Zum Inhalt springen

Integration in der Schweiz Wie Expats dank ihm das Lachen nicht vergeht

Ruben Garcia hatte zunächst Mühe, das Wesen der Schweizerinnen und Schweizer zu verstehen. Seine Erfahrungen füllen heute sein Comedyprogramm.

Ruben Garcia war ganz euphorisch. Gerade hatte er sein Zertifikat erhalten, das ihm Deutschkenntnisse auf dem Niveau B1 attestiert: «selbstständige Sprachverwendung». Um die Sprache selbstständig zu verwenden, begab er sich in ein Lokal und bestellte ein Bier. Doch bereits die Gegenfrage bremste ihn jäh aus: «Stange?» Ein Wort, das ihm natürlich niemand beigebracht hatte.

Anekdoten wie diese sind typisch für das Comedyprogramm des gebürtigen US-Amerikaners Ruben Garcia. Denn in seinem Alltag ist er täglich mit den Schweizer Eigenheiten konfrontiert, die eine Integration in die Gesellschaft zu einer Herausforderung machen.

Integration als Mission

Neben englischsprachigen Auftritten auf Bühnen in der ganzen Schweiz ist Garcia auch auf Social Media aktiv. In seinen Videos bezeichnet er sich als Stand-up-Comedian – der sich in der Schweiz integriert hat.

Die Integration ist für ihn ein Herzensanliegen. Anders als viele Expats, die meist nur vorübergehend in der Schweiz wohnen, ist Garcia gekommen, um zu bleiben.

Denn er ist der Liebe zu seiner heutigen Frau Laura Bazzigher wegen in die Schweiz gezogen. Kennengelernt hatten sich die beiden in seiner Heimatstadt New York. Nun wohnen sie gemeinsam in der Schweiz und erwarten ihr erstes Kind.

Schwieriges Ankommen

Zu Beginn habe er Mühe gehabt, in der Schweiz Anschluss zu finden: «Wenn man sich nicht schon aus Schulzeiten kennt, ist es schwierig, in einen bestehenden Freundeskreis hineinzukommen.» Auch spontane Treffen sind oft nicht vorgesehen. Für Spontaneität sind die Menschen in der Schweiz nicht bekannt, womit sich Garcia noch heute schwertut.

Von solchen Erfahrungen hört Ian Boakye oft. Er führt in Zürich den Barbershop «KBs Fresh Cutz». Oft sässen bei ihm Menschen auf dem Coiffeurstuhl, die noch nicht lange in der Schweiz seien.

Mann mit Baseballmütze und Schürze lächelnd.
Legende: In Ian Boakyes Barbershop gibt es nicht nur einen frischen Schnitt, sondern auch gleich noch Tipps für die Integration in die Schweizer Gesellschaft. SRF

Diesen Leuten gibt der Schweizer gerne Ratschläge mit auf den Weg: «Das Wichtigste ist, die Sprache zu lernen», sagt Boakye und fügt lachend hinzu: «Und wenn die Rechnungen kommen – sofort bezahlen!»

Es hat drei Monate gedauert, bis ich realisiert habe, dass ich zu laut bin.
Autor: Ruben Garcia Comedian

Boakye konnte auch Ruben Garcia viele Dinge über das Leben in der Schweiz vermitteln: «Er meinte oft zu mir: ‹Du bist jetzt zu sehr New Yorker. Du musst diplomatischer und ruhiger werden›», sagt Garcia.

So habe er immer besser verstanden, dass die Menschen in der Schweiz anders ticken als in den USA: «Es hat drei Monate gedauert, bis ich realisiert habe, dass ich zu laut bin.»

Freunde finden in der Schweiz

Von der Schweizer Zurückhaltung liess sich Garcia nicht entmutigen. Regelmässig spricht er auf der Strasse Menschen an, um Werbung für seine Shows zu machen. Mittlerweile hat Garcia es auch geschafft, sich in der Schweiz einen Freundeskreis aufzubauen.

Dazu brauche es eben beide Seiten: «Ich kenne Leute, die seit mehreren Jahren hier leben und keine Schweizer kennen. Aber man muss eben auch versuchen, mit den Leuten in Kontakt zu kommen, schliesslich sind wir in deren Land.»

Trotz Deutsch-Zertifikat sind seine Comedyshows nach wie vor in Englisch. In der Zwischenzeit sässen aber nicht nur mehr Expats, sondern etwa zur Hälfte auch Schweizer Zuschauerinnen und Zuschauer im Publikum. Sie lassen sich amüsiert den Spiegel vorhalten.

10vor10, 7.8.2025, 21:50 Uhr; flal;sten

Meistgelesene Artikel