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Raimund Bruhin: Ein Quantensprung beim Impfen
Aus Tagesgespräch vom 13.01.2021. Bild: SRF. Karoline Arn
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Impfung auf breiter Front Swissmedic-Direktor: «Zuversichtlich, dass wir Rennen gewinnen»

Der Direktor von Swissmedic, Raimund Bruhin, gibt Auskunft über Impfstoffe, Zulassung und mögliche Risiken. Er tritt dabei auch absurden Gerüchten entgegen, die im Umlauf sind.

«Ich bin zuversichtlich, dass wir dank der Impfungen das Rennen gegen das Coronavirus gewinnen werden», sagt der Direktor der Schweizer Heilmittel-Zulassungsbehörde Swissmedic, Raimund Bruhin, im «Tagesgespräch» von Radio SRF.

Dank der neuen Technologie der mRNA-Impfstoffe sei man sehr flexibel. «Man könnte auch sehr rasch einen neuen Impfstoff entwickeln, der gegen mutierte Viren wirken würde», sagt der frühere Herzchirurg und Oberfeldarzt der Schweizer Armee.

Impfstoffe auch gegen Mutante wirksam?

Dabei deuteten die bislang vorhandenen Untersuchungsdaten aber darauf hin, dass die jetzt verimpften Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna auch gegen die grassierenden Coronavirus-Mutationen aus Grossbritannien und Südafrika gut wirken.

Moderna-Impfstoff: Ein grosser Schritt

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Legende: Reuters

Anfang Woche hatte Swissmedic den Impfstoff von Moderna als zweites Vakzin nach jenem von Pfizer/Biontech gegen das Coronavirus in der Schweiz zugelassen. «Das ist ein grosser Schritt in die richtige Richtung», freut sich Raimund Bruhin. Jetzt könne ein grosser Teil der Bevölkerung geimpft werden. Auch könne der Impfstoff einfacher aufbewahrt werden, als etwa jener von Biontech/Pfizer, der bis kurz vor der Impfung bei minus 80 Grad Celsius gelagert werden muss. So kann der Moderna-Impfstoff einen Monat lang im Kühlschrank aufbewahrt werden. «Jetzt können auch die Häusärzte in ihren Praxen impfen. Damit ist eine breite Impfung sichergstellt», sagt Bruhin. Die Hausärzte würden ihre Patienten kennen und könnten die Risikopatienten jetzt rasch aufbieten und impfen. Grundsätzlich sei es von Vorteil, wenn mehrere verschiedene Impfstoffe vorhanden seien: «So steigt die Versorgungssicherheit, die Durchimpfung kann schneller vonstatten gehen.»

«Allerdings ist es noch zu früh, um sagen zu können, ob sie in der vollen Breite wirken», so Bruhin. Dazu brauche es noch mehr Forschung.

Höchstens geringe Nebenwirkungen

Beruhigen kann der Swissmedic-Direktor, was die Nebenwirkungen der neuen mRNA-Impfstoffe angeht: «Es sind dieselben Risiken, die es auch bei anderen Impfstoffen – wie etwa jenem gegen Grippe – gibt.»

Dies zeigten die Daten der bislang weltweit rund 16 Millionen verabreichten Impfdosen. Dazu gehörten lokale Reaktionen wie Rötung der Haut, leichte Schwellung, Schmerzen am Arm. «Bei der zweiten Impfung können sie etwas stärker sein», so Bruhin.

Weiter sei es möglich, dass man nach der Impfung unter allgemeinen Symptomen leide wie Kopfschmerzen, Fieber oder Gliederschmerzen. Doch Bruhin betont: «In den ersten zwei bis drei Monaten hat man keine schwerwiegenden Nebenwirkungen festgestellt.»

Das sei umso wichtiger, als die jahrzehntelange Erfahrung zeige, dass sich schwere Nebenwirkungen bei Impfungen meist in den ersten paar Monaten bemerkbar machen würden.

Allergie-Risikopersonen werden nicht geimpft

Nach den drei weltweit bekannt gewordenen Fällen von schweren, lebensgefährlichen allergischen Schocks sei weltweit indiziert worden, dass Leute mit entsprechenden Risiken vorerst nicht mehr geimpft werden.

«Seither hat es keinen Fall eines anaphylaktischen Schocks mehr gegeben», stellt Bruhin fest. Man arbeite dabei weltweit zusammen: «Wenn es irgendwo zu schweren Nebenwirkungen gekommen wäre, wüssten wir davon.»

Lassen Sie sich impfen?

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Seit wenigen Wochen wird in der Schweiz gegen Corona geimpft. Viele fragen sich, ob die Corona-Impfung ausreichend sicher und wirksam ist, und, ob sich am Ende genug Menschen werden impfen lassen, um die Ausbreitung des Virus tatsächlich zu bremsen.

Erzählen Sie uns: Werden Sie sich impfen lassen? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht? Und: Fühlen Sie sich gut genug aufgeklärt?

Senden Sie uns Ihre Gedanken per Textnachricht oder sehr gerne auch als Sprachnachricht an 079 878 6501. Wir wollen Ihre Gedanken für die Sendung «Kontext» auf SRF 2 Kultur verwenden.

Danke schon jetzt! Liebe Grüsse, SRF News und SRF Wissenschaftsredaktion

Keine Erbgut-Veränderung möglich!

Bruhin stellt auch klar, dass das etwas absurde Gerücht, der mRNA-Impfstoff könne das Erbgut des oder der Geimpften verändern, «unbegründet» sei. «Die mRNA geht nur ins Cytoplasma der Zelle, nicht aber in den Zellkern, wo die Erbinformationen lagern», sagt der Mediziner.

Impfspritze, dahinter das Gesicht einer Frau mit Gesichtsschutz.
Legende: In der Schweiz ist immer mehr Impfstoff verfügbar. Damit kommt die Durchimpfung der Bevölkerung im Gange. Reuters

Ausserdem werde die mRNA im Cytoplasma innert zweier Tage abgebaut. «Die Gefahr der Veränderung des Erbguts ist schlicht nicht vorhanden.»

Zulassung mit aller nötigen Sorgfalt

Beruhigen kann Bruhin auch jene, die befürchten, dass die Zulassung der Corona-Impfstoffe in der Schweiz nicht den gesetzlichen und allgemein gültigen Sicherheitsstandards für die Medikamentenzulassung genügen könnten. «Grundlage für die Zulassung sind die vorliegenden Daten und deren wissenschaftliche Beurteilung», betont der Swissmedic-Chef.

So habe beim Zulassungsentscheid von Swissmedic die Pandemie-Situation keinen Einfluss gehabt. Entscheidend sei wie immer einzig die wissenschaftliche Beweislage von Risiko und Nutzen.

SRF 4 News, Tagesgespräch vom 13.1.2021, 13.00 Uhr;

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