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Berset im Interview: «Sämtliche Leute sollen guten Zugang zu Tests haben»
Aus Tagesschau am Vorabend vom 05.03.2021.
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Gratis (Selbst-)Tests für alle Testoffensive in der Schweiz – wieso erst jetzt, Herr Berset?

Es brauche mehr Tests und mehr Impfungen, um die Situation unter Kontrolle zu halten, betont Bundesrat Alain Berset. Erst dann könne man weitere vorsichtige Öffnungsschritte erwägen.

Alain Berset

Alain Berset

Bundespräsident

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Alain Berset ist seit 2012 Bundesrat und Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI). Für das Jahr 2023 ist Berset zudem Bundespräsident. Er wurde 1972 geboren, studierte an der Universität Neuenburg Politik- und Wirtschaftswissenschaften, die er 2005 mit dem Doktorat abschloss. Der Sozialdemokrat war für den Kanton Freiburg im Ständerat und übte dort 2008 und 2009 das Amt des Ständeratspräsidenten aus. Neben seinem politischen Mandat präsidierte Berset den Westschweizer Mieterinnen- und Mieterverband und die Schweizerische Vereinigung zur Förderung der AOC/IGP.

Ende 2023 wird Alain Berset nicht mehr als Bundesrat kandidieren.

SRF News: Herr Bundesrat, wie oft sind Sie schon getestet worden?

Alain Berset: Ach, das habe ich nicht gezählt. Fünf-, sechsmal vielleicht. Und, Gott sei Dank, nie positiv. Ich habe verschiedene Tests gemacht, auch Abstrich in der Nase. Das war nicht gerade angenehm, aber ok.

Sie haben heute eine massive Ausweitung des Testregimes angekündigt. Wo soll überall getestet werden?

Die Idee ist, dass wirklich alle Leute guten Zugang zu den Tests haben. Vor allem auch die Asymptomatischen, die ja auch krank sein können; es ist von grossem Vorteil, wenn man das weiss. Man soll in Schulen, in Universitäten, in Unternehmen und in Apotheken testen können. Die Kosten werden alle vom Bund übernommen. Wenn es dann noch Selbsttests gibt, kann man das auch zu Hause machen.

Wir müssen sicherstellen, dass die Qualität der Selbsttests genügend hoch ist.

Zu den Selbsttests: In anderen Ländern gibt es sie schon. Wann werden sie in der Schweiz zugelassen?

Ich hoffe, in den nächsten Wochen. Wir müssen einfach sicherstellen, dass die Qualität genügend hoch ist. Das Resultat, ob positiv oder negativ, muss dann auch wirklich stimmen.

In Deutschland ist die Qualität offenbar genügend. In der Schweiz reicht es noch nicht?

Es gibt noch eine kleine Differenz, und es gibt noch einige Punkte, die man organisieren muss in der Schweiz, dass sie zum Beispiel in drei Sprachen zugänglich sind. Aber ich hoffe, dass die Tests sehr bald zugänglich sind.

Die ganze Schweiz fragt sich: Warum kommt diese Ausweitung der Teststrategie erst jetzt?

Diese Ausweitung ist Teil einer Gesamtstrategie, die der Bundesrat in diesem Jahr entwickelt hat. Mit dem Impfen und den immer besseren Möglichkeiten zum Testen kann man die Pandemie gut begleiten. Das erlaubt auch, Lockerungsschritte vorzusehen. Sehr vorsichtig, denn die Situation ist immer noch sehr fragil.

Es musste auch zuerst der Moment kommen, wo die Tests verfügbar sind. Es gibt neue Tests, die Speicheltests, es gibt die Möglichkeit, die Tests im Pool auszuwerten, jetzt kommen dann auch die Selbsttests, und natürlich brauchte es auch Vorbereitung für die Labore und alle anderen Akteure, die die Teststrategie umsetzen müssen.

Der Kanton Graubünden fährt schon seit drei Monaten eine ausgebaute Teststrategie. Warum wäre das nicht früher für die ganze Schweiz möglich gewesen?

Das haben wir genau beobachtet, und es war interessant zu sehen, was funktioniert und was nicht. Wir haben auch in anderen Ländern gesehen, dass hin und wieder gross angekündigt wurde, das ganze Land zu testen, und dann hat das überhaupt nicht funktioniert. Man muss schon bescheiden bleiben; logistisch ist das keine einfache Übung.

Wenn 80 Prozent der Arbeitnehmenden jede Woche getestet werden, müssen Kontaktpersonen nicht in Quarantäne.

Es geht jetzt darum, mit einem entsprechenden kantonalen Konzept noch viel dezentraler testen zu können – in den Schulen, den Unternehmen, in den Universitäten. Die Unternehmen können zum Beispiel auch davon profitieren: Wenn 80 Prozent der Arbeitnehmenden eines Unternehmens jede Woche getestet werden, dann müssen die Kontaktpersonen nicht in Quarantäne, wenn ein positiver Fall auftritt.

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Berset: «Die nächsten Wochen sind Match-entscheidend»
Aus News-Clip vom 05.03.2021.
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Sie haben auch kommuniziert, dass mit dieser Teststrategie die schrittweise Öffnung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens unterstützt werden soll. Das heisst doch: Ab dem 22. März kann man deutlich mehr öffnen?

Nein, man muss das im Gesamtkonzept sehen. Wir müssen vorsichtig bleiben, die Situation ist immer noch sehr fragil. In umliegenden Ländern steigen die Zahlen wieder, es wird wieder geschlossen. Das sollten wir verhindern. Deshalb vorsichtige Öffnungsschritte, die der Bundesrat schon aufgegleist hat, und parallel dazu mehr Impfen und mehr Testen.

Sie sind darauf angewiesen, dass die Leute mitmachen beim Testen, und das werden sie nur, wenn sie weitere Lockerungen bekommen.

Wir sind am Lockern, wir sind am Öffnen…

… aber Sie haben noch keine weiteren Öffnungsschritte beschlossen.

Diese Woche gab es einen der grössten Lockerungsschritte. Jetzt werden die nächsten Wochen matchentscheidend sein. Wir haben das Risiko einer dritten Welle, das sieht man ja in anderen Ländern. Wenn wir die Situation unter Kontrolle haben wollen, dann braucht es mehr Tests, mehr Impfungen, und dann kann man vorsichtig öffnen.

Das Gespräch führte Urs Leuthard.

Heute Abend in «10 vor 10»

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Mehr zum Thema in «10 vor 10», um 21:50 Uhr auf SRF 1.

Tagesschau, 05.03.2021, 18:00 Uhr;

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