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Elektronischer Impfausweis - Anbieterin in der Kritik
Aus Echo der Zeit vom 08.01.2021. Bild: Keystone
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Impfung gegen Corona Die Betreiber des elektronischen Impfpasses stehen in der Kritik

Die Stiftung sei zu wenig transparent, das Produkt veraltet und die Rolle der Pharmaindustrie sei unklar, heisst es.

In der Coronakrise ist meineimpfungen.ch vom Mauerblümchen zum Riesenmammutbaum gewachsen. Seit nunmehr zehn Jahren gibt es das elektronische Impfbüchlein, doch allein in den letzten zwei Wochen vergrösserte es seine Nutzerzahl um zehn Prozent auf über 330'000.

Theoretisch könnten es Millionen werden, denn die Stiftung meineimpfungen.ch wurde vom Bund beauftragt, den freiwilligen elektronischen Covid-Impfnachweis anzubieten. Der Auftrag erfolgte freihändig, ohne Ausschreibung. Kein anderer Anbieter sei dazu in der Lage, begründet das Bundesamt für Gesundheit (BAG) sein Vorgehen.

Sehr altertümliche Website

Durchs Registrierungsprozedere auf meineimpfungen.ch geklickt hat sich auch die Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz Schweiz, Sara Stalder. Beim Klicken sei sie ins Stocken gekommen. Die Webseite wirke wie ein angestaubter Gruss aus den frühen Zehnerjahren. «Ich bin erstaunt, wie altbacken die Website daherkommt», sagt Stalder.

Wer finanziert die Stiftung?

In der Tat sind auf der Webseite keine genauen Angaben zur Finanzierung zu finden. Ähnliche Fragen stellt sich auch Daniel Graf: Er führt derzeit die Kampagne gegen die Abstimmung über die elektronische Identifizierung, die E-ID.

Der elektronische Impfpass soll dereinst ins elektronische Patientendossier integriert werden. Und da werde man sich mittels E-ID einloggen, so Graf.

Entsprechend problematisch sei es, wenn meineimpfungen.ch als offizieller Impfausweis von einem Stiftungsrat getragen werde, bei dem Konsumenten- und Patientenorganisationen nicht vertreten seien. Auch arbeite die Stiftung mit Pharmakonzernen zusammen. «Da klingeln bei mir die Alarmglocken», so Graf.

Pharmafirmen ohne Einfluss?

Das sei falscher Alarm, entgegnet Stiftungsgründer Hannes Boesch. Meineimpfungen.ch sei unabhängig von Pharmafirmen, betont er. «Es ist reglementarisch ausgeschlossen, dass die Firmen Einsicht in sensible Daten erhalten.»

Im Schnitt trage die Pharmaindustrie 20 Prozent des Gesamtbudgets der Stiftung. Wie viel das ist in Franken, sagt Boesch nicht. Vom Bund erhält die Stiftung 250'000 Franken pro Jahr, plus einmalig 450'000 Franken für den Covid-Impfnachweis. Von dem Geld werde nun unter anderem eine aktuelle Webseiten-Oberfläche programmiert, so Boesch.

Eine neue App kommt bald

Fragen stellen sich aber auch zur Datensicherheit von meineimpfungen.ch. Das letzte Update der zugehörigen App ist mittlerweile zwei Jahre alt. Stiftungsgründer Boesch sagt dazu, dass die App ersetzt werde, die Sicherheit sei garantiert. Man arbeite dazu mit externen Spezialisten zusammen.

Im Übrigen bemühe man sich um mehr Transparenz, auch werde eine personelle Erweiterung im Stiftungsrat angestrebt, etwa mit Patienten- oder Konsumentenschützerinnen.

Es ist wie bei vielem in der Covid-Krise: In wenigen Wochen muss meineimpfungen.ch Hausaufgaben von Jahren nachholen. Das einstige Mauerblümchen muss nun den Anforderungen an einen Riesenmammutbaum standhalten.

SRF 4 News, Info 3 vom 8.1.2021

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