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Feuer beim Aufladen Elektromobil für Senioren brennt, bezahlen will niemand

Das Wichtigste in Kürze

  • Um im Alter mobil zu bleiben, leistet sich ein Ehepaar zwei Elektromobile.
  • Eines fängt beim Laden Feuer.
  • Obwohl die Garantie läuft, will der Hersteller keine Kosten tragen. Auch die Hausratsversicherung bezahlt nicht.
  • Erst nach Intervention des «Kassensturz» übernimmt die Versicherung die 24 000 Franken.

«Ich denke gar nicht mehr daran, wie alt ich bin, das ist wunderbar», sagt Alice Wiederkehr, 88 Jahre alt, wenn sie von ihrem Elektromobil schwärmt. «Wir können wohin wir wollen und das gemeinsam», so ihr Ehemann Fritz Wiederkehr, 94.

Noch ein Jahr später sitzt das Trauma tief

Doch im Sommer 2017 wird das unbeschwerte Reiseglück der beiden getrübt. Während des Ladevorgangs in der Garage geriet das Fahrzeug von Fritz Wiederkehr in Brand. Sein Mobil war komplett zerstört, auch das Mobil seiner Frau daneben, erlitt einen Totalschaden. Alice Wiederkehr erinnert sich: «Da war überall Rauch, schwarzer, beissender Rauch.»

Der Brand ist ein Jahr her, doch vergessen ist er noch lange nicht. Noch immer beschäftigt er Fritz Wiederkehr: «Ich erwache häufig in der Nacht, es kommt immer wieder hoch, macht mich nervös.»

Der Hersteller schiebt den Kunden die Schuld zu

Beim Fahrzeug handelt es sich um das Modell Magnum Mobil der Firma Steck. Kosten: rund 25 000 Franken. Die Haftpflichtversicherung des Ehepaars, die Mobiliar, bezahlte nur einen Teil des Schadens. Nicht jedoch das Steck-Mobil. Denn: Zugelassene «motorisierte Fahrzeuge» decke die Hausratsversicherung nicht.

Schwiegersohn Dante Hauri ging davon aus, dass die Firma Steck das Geld zurückbezahlt. Denn noch war eine Garantiefrist am Laufen. Doch davon will Steck nichts wissen. Hauri war sehr erstaunt, als die Firma Steck schrieb: Sie hätten das Fahrzeug untersucht. Es gebe klare Beweise für eine Fehlbedienung, denn das Fahrzeug sei mit eingestecktem Zündschlüssel aufgeladen worden. Dazu schickte die Firma ein Bild eines verkohlten Schlüssels und Zündschloss mit.

Steck schreibt: Auf einem Kleber und in der Betriebsanleitung hätten sie darauf aufmerksam gemacht, dass beim Ladevorgang der Zündschlüssel herausgezogen und der Hauptschalter ausgeschaltet werden müssen. Wiederkehrs hätten den Ladevorgang aber mit eingestecktem Zündschlüssel gestartet, behauptet Steck.

«So ein Fahrzeug darf man nicht verkaufen!»

Das ärgert Schwiegersohn Dante Hauri: «Dass dies zu einem Brand führen kann, ist nicht nachvollziehbar», kritisiert er. «Wenn ein Fahrzeug brennt, weil ein Senior vergisst, den Schlüssel abzuziehen, darf man das nicht verkaufen.»

Die Firma Steck wollte kein Interview geben, nach Anfrage von «Kassensturz» gaben sie ein Jahr nach dem Brand eine forensische Untersuchung in Auftrag und betonen, es sei ein Einzelfall. Es sei kein Fehler am Fahrzeug, der zum Brand geführt habe. Sie hätten jedoch alle Kunden gewarnt.

Rentner in einem Elektrofahrzeug.
Legende: Fritz Wiederkehr geniesst wieder die Mobilität – mit einem neuen Elektrofahrzeug. SRF

Plötzlich bezahlt die Versicherung doch

Auf Anfrage von «Kassensturz» reagierte die Hausratsversicherung Mobiliar und entschuldigt sich: Es sei ein Fehler passiert, seit 2016 seien auch zugelassene Fahrzeuge in der Hausratsversicherung inbegriffen.

Trotz ihrer traumatischer Erfahrung möchten Fritz und Alice Wiederkehr ihre geliebte Mobilität nicht mehr missen. Deshalb kauften sie neue Elektromobile. Doch diesmal haben sie sich für eine andere Marke entschieden.

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