Der Blick auf die Ferienpläne zeigt: Kinder und Jugendlichen besuchen die Schule in der Mehrheit der Kantone bis und mit 24. Dezember. Doch da die Infektionszahlen in der Altersgruppe der Zehn- bis 19-Jährigen massiv angestiegen sind und Lehrpersonen infiziert ausfallen, verlangen nun einzelne Stimmen einen frühzeitigen Schulschluss vor den Feiertagen.
Während der Kanton Bern bereits entschieden hat, die Schulpflichten drei Tage früher in die Weihnachtsferien zu schicken, wird die entsprechende Forderung im Kanton Aargau noch diskutiert.
Mit Blick auf Familientreffen sinnvoll?
Der Unterricht könne noch schwerlich aufrechterhalten werden, sagte Aargauer Lehrerinnenverbandspräsidentin Kathrin Scholl bereits am Donnerstag in der Sendung «Schweiz aktuell». Der Verband erachte es deshalb auch aus epidemiologischer Sicht als sinnvoll, die Schulen etwas früher zu schliessen – «damit die Kinder nicht aus dem Schulbetrieb ins Familienfest reinpurzeln».
Der Präsident des Verbands Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz VSLCH, Thomas Minder, wägt ab: «Man kann damit Ansteckungsketten unterbrechen und die Schulen entlasten. Allerdings müssen Kinder im Fernunterricht auch betreut werden. Hier sind die Eltern gefragt, die dann auch am Arbeitsplatz fehlen.»
Man kann damit Ansteckungsketten unterbrechen und die Schulen entlasten. Allerdings müssen die Kinder im Fernunterricht auch betreut werden.
Müssen die Kinder jetzt ausbaden, was die Politik an Massnahmen zu deren Schutz versäumt hat? Diese Frage blieb bisher unbeantwortet. Und hiess es nicht stets, die Schulen müssten offenbleiben?
Bisheriges Credo: die Schulen zuletzt
Ein solcher Entscheid stehe nicht im Widerspruch zum Credo, dass es Schul-Lockdowns zu verhindern gelte, heisst es dazu bei der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektionen. Mediensprecher Stefan Kunfermann stellt fest: «Wenn nun der Kanton Bern die Schulferien um einige Tage verlängert, ist das eine weitere Massnahme, um der Pandemie entgegenzuhalten.»
Einschätzung von SRF-Wissenschaftsredaktor Daniel Theis:
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Kinder und Jugendliche sind im Moment die Gruppe mit den meisten Infektionen im Verhältnis zu ihrer Zahl. Wenn man da ansetzt, kann man etwas bewirken: Das Virus wird weniger in die Familien hineingetragen. Jetzt kurz vor Weihnachten mit den anstehenden Familienfesten sind um ein paar Tage vorgezogene Weihnachtsferien wohl nicht verkehrt.
Gleichzeitig sind die Schulen nur ein Puzzle-Teilchen im Ganzen. Es gibt zurzeit in allen Altersgruppen viele Ansteckungen. Unmittelbar hinter den Kindern und Jugendlichen stehen aktuell die 40- bis 49-Jährigen, wo das Virus auch stark zirkuliert. Das hat sicher auch mit den Kindern zu tun, aber sicher nicht ausschliesslich. Als eine Art Not-Stopp-Knopf können die verfrühten Ferien also Sinn machen. Jeder Tag macht einen Unterschied.
Was eine allfällige Verlängerung der Weihnachtsferien betrifft, so weiss noch niemand, wie die Pandemielage Anfang Januar sein wird. Man rüttelt da aber wiederum am allgemeinen Konsens, dass die Schulen möglichst bis zuletzt offenbleiben sollen. Epidemiologisch bremsen geschlossene Schulen das Virus schon etwas aus, aber man wird sich diesen Schritt gut überlegen müssen.
In anderen Kantonen offenbar kein Thema
Bereits vor einem Jahr reagierten die Kantone je nach epidemiologischer Lage mit verschiedenen Massnahmen. Kein Thema sind «mehr Ferientage» zurzeit in der Romandie, im Tessin und in der Ostschweiz. Allerdings starten die Ferien in vielen Ostschweizer Kantonen ohnehin bereits in einer Woche, womit zumindest die Ansteckungsketten unter den Schulkindern unterbrochen werden.
Kanton Bern zieht die Notbremse
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Angesichts der prekären Corona-Lage schickt der Kanton Bern alle seine Schulkinder drei Tage früher in die Weihnachtsferien. Die Schulen werden seit Wochen arg durchschüttelt: Immer wieder Durchbruchtestungen während dem Unterricht, viele Kinder sind daheim in Isolation und der Unterricht findet zuhause statt im Schulzimmer statt.
Wie schlimm die Lage in den Schulen aktuell ist, wird zurzeit noch erhoben. Antworten bezüglich Sinn und Wirkung der Schulschliessung bereits am 21. Dezember gibt es noch nicht. Ebenso wenig darauf, ob die Lockerungen im Herbst die schwierige Lage gefördert haben könnten. Kritiker beklagen nämlich die damalige Lockerung der Maskenpflicht und dass Ausbruchstestungen erst stattfanden, wenn bereits mehrere Schülerinnen und Schüler mit Covid-19 infiziert waren. Auch hätten die obligatorischen Ausbruchstestungen nicht überall reibungslos und zum Teil erst mit Verspätung geklappt. Doch der Kanton Bern lehnte eine Rückkehr zu freiwilligen Massentests ab, was Schulen und Familien verunsicherte.
Bereits auf die Massnahme des Kantons hat die Gewerkschaft VPOD reagiert: Sie zeigte sich irritiert über die dramatische Situation an den Schulen. Sie fordert, dass der Präsenzunterricht aufrechterhalten bleibt und verlangt regelmässige obligatorische Tests. Nötig sei aber vor allem eine nationale Strategie zum Schutz der Kinder und damit sich die Lehrkräfte auf den Unterricht konzentrieren könnten.
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