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Kampfjet-Beschaffung Der F-35 gerät in Turbulenzen

Der Kampfjet F-35 wird in den USA derzeit nicht ausgeliefert. Wie steht es um die Schweizer Bestellung von 36 Maschinen?

Der F-35 gilt als fortschrittlichster Kampfjet der Welt. Er steht in den USA und bereits in neun weiteren Ländern im Einsatz. Auch die Schweiz hat 36 Maschinen bestellt. Der F-35 flog 2006 zum ersten Mal. Um ihren technologischen Vorsprung zu halten, sind die USA daran, den Jet nachzurüsten. Die neue Konfiguration heisst «Block 4».

Doch das Modernisierungsprogramm ist derzeit in einer Krise. Seit Juni 2023 kann der Hersteller Lockheed Martin keine F-35 mehr ausliefern. Das US-Verteidigungsministerium verweigert die Abnahme, weil beim Einbau neuer Hard- und Softwarekomponenten diverse Probleme aufgetreten sind.

Zwei Jahre Verspätung

Die modernisierte Version des F-35 hätte schon Mitte 2023 bereit sein sollen. Nun wird es wohl bis Herbst 2025 dauern, bis die Jets voll kampfbereit sind. Das hat der F-35 Programmleiter des Pentagons, Generalleutnant Michael Schmidt, am 16. April an einer Anhörung durch den US-Kongress in Washington eingeräumt.

Auch Lockheed Martin schreibt auf Anfrage der Rundschau: «Wir erwarten, dass wir 2025 wieder wie geplant liefern können.» 

Im Capitol in Washington sind die Verantwortlichen des US-Verteidigungsdepartements in den vergangenen Monaten mit kritischen Aussagen von Kongressabgeordneten konfrontiert worden. «Unsere Geduld mit der Programmentwicklung geht langsam zu Ende», sagte der republikanische Abgeordnete Rob Wittman.

Der Demokrat Salud Carbajal monierte: «Ehrlich, es ist eine Peinlichkeit, wie der Preis in die Höhe geschossen ist.»

Gelassenheit im VBS

Was bedeutet das für Schweiz? Die ersten acht F-35 sollen nach Plan 2026 produziert und 2027 ausgeliefert werden. Die weiteren 28 Jets erwartet das VBS zwischen 2028 und 2030 in der Schweiz.

Im Verteidigungsdepartement VBS leitet Darko Savic von Armasuisse das Programm Air2030. Er ist für die F-35-Beschaffung zuständig. Gegenüber der Rundschau erklärt Savic: «Für uns hat das keine Folgen. Wir werden den ersten Flieger per 2027 ausgeliefert bekommen und darum sind die aktuellen Vorgänge für uns nicht relevant.» Es existiere kein Risiko einer verspäteten Lieferung.

Der Berner SVP-Ständerat Werner Salzmann ist Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission. «Uns hat das VBS gesagt, die Verzögerungen betreffen nur die Länder, die vor uns bestellt haben», sagt er. Die Beschaffung gehöre zu den Top-Projekten des VBS. Er gehe davon aus, dass Armasuisse das Risiko einer verspäteten Lieferung auf dem Radar habe.

Die grüne Zürcher Nationalrätin Marionna Schlatter, ebenfalls Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission, schätzt die Lage anders ein: «Für mich ist klar, dass das Risiko massiver Verzögerungen und Verspätungen besteht.» Schlatter beklagt sich, dass eine transparente Information des VBS über das Rüstungsgeschäft fehle.

Dänemark in der Klemme

Dänemark ist eines der Länder, die von den Verspätungen im F-35-Programm bereits betroffen sind. Dänemark kauft 27 F-35. Sie sollen ab 2025 den Luftpolizeidienst übernehmen. Bisher haben die USA erst vier F-35 in alter Konfiguration nach Dänemark geliefert.

Wann die nächsten kommen, ist ungewiss. Das VBS habe sich das Beispiel Dänemark nicht angeschaut, sagt F-35 Programmleiter Savic: «Wir konzentrieren uns auf unsere eigene Beschaffung. Solche Szenarien müssen wir gar nicht entwickeln, weil alles planmässig abläuft.»

Rundschau, 15.05.2024, 20:10 Uhr

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