- Das Staatssekretariat für Migration empfiehlt drei Massnahmen, um Flüchtlinge künftig besser in den Schweizer Arbeitsmarkt zu integrieren.
- Dazu gehören eine Informationsplattform für Arbeitgeber, ein Jobcoach für Betroffene und finanzielle Anreize.
- Ein Effort ist nötig: Im Schnitt geht nach sieben Jahren in der Schweiz nur jeder zweite Flüchtling einer geregelten Arbeit nach.
In der Schweiz leben rund 60'000 Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene, die nicht arbeiten und Sozialhilfe beziehen. Das seien zu viele, sagt Eduard Gnesa.
Laut dem Beauftragten Flüchtlinge und Wirtschaft des Bundes ist die Situation auch andernorts nicht zufriedenstellend: «Auch andere Länder wie Deutschland oder Schweden haben keine bessere Situation», sagt er. Trotzdem müsse die Situation in der Schweiz verbessert werden.
Viele offene Lehrstellen
Im Auftrag des Bundes hat Gnesa deshalb nach Lösungen gesucht. Zu diesem Zweck hat er mit einer Vielzahl von Unternehmen gesprochen. Die wichtigste Erkenntnis dabei ist, dass die Arbeitgeber grundsätzlich bereit sind, Flüchtlinge anzustellen.
Viele Firmen suchten nach Arbeitskräften, viele verfügten auch über unbesetzte Lehrstellen: «Deshalb sind anerkannte Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene eigentlich willkommen», so der frühere Sonderbotschafter für Migrationsfragen.
Mangelnde Ausbildung und Sprachkenntnisse
Der Wille der Wirtschaft wäre also da. Trotzdem finden viele Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene keine Arbeit, stellt Gnesa fest:
- Viele Flüchtlinge verfügen über eine nur ungenügende Ausbildung.
- Oftmals bilden auch mangelhafte Sprachkenntnisse eine unüberwindbare Hürde.
Um Flüchtlinge besser auszubilden, bieten seit diesem Sommer 18 Kantone eine so genannte Integrationsvorlehre an. Helfen soll auch eine weitere, bereits beschlossene Massnahme: Ab Mai 2019 zahlt der Bund den Kantonen für jeden Flüchtling eine Integrationspauschale von 18'000 Franken. Bisher waren es nur 6000 Franken.
Bezugspersonen und Info-Plattform
Gnesa schlägt nun vor, dass die Kantone einen Teil dieses zusätzlichen Geldes ausgeben, um so genannte Jobcoaches anzustellen: Jeder Flüchtling hätte dann einen Betreuer, der ihm den Einstieg in die Arbeitswelt erleichtert.
Dabei gehe es oft um simple Fragen, wie etwa jener, wann am Morgen die Arbeit beginnt: «Bei uns ist das acht Uhr. Doch vielleicht kommen sie erst um halbneun. Das ist nicht böse gemeint. Es entspricht aber einem anderen Verständnis von Arbeit», nennt Gensa ein Beispiel.
Zudem bräuchten die Unternehmen laut Gnesa eine Internetplattform mit den wichtigsten Informationen, was sie bei der Anstellung von Flüchtlingen zu beachten hätten.
Viele bringen gute Voraussetzungen mit
Jobcoaches, bessere Informationen und mehr Geld: Eduard Gnesa ist zuversichtlich, dass damit die Erwerbsquote unter den anerkannten und vorläufig aufgenommenen Flüchtlingen verbessert werden kann: «Ich verspreche mir schon mehr, als bisher geschehen ist.»
Denn grundsätzlich brächten mehr als zwei Drittel der Flüchtlinge die Voraussetzungen mit, um eine Stelle zu finden.
Tatbeweis der Arbeitgeber gefordert
Auch die Hilfswerke hoffen auf eine positive Entwicklung, wie Peter Meier von der Schweizerischen Flüchtlingshilfe sagt. Es sei eine erfreuliche Nachricht, dass die Arbeitgeber bereit seien, Flüchtlinge einzustellen.
Allerdings: «Sie müssen jetzt den Tatbeweis erbringen.» Tatsächlich wird sich erst noch zeigen müssen, ob in nächster Zeit mehr Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene eine Arbeit finden.