- Nachdem die Inselgruppe am Mittwochabend die Trennung von einem Klinikdirektor kommuniziert hat, äussert sich nun sein Anwalt.
- Die Berner Staatsanwaltschaft bestätigt gegenüber SRF eine Untersuchung gegen einen Klinikdirektor wegen mutmasslicher Sexualdelikte.
- Am Mittwochabend hat die Inselgruppe die Trennung vom Klinikdirektor kommuniziert.
- Die Ergebnisse der Untersuchung hätten schwerwiegende Verstösse gegen die Sorgfalts- und Treuepflicht gegeben, sagt der Direktor der Inselgruppe.
Die Inselgruppe erhielt im Februar Hinweise auf unangemessenes Verhalten und Missachtung geltender Weisungen durch den Klinikdirektor. Gleichzeitig ging bei der Staatsanwaltschaft eine Strafanzeige ein. Das war vor fünf Monaten. Am Mittwochabend dann trennte sich die Inselgruppe vom Klinikdirektor.
Die verzögerte Reaktion der Inselgruppe könnte als problematisch angesehen werden, insbesondere angesichts der Schwere der Vorwürfe. Fürsprecher Rolf P. Steinegger beschreibt den Fall als «gravierend, mit krasser Gewaltanwendung im sexuellen Bereich über längere Zeit». Der Anwalt sagt gegenüber SRF, dass er die Inselführung sowie die Universität Bern über die Anschuldigungen bereits im Februar informierte. «Das schien mir aufgrund der Schwere der Delikte korrekt.»
Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass es wesentliche schwerwiegende Verstösse gegen die Sorgfalts- und Treuepflicht gegeben hat.
Die Inselgruppe betont auf Nachfrage von SRF, dass sie den Hinweisen nachgegangen sei und interne sowie externe Untersuchungen eingeleitet habe: «Diese Untersuchung wurde mit der nötigen Sorgfalt und unter Berücksichtigung der Fürsorgepflicht für alle Beteiligten durchgeführt.»
«Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass es wesentliche schwerwiegende Verstösse gegen die Sorgfalts- und Treuepflicht gegeben hat», sagt Christian Leumann, Direktor der Inselgruppe. Und das habe nach Absprache mit der Universität Bern zum Entschluss geführt, sich vom Klinikdirektor zu trennen.
«Wir müssen fair und korrekt sein, deshalb wollten wir die Untersuchungen seriös durchführen. Und das hat seine Zeit gebraucht», sagt Christian Leumann. Nachdem die Ergebnisse vorgelegen seien, habe man sich «unverzüglich» zu diesem Entscheid durchgerungen.
Aufgrund des Persönlichkeitsschutzes werde sich die Inselgruppe nicht öffentlich zu personenbezogenen Vorgängen äussern, heisst es weiter in der Stellungnahme. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Im Wesentlichen habe der Mann gegen den Verhaltenskodex der Inselgruppe verstossen. «Diese sind so gravierend eingeordnet worden
Massnahmen zu langsam?
Dennoch stellt sich die Frage, ob angesichts der Schwere der Vorwürfe nicht schnellere und entschiedenere Massnahmen hätten ergriffen werden müssen. Denn: Die Inselgruppe hat erst am Mittwoch entschieden, sich vom Klinikdirektor zu trennen. Dies, nachdem SRF am Mittwochmorgen die Insel mit den Vorwürfen konfrontiert hatte.
Zur Frage, bis wann der Beschuldigte in der Klinik arbeitete, liegen unterschiedliche Informationen vor. Die Inselgruppe schreibt auf Anfrage von SRF: «Die betroffene Person war seit der Kenntnisnahme der Vorwürfe nicht mehr in der Klinik tätig.»
Die Universität beabsichtigt ebenfalls eine Trennung.
Der Klinikdirektor war auch ein angesehener Wissenschaftler und international vernetzt. Die Universität Bern will sich nicht gross zum Fall äussern und verweist auf die gestrige Medienmitteilung der Inselgruppe zu dieser Angelegenheit. Und: «Aufgrund der gegebenen Umstände beabsichtigt die Universität ebenfalls eine Trennung und hat entsprechende Schritte eingeleitet», schreibt die Universität auf Anfrage.