- Der Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer fordert in einem Positionspapier, das SRF vorliegt, obligatorische Kurse für Eltern.
- Damit soll die Medienkompetenz ihrer Kinder gestärkt werden.
- So sollen die enormen Herausforderungen, die Instagram, Tiktok und auch der Einsatz von KI mit sich bringen, gemeistert werden.
- Der Vorschlag wird kontrovers diskutiert.
Zwischen Faszination und Sucht – es ist ein schmaler Grat. Viele Jugendliche sind ständig und stundenlang auf Social Media. Für die Schulen ist dies eine enorme Herausforderung, warnt die oberste Lehrerin: «Wir hören von Schulen, dass der Umgang mit sozialen Medien zunehmend schwierig wird. Dass er auch nicht nur Jugendliche betrifft, sondern zunehmend jüngere Kinder», erklärt die Präsidentin des Dachverbandes Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, Dagmar Rösler.
Handelt es sich um nun also einen Hilferuf? Ein Stück weit sei es die Suche nach einem Weg, wie man diesen grossen Belastungen entgegentreten könne, so Rösler.
Das neue Positionspapier umfasst Punkte wie die Stärkung der Medienkompetenz oder strengere Gesetze. Am meisten zu reden geben dürften jedoch die obligatorischen Kurse für die Eltern von Kindern an der Volksschule. «Das ist ein strittiger Punkt, das ist uns bewusst. Es darf aber nicht als Mahnfinger an alle Erziehungsberechtigten gesehen werden, sondern als gemeinsamer Weg», erklärt Rösler weiter.
Bei der Umsetzung hapert’s
Im Schulhaus Petermoos im zürcherischen Buchs sind Handys im Schulalltag verboten. «Ja, aber», sagt die Schulleiterin Evelyne Meister zum Vorschlag, künftig auch die Eltern mit obligatorischen Kursen mehr in die Pflicht zu nehmen: «Ich finde es grundsätzlich eine gute Idee, dass sich die Eltern in Fragen der Digitalität weiterbilden müssen.»
Sie habe aber gelesen, dass die Kurse obligatorisch sein sollen. Das fände sie zwar gut, aber: «Ich frage mich einfach, wie es umsetzbar ist, wer die Kontrolle macht. Ist es die Schule oder die Gemeinde?»
Was geschieht, wenn die Verpflichtung nicht eingehalten würde? Was sind die Konsequenzen? Da hat man 1000 Fragen.
Laut aktuellen Studien besitzen praktisch alle Jugendlichen in der Schweiz ab 12 Jahren ein Handy und nutzen die sozialen Medien. Was das für Probleme mit sich bringe, werde unterschätzt, ist die Aargauer Bildungsdirektorin Martina Bircher überzeugt. Sie hat deshalb im ganzen Kanton bereits ein Handyverbot an Schulen eingeführt.
Doch obligatorische Kurse für Eltern gingen zu weit. «Was geschieht, wenn die Verpflichtung nicht eingehalten würde? Was sind die Konsequenzen? Da hat man 1000 Fragen. Selbst wenns eine rechtliche Grundlage gibt, was es heute noch nicht mal gibt», so die SVP-Regierungsrätin Bircher. Daher sei der Vorschlag des Dachverbands momentan nicht umsetzbar.
Lernen von Gemeinden mit Erfahrung
«Wie die Umsetzung dann vollzogen werden soll, das müssen wir tatsächlich diskutieren», gibt Rösler zu. Es dürfe nicht einfach den Schulen zugeordnet werden. «Gleichzeitig gibt es ja bereits Gemeinden und Kantone, die solche Anlässe durchführen, vielleicht können wir von ihnen lernen.»