Zum Inhalt springen

Hoffnung auf Besserung Suche nach Lösungen für «Baustelle» Swisscovid-App

Corona-Infizierte warten häufig tagelang auf einen Covidcode, um andere zu warnen. Bald könnten Labore Abhilfe schaffen.

Wird eine Person positiv auf das Coronavirus getestet, erhält sie vom kantonsärztlichen Dienst einen 12-stelligen Covidcode. Diesen kann man in die Tracing-App eingeben, um Kontaktpersonen vor einer möglichen Ansteckung zu warnen.

Code erst nach fünf Tagen

Das Beispiel von Edgar Kälin aus Einsiedeln zeigt, woran die App krankt. Er wurde positiv auf das Coronavirus getestet und wartet seit fünf Tagen auf den Covidcode, damit er andere Personen via App warnen kann.

«Die App wäre eine gute Sache. Aber sie funktioniert nur, wenn man umgehend einen Code erhält», sagt Kälin. Erhalte man diesen erst nach fünf Tagen vom kantonsärztlichen Dienst, habe die App keinen Nutzen mehr. Allfällig infizierte Kontaktpersonen würden zu spät gewarnt.

Der zuständige Kantonsarzt des Kantons Schwyz sagt, dass aufgrund des starken und schnellen Anstieges der Fallzahlen nicht alle Fälle durch das Contact-Tracing-Team zeitnah bearbeitet werden konnten. Dies beinhalte auch die Zustellung der Covidcodes. Dieses Beispiel ist kein Einzelfall.

BAG verspricht Besserung

Das Bundesamt für Gesundheit ist verantwortlich für die SwissCovid-App. Sang-il Kim, Leiter der Abteilung Digitale Transformation, gibt sich selbstkritisch: «Wir haben Versäumnisse gehabt in der Vergangenheit, dass wir Prozesse nicht besser automatisiert haben.» Es reiche nicht, dass nur die Kantone die Codes ausstellen. Man habe aus diesen Fehlern gelernt.

Neu können auch Ärzte, die ein positives Testresultat mitteilen, gleich selber einen Covidcode ausstellen. Über 700 Ärzte hätten sich bereits auf der dafür notwendigen Plattform registriert. In den nächsten Tagen werden auch die Spitäler an Bord geholt. Jedoch ist kein Arzt oder Spital verpflichtet, Covidcodes zu erzeugen und zu versenden.

Testresultat und Covidcode gleichzeitig

Das BAG will noch weiter gehen. Das Ziel sei, dass bald auch die Labore Covidcodes ausstellen können. «Wir sind gerade dabei, die rechtliche Basis so zu erweitern, dass auch weitere Stellen Covidcodes erzeugen können – dazu gehören die Labore», verrät Sang-il Kim gegenüber «10vor10».

Denkbar wäre dann, dass die Covidcodes gleichzeitig mit dem Testresultat übermittelt werden könnten. Weiter beabsichtigt das BAG, dass auch die SwissCovid-Infoline, die vom Telemedizin-Anbieter Medgate betrieben wird, Covidcodes ausstellen kann. Und ebenso Apotheken, die die Schnelltests auswerten. Die Verordnung soll noch im November angepasst werden.

Nutzerzahlen stagnieren

Die Zahl der aktiven App-Nutzerinnen und Nutzer stagniert derweil bei rund 1.9 Millionen. «Wir sind ein bisschen enttäuscht. Wir haben erwartet, dass mit den sehr hohen Fallzahlen sich auch weitere Personen dazu bewegen lassen, die App zu nutzen», sagt Sang-il Kim.

Knapp 300 Personen hätten sich seit der Lancierung der App aufgrund einer Warnung testen lassen und waren tatsächlich infiziert. Dies gehe aus ärztlichen Meldungen hervor. In dieser Zeit hätten laut BAG rund 30'000 Personen einen Covidcode eingegeben, um andere Personen zu warnen.

10vor10, 11.11.2020

Meistgelesene Artikel