Poetisch, still, beinahe etwas melancholisch – so präsentiert sich der Fasnachts-Spaziergang durch das Klein- und Grossbasel, der am Mittwoch offiziell eröffnet wurde. Gestaltet haben ihn die Jungen Garden der Fasnachts-Cliquén. Auf 32 Stationen können die Spaziergängerinnen und Spaziergänger etwas Fasnacht erleben. Kein Ersatz für die normale Fasnacht, aber immerhin etwas.
Und: Die 32 Stationen bleiben zweieinhalb Wochen aufgebaut. So soll vermieden werden, dass es zu grossen Menschenansammlungen kommt. An die Masken- und Abstandspflicht wird überall erinnert.
Bereits am Mittwochnachmittag waren viele Familien unterwegs, um den Weg abzumarschieren. Aus vielen Handys, welche die Kinder in ihren Händen hielten, erklangen Fasnachts-Märsche. Die Jungen Garden haben mit QR-Codes die wichtigsten Märsche hochgeladen, welche Gross und Klein je nach Station abspielen lassen können.
Schon bei Tage eindrücklich wirkt das «Räpplimeer am Rhybord» – grosse Räppli (Konfetti) sind entlang des Rheinbords auf langen Stangen montiert. Beim traditionellen Kaffi Spitz auf Kleinbasler Seite hat eine Cliqué Larven aus vergangenen Jahren neu bemalt und an einem hohen Totempfahl aufgehängt, und in der vermutlich schönsten Strasse Basels, der noblen Rittergasse, sind an Dachrinnen und Gartenzäunen kleine Laternen befestigt, die den Weg zum Münster weisen. Vor der majestätischen Kulisse des Münsters erstrahlen nachts auf mehreren beleuchteten und riesigen Kuben Laternenmalereien und Verse von früher.
Schon im Herbst zeichnete sich ab, dass auch die diesjährige Basler Fasnacht kaum wird stattfinden können – sicher nicht im gewohnten Rahmen mit Morgestraich, Cortège-Umzug, Kinderfasnacht, Guggenkonzert und Schnitzelbänken. Das Fasnachts-Comité, sozusagen das Steuerungsorgan des Riesenanlasses, startete deshalb bereits im Herbst eine Umfrage bei den Cliquén, um herauszufinden, wie man die Fasnacht trotz Corona würdig begehen könnte.
Das Resultat der Umfrage: «Macht etwas mit den Jungen». Denn die Jungen Garden hatten Motivationsprobleme, weiter am Piccolo oder an der Trommel zu üben, weil die Fasnacht bereits zum zweiten Mal ins Wasser zu fallen drohte. Das Resultat dieser Bemühungen ist der Fasnachts-Spaziergang.
Startete der erste Tag ruhig, steht die Nagelprobe am Wochenende und an den drei Fasnachtstagen von nächster Woche, an der die Fasnacht stattgefunden hätte.
Wer gegen die Auflagen verstösst, hat die Fasnacht nicht begriffen
Wird es dann zu grossen Menschenaufläufen kommen wie beispielsweise in Einsiedeln? Beim Fasnachts-Comité gibt man sich eher gelassen. «Wer gegen die Auflagen verstösst, hat die Fasnacht nicht begriffen,» sagt Felix Rudolf von Rohr, ehemaliger Obmann des Fasnachts-Comité und guter Geist der Fasnacht. «Der Fasnächtler verulkt die Obrigkeit, wenn diese Mist baut. Das ist jetzt während der Pandemie sicher nicht gegeben.» Und bei der Polizei heisst es, man werde verhältnismässig reagieren und den Dialog suchen.