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Gleichgeschlechtliche Ehe «Die Kirche hat eine Art Sexualneurose»

Die zuständige Kommission des Nationalrats will die Ehe grundsätzlich auch für homosexuelle Paare öffnen. Doch wie sieht das die Kirche? SRF News hat beim Kirchenratspräsidenten nachgefragt.

Michel Müller

Kirchenratspräsident

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Seit dem 1. Mai 2011 Kirchenratspräsident der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich. Ausserdem ist er Präsident des deutschschweizerischen Konkordats zur Pfarrausbildung.

SRF News: Michel Müller, wie beurteilen Sie diesen Schritt hin zu einer «Ehe für alle»?

Michel Müller: Persönlich freue ich mich. Es ist an der Zeit, diesen Schritt zu tun. Wir sind als Zürcher Kirche schon seit 20 Jahren sehr positiv eingestellt gegenüber verschiedenen Liebesformen, so kann man da auch einen Schritt weiter machen.

Die «Ehe für alle» ist kirchenintern umstritten. Warum?

Ganz verstehe ich das ehrlich gesagt nicht immer. Das muss ich ganz offen sagen. Die Kirche hat da irgendwie eine Art Sexualneurose. Man ist da irgendwie in allen Religionen in derselben Thematik. Ich meine, man sollte sich doch einfach freuen über die Liebe. Das ist der Kernauftrag der Kirche. Insofern kann ich das nicht ganz verstehen. Aber ich nehme das auch zur Kenntnis, dass es da immer wieder grosse Diskussionen gibt.

Wenn nun lesbische und schwule Paare vor dem Standesamt heiraten, würde das die Diskussionen in der Kirche wieder beschleunigen?

Ich denke, es gäbe wieder einen Ruck. Wir haben in den letzten Jahren eigentlich nichts mehr getan. Die eingetragene Partnerschaft ist liturgisch nicht eingetragen worden. Man kann keine Trauungen machen, man hat einfach Segnungsfeiern. Man müsste sich wieder weiter entwickeln. Ich gehe davon aus, dass sich ein rechter Teil der Kirche dem staatlichen Wandel auch anschliessen würde.

Das Gespräch führte Matthias von Wartburg.

Was sagen Teile der Katholiken?

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Das Bistum Chur verweist in der Frage auf Papst Franziskus, der im Schreiben ‹Amoris Laetitia› (251) festhält: «Was die Pläne betrifft, die Verbindungen zwischen homosexuellen Personen der Ehe gleichzustellen, gibt es keinerlei Fundament dafür, zwischen den homosexuellen Lebensgemeinschaften und dem Plan Gottes über Ehe und Familie Analogien herzustellen, auch nicht in einem weiteren Sinn.»

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