- Die Grünliberalen hätten eine «Schlüsselrolle» gespielt, war in der Presse zu lesen, nachdem die Rentenreform im Parlament angenommen wurde.
- Es waren dies willkommene Schlagzeilen für eine Partei, die bei den letzten nationalen Wahlen Sitze verloren hatte.
- Doch: Das «Zünglein an der Waage» zu sein, bringe der GLP nicht mehr Wählerstimmen, sagt der Politologe Daniel Bochsler.
Die Grünliberalen positionieren sich mal links, mal bürgerlich. Damit verhelfen sie dem jeweiligen Lager zum Durchbruch. Dies gilt nicht nur für das nationale Parlament, sondern auch für Kantone: In Basel-Stadt, Neuenburg oder der Waadt geben die Vertreter der GLP häufig den Ausschlag. In Basel-Stadt etwa sind das linke und das bürgerliche Lager fast genau gleich stark, dazwischen befinden sich drei Grünliberale.
Aus der Not eine Tugend machen
Der Politikwissenschaftler Daniel Bochsler sagt, dass diese Funktion als Zünglein an der Waage für die Grünliberalen durchaus positiv sein kann: Der Überraschungseffekt durch die flexiblen Allianzen verhelfe der GLP zu mehr Aufmerksamkeit in den Medien. «Sie werden als weniger ideologische Kraft wahrgenommen als andere Mitte-Parteien», so Bochsler.
Die GLP Basel-Stadt versucht, genau dies auszunutzen. Die Partei hat im Parlament nur noch drei Sitze und damit keine eigene Fraktion mehr. Deshalb versuche man, aus der Not eine Tugend zu machen, sagt Präsidentin Katja Christ.
Man konzentriere sich speziell auf jene Geschäfte, bei denen Linke und Bürgerliche geschlossen abstimmen. Es sind dies jene Geschäfte, bei denen die GLP den Unterschied macht, das Zünglein an der Waage spielt. Christ sagt dazu: «Wir spüren da eine grosse Verantwortung.»
Die Grünliberalen brauchen vor allem ein klares, starkes Profil.
Mehr Präsenz in den Medien heisst aber nicht unbedingt mehr Wählerstimmen. Denn die Zünglein-an-der-Waage-Rolle eigne sich nicht als Strategie für mehr Gunst bei den Wählern, sagt Politologe Bochsler: «Sie brauchen vor allem ein klares, starkes Profil.» Nur so könne sich die GLP eine Basis schaffen, um als Partei längerfristig zu überleben. «In diesem Bereich haben die Grünliberalen durchaus noch Schwierigkeiten», stellt er fest.
Wenn die GLP also nicht nur positive Schlagzeilen will – wie letzte Woche bei der Rentenreform – sondern wieder mehr Sitze gewinnen, dann ist nicht so sehr Flexibilität als viel mehr Verbindlichkeit bei den Positionen gefragt.