Die Zahl ist eindrücklich: Sechs Milliarden Zigarettenstummel werden in der Schweiz jedes Jahr auf den Boden geworfen – ob auf dem Spielplatz, an der Bushaltestelle oder im Park. Das verursacht nicht nur hohe Reinigungskosten, es schadet auch der Umwelt.
Neuste Studien gehen davon aus, dass ein einziger Zigarettenstummel bis zu 1000 Liter Wasser verschmutzen kann. Doch wie lässt sich dieses Problem entschärfen? Seit 2022 tauschen sich Tabakbranche, Detailhändler, Umweltverbände, Kantone und Gemeinden darüber aus – an einem runden Tisch, einberufen vom Bundesamt für Umwelt.
Nun werden einige Ideen gegen das Zigaretten-Littering in drei Schweizer Städten getestet: Feldversuche gibt es in Basel, Aarau und Zürich. Unter anderem wurden Dispenser mit Einweg-Aschenbechern aufgestellt. In Basel werden solche an sechs ÖV-Haltestellen getestet, in Zürich auf der Blatterwiese direkt am See.
Diese Einweg-Aschenbecher aus Karton sehen aus wie kleine Pommes-Tüten. Sie lassen sich mit einem faltbaren Deckel schliessen. Die Idee dahinter ist simpel: Wer raucht, soll seine Zigarettenstummel einfach und sauber entsorgen können.
Denn einer der Hauptgründe fürs Zigaretten-Littering ist Bequemlichkeit, zeigt eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz. Ist kein Kübel in der Nähe, dann wird der Stummel einfach weggeschnippt. Der Aufwand, einen Aschenbecher zu suchen, wird häufig als nicht zumutbar empfunden.
Der Einweg-Aschenbecher könnte dem entgegenwirken, glaubt Tobias Nussbaum, Sprecher von Entsorgung und Recycling Zürich. «Wir wollen Raucherinnen und Raucher dazu bewegen, dass sie ihre Stummel nicht auf der Wiese liegen lassen, sondern in diesem Aschenbecher sammeln und dann entsorgen.»
Ein Interesse am Gelingen des Versuchs hat nicht nur die Stadt Zürich, sondern auch die Wirtschaft. So beteiligt sich etwa Denner, einer der grössten Zigarettenverkäufer im Land, aktiv am Projekt und unterstützt es auch finanziell. Über die genaue Höhe der Beteiligung wird nichts kommuniziert.
Mehrweg-Aschenbecher haben nicht funktioniert
Lisa Züger, die bei Denner für Nachhaltigkeit und Wirtschaftspolitik verantwortlich ist, zeigt sich überzeugt vom Potenzial einfacher Lösungen. Besonders die Einweg-Taschenaschenbecher hält sie für einen vielversprechenden Ansatz, um das Littering-Problem zu entschärfen.
Versuche mit Mehrweg-Aschenbechern hätten bisher nicht den gewünschten Erfolg gebracht. «Mit den Einweg-Aschenbechern macht man es den Leuten wesentlich einfacher», sagt Lisa Züger von Denner.
Ob das zutrifft, wird nun untersucht. Während neun Wochen, in denen das Pilotprojekt läuft, misst die Stadt Zürich regelmässig, ob sich die Zahl der achtlos weggeworfenen Zigarettenstummel tatsächlich verändert.
Das Projekt werde dann wissenschaftlich ausgewertet, sagt Martin auf der Landwehr von Fehr Advice. Das Beratungsunternehmen begleitet die Feldversuche. «Anhand der wissenschaftlichen Auswertung soll dann entschieden werden, ob das Projekt schweizweit ausgeweitet werden soll.»