Corona hat den Fasnächtlern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Umzüge wurden abgesagt – Feiern mussten klein gehalten werden. Auch in Basel, wo die grösste Fasnacht der Schweiz heute angefangen hätte. Ferdi Segmüller, Präsident des nationalen Fasnachtsverbands, ist überzeugt, dass die Mehrheit die Coronavorgaben einhält – bis auf wenige Ausnahmen.
SRF News: Für einige – etwa die Baslerinnen und Basler – ist es schon das zweite Jahr ohne Fasnacht. Wie fest blutet Ihr eigenes Fasnachtsherz?
Ferdi Segmüller: Ich darf in der Hinsicht sagen, es blutet sicherlich sehr stark, und alle richtigen Fasnächtler vermissen das natürlich besonders.
Trotz Verbot waren mehrere Hundert Menschen am Morgestraich. Nehmen die Fasnächtlerinnen und Fasnächtler die Vorgaben nicht ernst?
Das glaub ich nicht. Vor allem die Vereine halten sich sehr stark an die Vorschriften.
Haben die Vereine in dem Fall ihre Mitglieder nicht im Griff?
Ich glaube, sie haben die Mitglieder sehr gut im Griff. Wenn wir sonst sehen, was am Morgestraich abläuft, wenn wir das als Beispiel nehmen wollen, so hat man ganz klar gesehen, dass da die Urfasnächtler unterwegs waren.
Aber wären die Vereine nicht noch mehr in der Verantwortung, ganz klar zu kommunizieren, «bleibt zuhause, auch wenn Morgestraich ist»?
«Bleibt zuhause» war sicher die Devise, die sämtliche Vereine ausgegeben haben. Und trotzdem gibt es immer wieder Personen, die in dieser Hinsicht kaum zu kontrollieren sind. Das liegt natürlich etwas an der Fasnacht selbst, die sich teilweise auch allem widersetzen will – und das auch tut.
Man hat klar gesehen, dass die Urfasnächtler unterwegs waren.
Ist der Widerstand gegen die Behörden in der Fasnacht selber angelegt?
Ja, ganz klar. Die Fasnacht hat sich schon seit jeher immer wieder gegen die Obrigkeit gestellt. Das ist in gewisser Hinsicht auch die ursprüngliche Fasnacht.
Gleichzeitig gab es auch Alternativprogramme zu den Umzügen und Anlässen. Wie schätzen Sie das ein: Waren die attraktiv genug?
Es gab sehr attraktive Vorführungen. Seien es Videostreams, die gelaufen sind, oder Challenges, die innerhalb von Vereinen durchgeführt wurden. Es wurde viel organisiert. Die Fasnächtler waren in der Hinsicht sehr kreativ. So kreativ hat man sie vermutlich in den letzten Jahren kaum mehr gesehen.
Die diesjährige Fasnachtszeit in der Schweiz ist schon fast wieder vorbei. Was planen Sie für die Fasnachtsfeiern im kommenden Jahr?
Wir selbst können vom Verband her nichts planen. Wir können höchstens irgendwelche Empfehlungen herausgeben. Wir müssen aber vermutlich noch bis Mitte Jahr warten, wie das mit der ganzen Pandemie überhaupt weiter geht.
Das Gespräch führte Christina Scheidegger.