Giovanni Cossi ist Bürgermeister von 20 Gemeinden des Malcantone, einer beliebten Feriendestination oberhalb von Lugano. Er sagt: «Es ist extrem wichtig, diese Strassentunnel für Touristen zu schliessen. Die Situation in den Tessiner Spitälern ist sehr angespannt.» Wenn jetzt noch Touristen erkrankten, dann komme das Tessiner Gesundheitssystem an den Anschlag.
Viele hängen an der Ostertradition
Bundesrat Alain Berset rief schon vor ein paar Tagen dazu auf, über Ostern nicht ins Tessin zu reisen. Das tat auch der Tessiner Regierungsrat Norman Gobbi. Tessin Tourismus hat ebenfalls eine Videobotschaft mit einem entsprechenden Appell lanciert. Doch das nütze alles nichts, sagt Cossi.
In den letzten Tagen seien viele Familien mit älteren Personen gekommen. «Sie sagen mir, Ostern im Tessin sei Tradition. Es sei nicht verboten herzukommen. Was soll ich darauf antworten?» Cossi hofft daher auf eine Tunnelschliessung für Privatfahrzeuge.
Dazu sagt Stephan Blättler, Präsident der kantonalen Polizeikommandanten: «Es ist letztlich eine politische Frage, ob man eine Durchgangsstrasse schliessen will.»
Deutschschweizer verkennen den Ernst der Lage
Dass der Bundesrat beschliesst, die Nord-Süd-Achse für den Privatverkehr zu schliessen erachtet SVP-Nationalrat Piero Marchesi als unrealistisch. Auch er lebt im Malcantone. Er versteht die Forderung nach einer Tunnelschliessung als Appell an die Deutschschweizer, wirklich zu Hause zu bleiben.
Das sei nötig, denn viele Deutschschweizer hätten den Ernst der Lage nicht verstanden. Er erhalte täglich Nachrichten von Unternehmern aus dem Raum Zürich, die ihn aufforderten, aktiv zu werden, dass die Tessiner Betriebe wieder normal arbeiten sollen. «Ich hoffe einfach, dass die Deutschschweizer nicht bald solche Zustände haben wie wir hier», sagt er.
Tessiner tragen Masken
Das Tessin hat mit Abstand die meisten Corona-Toten der Schweiz. Die Verantwortlichen der Spitäler betonen, dass sie die Situation im Griff haben, solange sich alle an die Vorgaben des Bundes halten und zu Hause bleiben.
Diese angespannte Situation macht vielen Tessiner Angst. Im Gegensatz zur Deutschschweiz trägt hier weit über die Hälfte der Menschen Masken. Die meisten Autofahrer tragen sie gar, wenn sie allein im eigenen Gefährt unterwegs sind.