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Hitzeresistente Bäume In der Stadt Zürich findet man immer mehr Marroni

Auch diesseits der Alpen wachsen immer mehr Esskastanien. In der Stadt Zürich hat sich die Anzahl der Bäume in den letzten drei Jahren verdreifacht.

Luca Bronzini bückt sich unter dem Kastanienbaum und wird sogleich fündig: «Das ist eine Marroni, die genügend gross ist, um gegessen zu werden.» Der Co-Projektleiter von «Stadtzürcher Maroni» steht in einer beruhigten Quartierstrasse im Zürcher Kreis 7. Hier wachsen mehrere Edelkastanien. Sie seien rund zehn Jahre alt, gerade im richtigen Alter, um Früchte zu produzieren.

Von 64 auf 200 Bäume in der Stadt Zürich

Wer die Bäume gepflanzt hat, weiss Umweltnaturwissenschafter Luca Bronzini nicht, aber dank seines Projekts wissen nun viel mehr Leute von der Existenz der Esskastanien in der Stadt Zürich. 2022 hat Bronzini mit seinem Projektpartner Luis Muheim sämtliche Marronibäume auf Stadtzürcher Boden gesucht, analysiert und auf einer digitalen Karte vermerkt.

Unter diesem Kastanienbaum können die Anwohnerinnen nicht nur Fussball spielen, sondern auch Marroni sammeln.
Legende: Unter diesem Kastanienbaum können die Anwohnerinnen nicht nur Fussball spielen, sondern auch Marroni sammeln. SRF/Katrin Oller

Damals zählten sie 64 Bäume auf öffentlichem Grund. Heute sind es gut 200. Im Rahmen des Projekts pflanzte die Stadt Zürich 50 Bäume – darunter den ersten Zürcher Kastanienhain am Hönggerberg. Aber auch Wohnbaugenossenschaften, Familiengärten sowie Schulen zeigten Interesse.

Die Kastanienbäume liefern nicht nur essbare Früchte, sondern sind auch gut gerüstet für die Klimaerwärmung. «Edelkastanien sind hitzeresistenter als andere Arten, wachsen sehr schnell, wodurch sie rasch Schatten spenden und sie können bis zu 500 Jahre alt werden», sagt Luca Bronzini.

Eigentlich sollten die Bäume in der Stadt gar nicht wachsen

Zwar wurde das Stadtzürcher Marroni-Projekt 2023 offiziell beendet, aber Luca Bronzini und Luis Muheim kümmern sich immer noch – ehrenamtlich – um die Verbreitung von Edelkastanien. «Folgt man der Literatur, sollten diese Bäume hier in der Stadt eigentlich gar nicht wachsen», sagt Luca Bronzini, denn im Boden habe es Kalk. «Mit dem Projekt konnten wir zeigen, dass es sich lohnt, angestammtes Wissen zu hinterfragen und Neues auszuprobieren». Bronzinis Ziel wären 500 Bäume in Zürich: «Das bräuchte es, damit alle sammeln könnten, die Lust dazu haben.»

So unterscheidet man Marroni von Rosskastanien

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Die Hülle der Rosskastanie hat weiche Stacheln.
Legende: Die Hülle der Rosskastanien hat weiche Stacheln. Keystone/Barbara Gindl

Am einfachsten unterscheidet man die Edelkastanie von der Rosskastanie an der Hülle. Diejenige der Rosskastanie ist grün und weich. Die Hülle der Edelkastanie hingegen ist stachelig, dass es schmerzt, wenn man zudrückt. Auch die Blätter unterscheiden sich. Diejenigen der Rosskastanie sehen etwas aus wie die Finger einer Hand. Die Edelkastanie hat einzelne Blätter, die leicht gezackt sind.

Im Nachgang des Projekts erforscht jetzt die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), welche Sorten der Edelkastanien unter welchen Bedingungen am besten wachsen. Für das Forschungsprojekt wurden in Wädenswil 40 Bäume gesetzt.

Auch auf der anderen Seite des Zürichsees, in Küsnacht, wurde bereits vor Jahren ein Kastanienhain im Wald gesetzt, der heute schon recht viele Früchte abwirft. «Wir sind also nicht die einzigen, die sich für diesen Baum einsetzen», sagt Luca Bronzini.

Umweltnaturwissenschaftler Luca Bronzini, Co-Projektleiter «Stadtzürcher Maroni»
Legende: Umweltnaturwissenschaftler Luca Bronzini, Co-Projektleiter «Stadtzürcher Maroni». SRF/Katrin Oller

Der Umweltnaturwissenschafter hat einen emotionalen Bezug zu den Marroni durch seine Wurzeln im Puschlav: «Ich bin mit dem Kastanienhain meines Grossvaters aufgewachsen. Dieser wird immer noch durch meine Familie gepflegt.»

Auf der Karte sind Edelkastanien eingetragen, die auf öffentlichem Grund stehen und Früchte produzieren.
Legende: Auf der Marroni-Karte sind diejenigen Edelkastanien eingetragen, die auf öffentlichem Grund stehen und genügend alt sind, um Früchte zu produzieren. stadtzuerchermaroni.ch

Alle Marroni auf öffentlichem Grund dürfen gesammelt werden – und das werde fleissig getan, sagt Luca Bronzini: «Wir merkten, dass einige Leute die Marroni schon sammelten, bevor wir das allen erzählten. Da wurde der eine oder andere etwas grantig, weil wir die besten Plätzchen verraten haben.» Mit ihrer digitalen Marroni-Karte machen es die beiden Projektleiter einfach, Marroni zu sammeln in der Stadt Zürich.

Bronzini empfiehlt allerdings, nicht die grössten und ältesten Bäume zu suchen, «sondern vielleicht die drittgrössten, weil bei den grössten waren schon alle anderen».

Regional Diagonal, 25.10.25, 12:03 Uhr ; 

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