Skrupellose Anlagebetrüger ergaunern allein in der Schweiz jedes Jahr Millionenbeträge. Ahnungslose Menschen investieren auf deren Plattformen anfänglich kleine Beträge. Die kriminellen «Anlageberater» gaukeln ihnen mit gefälschten «Live-Grafiken» Gewinne vor, so dass ihre Opfer immer mehr investieren.
Gauner kontaktieren Opfer von Anlagebetrug
Die Betrüger sind professionell geschult und arbeiten mit einem grossen Repertoire an psychologischen Tricks. Werden die Opfer misstrauisch und wollen sich ihr Geld oder ihren Gewinn auszahlen lassen, ist es zu spät. Das Geld – oft fünf- und sechsstellige Beträge – ist verloren. Doch damit nicht genug. Es gibt einen Betrug nach dem Betrug.
Die verzweifelten Opfer werden von Firmen kontaktiert, welche vorgaukeln, dass sie das verlorene Geld aufspüren oder sogar zurückholen können. Teilweise geraten Betroffene auch selbst an diese Firmen, wenn sie im Internet nach Hilfe suchen.
Ermittlungen in mehreren Kantonen
Statt um Hilfe geht es aber auch hier um Betrug. Pascal Baumann, Leiter des Dezernats Digitale Kriminalität bei der Kantonspolizei Bern warnt: «Die Betroffenen müssen irgendwelche Abgaben entrichten in Form von Gebühren, Kommissionen oder Honoraren. Diese werden im Voraus bezahlt. Am Schluss ist auch dieses Geld verloren.» In mehreren Kantonen laufen Ermittlungen wegen dieser Betrugsmasche.
Wie bereits beim Anlagebetrug versuchen die Täter auch hier, ihre Opfer möglichst lange bei der Stange zu halten, um mehrere Zahlungen zu erhalten. Ob hinter dem Anlagebetrug und dieser Nachfolgemasche dieselben Personen stecken, ist laut Pascal Baumann nicht restlos klar: «Man geht davon aus, dass es beim Online-Anlagebetrug mehrere Tätergruppierungen gibt. Und es gibt starke Hinweise, dass Daten von Geschädigten an andere Gruppen weitergegeben oder verkauft werden.»
Private können keine Gelder sicherstellen
Es falle auf, dass die angeblichen Geld-Wiederbeschaffer über Vorwissen zu den Geschädigten verfügen. Damit können sie Vertrauen schaffen. Das Dezernat Digitale Kriminalität der Kantonspolizei Bern hat verschiedene Internetseiten dieser angeblichen Anlagebetrüger untersucht. Dabei fiel auf, dass diese mit technischen Mitteln versuchen, ihre Identität zu verschleiern. «Etwas, das seriöse Firmen wohl kaum nötig haben», sagt Baumann.
Zur Wahrscheinlichkeit, dass private Anbieter Gelder aus Anlagebetrug aufspüren oder sogar wiederbeschaffen können, sagt der Dezernatsleiter, technisch sei das zwar nicht völlig ausgeschlossen. Die Chance sei aber sehr, sehr klein: «Es ist bekannt, dass die Täterschaft im Online-Anlagebetrug über einen massiven Geldwäscherei-Apparat verfügt.» Dieser umfasse diverse Scheinfirmen und sei über mehrere Länder verteilt.
Bereits für staatliche Ermittlungsbehörden sei es extrem schwer, Anlagebetrüger und ihre Beute aufzuspüren. Dabei haben sie ganz andere Mittel zur Verfügung als Private. Diese Firmen hätten auch keine Möglichkeit, Gelder sicherzustellen, gibt Baumann zu bedenken. Er rät deshalb zu grossem Misstrauen.