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Inselgruppe Bern Nun reagiert der Anwalt des beschuldigten Klinikdirektors

SRF-Recherchen zeigten: Gegen einen Klinikdirektor wurde Strafanzeige eingereicht. Die Inselgruppe trennt sich vom Klinikdirektor, jetzt meldet sich sein Anwalt zu Wort.

Das ist die Vorgeschichte: Vor fünf Monaten, im Februar 2025, erhielt die Berner Inselgruppe Hinweise auf unangemessenes Verhalten durch einen ihrer Klinikdirektoren einer Mitarbeiterin gegenüber. Zum gleichen Zeitpunkt wurde bei der Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen den Mann eingereicht. Das zeigten Recherchen von SRF. Beim Klinikdirektor handelt es sich um einen international vernetzten und renommierten Wissenschaftler. Die betroffene Frau war Oberärztin und der Klinikdirektor ihr direkter Vorgesetzter. Für die betroffene Person gilt die Unschuldsvermutung.

Dunkle Wolken über den Gebäuden des Inselspitals in Bern.
Legende: Bei den Anschuldigungen geht es um mutmassliche Sexualdelikte eines Klinikdirektoren. KEYSTONE/Anthony Anex

Das sind die Vorwürfe: Der Anwalt Rolf P. Steinegger beschreibt den Fall als «gravierend, mit krasser Gewaltanwendung im sexuellen Bereich über längere Zeit». Aufgrund der Schwere der Delikte habe er die Inselführung und die Universität Bern im Februar über die Anschuldigungen informiert. Auch, um zu verhindern, dass weitere Personen geschädigt werden könnten.

Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass es wesentliche schwerwiegende Verstösse gegen die Sorgfalts- und Treuepflicht gegeben hat.
Autor: Christian Leumann Direktor Inselgruppe

So hat die Inselgruppe reagiert: Sie sei den Hinweisen nachgegangen und habe interne sowie externe Untersuchungen eingeleitet. «Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass es wesentliche schwerwiegende Verstösse gegen die Sorgfalts- und Treuepflicht gegeben hat», sagt Christian Leumann, Direktor der Inselgruppe. Und das habe nach Absprache mit der Universität Bern zum Entschluss geführt, sich vom Klinikdirektor zu trennen – fünf Monate, nachdem die Hinweise bei der Inselgruppe eingegangen sind. «Diese Untersuchung wurde mit der nötigen Sorgfalt und unter Berücksichtigung der Fürsorgepflicht für alle Beteiligten durchgeführt. Das brauchte seine Zeit», so Leumann. Nachdem die Ergebnisse vorgelegen seien, habe man sich «unverzüglich» zu diesem Entscheid durchgerungen.

Diese Fragen stehen im Raum: Am Mittwochabend kommunizierte die Inselgruppe, dass sie sich vom Klinikdirektoren trennt. Am Mittwochmorgen hatte SRF die Inselgruppe mit den Vorwürfen konfrontiert. Weshalb kam dieser Entscheid exakt an diesem Tag? «Es gibt keine Verbindung zur Nachfrage von SRF und unserem Entscheid», sagt der Inseldirektor Christian Leumann. Ausserdem gibt es unterschiedliche Informationen, wie lange der Klinikdirektor noch im Spital tätig war. Die Inselgruppe sagt, er sei ab dem Zeitpunkt der Kenntnisnahme der Vorwürfe nicht mehr in der Klinik tätig gewesen.

Mein Mandant ist überzeugt, dass er sich strafrechtlich nichts hat zu Schulden kommen lassen.

Das sagt der Anwalt des Klinikdirektors: Sein Mandant könne sich aktuell wegen der grossen psychischen Belastung nicht selber dazu äussern. Der Anwalt schreibt aber: «In Bezug auf das laufende Strafverfahren sind wir nicht im Bilde, was meinem Mandanten tatsächlich vorgeworfen wird. Wir verfügen über keinerlei Informationen von offizieller Seite.» Bis dato hätten keine Befragungen mit dem Mandanten stattgefunden. «Mein Mandant ist überzeugt, dass er sich strafrechtlich nichts hat zu Schulden lassen kommen.» Sie prüften derzeit ein rechtliches Vorgehen gegen die verschiedenen Beteiligten.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 10.7.2025, 17:30 Uhr ; 

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