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«Die Kunst war das einzige, das sie mitnehmen konnten.»
Aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 04.05.2022. Bild: SRF
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Geflüchtete Artistinnen Ukrainische Flüchtlinge erzählen auf der Bühne vom Krieg

Geflüchtete Artistinnen, Tänzerinnen und Sängerinnen erzählen auf der Bühne in einer Aarauer Industriehalle ihre Fluchtgeschichte.

Unter den bisher rund 45'000 Geflüchteten aus der Ukraine in der Schweiz hat es diverse Kunstschaffende. 25 von ihnen stehen bald in Aarau auf der Bühne: Artistinnen, Musikerinnen, Tänzerinnen, die normalerweise bei Grossproduktionen wie «Cirque de Soleil» auftreten. Sie arbeiten an einem Programm für die Bühne in der Aeschbachhalle in Aarau.

Die internationalen Künstlerinnen setzen ein bedrückendes Thema um. In das Stück namens «L’VIV-VIVID (Lemberg – lebendig)» fliesse die persönliche Fluchtgeschichte aller Mitwirkenden ein, erzählt Initiant Dominic Ulli. Der Showproduzent versteht das Projekt, vom Erlebten im Ukraine-Krieg auf der Bühne zu erzählen, als Zeichen der Hoffnung. Regisseur Ulli hat einen persönlichen Bezug zur Ukraine. Er hat dort Shows produziert und befand sich bei Kriegsausbruch im Land.

Probesaal
Legende: Die Bühne, ein Kinderwagen und die Künstlerinnen. 25 ukrainische Flüchtlinge proben in Aarau gemeinsam ein Stück, das ab dem 12. Mai aufgeführt wird. Bruno von Däniken/SRF

Zehn Tage lang wird in Aarau für das Stück geprobt. «Es geht um eine Frau, die mit ihrer Tochter aus der Ukraine flieht. Es geht um ihre Reise in eine ungewisse Zukunft in Richtung Westen», so Initiant Dominic Ulli. «Es ist keine Show, es ist eine Art Theater oder Musical. Ein Kunstprojekt aus Musik, Tanz, Malerei und Zirkus-Elementen», erklärt er. Ein Theater mit Text sei wegen der Sprachbarriere nicht möglich, deshalb arbeite man vor allem visuell.

Die Kunst war das einzige, das die Frauen auf ihrer Flucht mitnehmen konnten.
Autor: Dominic Ulli Regisseur und Showproduzent

Die Künstlerinnen könnten auf ihre ukrainische Kultur stolz sein, könnten ihr Können beweisen und mit ihren Darbietungen das Publikum berühren, erhofft sich Regisseur und Showproduzent Ulli. Die Künstlerinnen und Künstler sollen dank des Projekts nach ihrer Odyssee durch Europa wieder Boden unter den Füssen spüren. «Die Kunst war das einzige, das sie mitnehmen konnten.»

Einnahmen für die Ukrainerinnen

Eine lokale Eventfirma und der Hallenbetreiber unterstützen das Projekt genauso wie die Schweizer Zirkus- und Artistikszene. 40 Prozent der Einnahmen des Stücks gehen an die Künstlerinnen, 20 Prozent an die Produktionskosten. Mit dem Rest sollen nach dem Krieg Kulturinstitutionen in der Ukraine unterstützt werden.

Das Ziel seien möglichst viele Shows zu machen, damit die Artistinnen auch Geld verdienen könnten, sagen die Organisatoren. Bis jetzt sind ab dem 12. Mai drei Vorstellungen geplant. Noch läuft der Vorverkauf aber nicht überragend, gesteht Regisseur Dominik Ulli.

Mit dem Körper in Aarau, mit dem Kopf in der Heimat

Die Künstlerinnen wohnen an verschiedenen Orten in der Schweiz. Eine von ihnen ist Iryna Zaichenko, Choreografin und professionelle Tänzerin. Sie war in Kiew, als der Krieg losging. Nach einem Monat flüchtete sie, als die russischen Truppen die Stadt immer mehr einkreisten. Über Polen und Litauen kam sie in die Schweiz, weil sie von Bekannten vom Projekt in Aarau gehört hatte. Eigentlich wolle ihr Körper nicht tanzen, aber sie freue sich auf die Vorstellung – auch weil sie ein Stück ukrainische Kultur zeigen könne, so Zaichenko.

Ich möchte unseren Geist, unsere Liebe, unsere Stärke zeigen.
Autor: Katya Che Sängerin und Komponistin aus der Ukraine

Auch Katya Che, Sängerin, Komponistin und Schauspielerin, spielt in Aarau mit. Sie singt ein Lied über den Krieg, das sie selbst komponiert hat. «Ich möchte zeigen, dass die Situation schlimm ist. Aber ich möchte auch unseren Geist, unsere Liebe, unsere Stärke zeigen. Wir zeigen, wie wir zusammenkommen und Frieden finden, durch Kunst.»

Sie sei glücklich, in der Schweiz zu sein, meint Che. Sie sei zwar alleine hier – aber mit Landsleuten. Sie habe also Glück gehabt. Und natürlich sei es schwierig, ständig beängstigende Neuigkeiten aus der Heimat zu erhalten. Jede Minute seien diese Nachrichten präsent, genau deshalb helfe ihr das Projekt. «Ich möchte die Herzen der Leute berühren.»

Regionaljournal Aargau Solothurn, 03.05.2022, 17:30 Uhr;

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