und gängige, internationale medienethische Standards widerspiegeln.

3.       Chefredaktor:innen sind bei der Ausübung ihrer publizistischen Aufgabe diesem Leitbild verpflichtet. 

4.       Die publizistische Oberleitung hat der Verleger und Verwaltungsratspräsident, Michael Ringier.

5.       Der Verwaltungsrat steht uneingeschränkt hinter dem CEO und Miteigentümer Marc Walder.

Wiederholte Indiskretionen aus dem Bundesrat

Hintergrund der Affäre: Während der Coronapandemie war es wiederholt zu Indiskretionen aus dem Bundesrat gekommen. Zugleich fiel auf, dass Gesundheitsminister Alain Berset vor allem in den reichweitenstarken Ringier-Medien wohlwollend begleitet wurde. Einvernahmeprotokolle und E-Mails zeigten, dass zwischen Ringier und dem Departement von Alain Berset ein reger Informationsaustausch stattfand, wie die «Schweiz am Wochenende» aufdeckte.

Ringier-Konzernchef Marc Walder.
Legende: Ringier-Konzernchef Marc Walder. Archiv/KEYSTONE/Urs Flueeler

Bersets damaliger Kommunikationschef Peter Lauener übermittelte demnach Ringier-CEO Marc Walder wiederholt vertrauliche Informationen zu Covid-Massnahmen, Impfstoffen, Öffnungsszenarien und dergleichen. In den E-Mails, die er teilweise von einem privaten Konto aus schickte, findet sich oft der Vermerk «wie immer vertraulich» oder «sehr unter uns».

Tagesschau, 21.01.2023, 19:30 Uhr ; 

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