Die Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU sind derzeit stabiler als auch schon. Ein neues Vertragspaket ist ausgehandelt, nun bleibt abzuwarten, ob das Stimmvolk diesem zustimmt.
Als Folge des verbesserten Verhältnisses ist die Schweiz seit Anfang Jahr auch wieder bei den europäischen Forschungsprogrammen mit dabei.
Zusammenarbeit mit Europa enorm wichtig
Das ist wichtig, denn die EU ist für den Schweizer Forschungsstandort zentral. Torsten Schwede, Präsident vom Schweizer Nationalfonds sagt es so: «Die Hälfte der Forschungszusammenarbeiten hat die Schweiz mit den europäischen Partnerländern.»
Man kann keine Champions-League der Forschung auf nationaler Ebene nachbasteln.
Wie wichtig diese Zusammenarbeit ist, hätten nicht zuletzt auch die letzten Jahre gezeigt, so Schwede. So habe die Schweiz nach dem Ausschluss von Horizon Europe versucht, dieses Programm nachzubauen. «Doch das funktioniert nicht. Man kann keine Champions-League der Forschung auf nationaler Ebene nachbasteln.»
Seit Anfang Jahr ist die Schweiz nun wieder dabei, bei dieser Champions-League. Doch das Ganze steht auf wackligen Beinen und dürfte davon abhängig sein, wie es mit dem ausgehandelten Vertragspaket weitergeht.
EU-Aussenpolitik mit Forschungszugang
Kommt hinzu: Die EU nutzt den Zugang zu ihren Forschungsprogrammen zunehmend als aussenpolitisches Druckmittel, um ihre Interessen durchzusetzen, wie Simon Zemp von der Denkfabrik «Foraus» erläutert.
«Die EU-Kommission hat grossen Einfluss beim Zugang zu Forschungsprogrammen – und Grossbritannien, Israel oder Ungarn haben das zu spüren bekommen.» So drohte die EU-Kommission etwa Israel kürzlich mit einer Einschränkung des Zugangs zu Horizon Europe aufgrund der humanitären Lage im Gazastreifen.
Sicherheitsvorbehalte der EU?
Doch nicht nur hier droht der Schweizer Forschungszusammenarbeit Ungemach. In Zeiten der geopolitischen Verwerfungen lege die EU in ihrer Forschungszusammenarbeit zunehmend einen Fokus auf Sicherheitsstandards im Wissensaustausch, so Zemp.
Es werde vermehrt darauf geachtet, ob bei der Forschungszusammenarbeit gewisse Standards eingehalten würden. «Das bringt die Drittstaaten – wie die Schweiz – in eine etwas ungemütliche Lage.»
Künftig könnten Drittländer deshalb in sensiblen Bereichen wie beispielsweise der Cyber- oder Drohnen-Forschung aus EU-Programmen ausgeschlossen werden – um Sicherheitsrisiken zu minimieren.
Die aktuell international turbulenten Zeiten stellen also auch die Schweizer Forschungszusammenarbeit vor Herausforderungen.