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Kapazitätenerhöhung stockt Schnelltests ab heute zugelassen – aber noch nicht verfügbar

Auf den Antigen-Schnelltests ruhen grosse Hoffnungen. Doch die neuen Prüfverfahren haben auch ihre Tücken.

Was nützen die Tests? Mit den Antigen-Schnelltests des Pharmakonzerns Roche erhöht der Bund die Kapazitäten für Corona-Tests. Konkret: Indem die gängigen PCR-Tests mit den Antigen-Schnelltests ergänzt werden, stehen der Schweiz nicht mehr nur 30'000 Tests pro Tag zur Verfügung, sondern 80'000.

Wie funktionieren sie? Anders als PCR-Tests weisen diese Antigen-Tests kein Erbmaterial des Virus nach, sondern bestimmte Proteine auf der Virushülle. Als Probe dient ein Abstrich aus dem Nasen-Rachen-Raum, den man in eine Flüssigkeit tunkt und anschliessend über einen Papierstreifen wandern lässt. Nach rund 15 Minuten liegen die Ergebnisse vor.

Mit einer Erhöhung der Covid-19-Tests seien die Resultate daher nicht nur schneller verfügbar, sondern die Menschen könnten auch rascher informiert und infektiöse Patienten isoliert werden, sagen Experten.

Wie gut sind sie? Antigen-Schnelltests sind insgesamt weniger genau als PCR-Nachweise und erkennen Kranke seltener als krank. Erste Ergebnisse mit zwei Schnelltests von Roche und Abbott des Universitätszentrums für Allgemeinmedizin und öffentliche Gesundheit in Lausanne (Unisanté) zeigten, dass die Schnelltests im Vergleich zu PCR-Tests 85 Prozent der Infizierten erkannten. Bei besonders infektiösen Patienten schlug der Test bei 94 Prozent an. Ein negatives Ergebnis schliesst eine SARS-CoV-2 Infektion also nicht aus, aber vermutlich werden die meisten Menschen mit einer ansteckenden Infektion erkannt.

Für wen sind sie geeignet? Wie der Bundesrat festhielt, sollen Schnelltests nur bei Personen eingesetzt werden, die Symptome aufweisen. Die Aussagekraft vor Symptombeginn dürfte laut Experten nämlich sehr limitiert sein. Dies ist als Manko der Antigen-Schnelltests zu werten. Studien zeigen nämlich, dass man schon vor dem Ausbruch der Krankheit eine hohe Viruslast aufweist und ansteckend sein kann.

Auch Risikogruppen sind von den Schnelltests ausgenommen. Denn symptomatische Patienten, die zu einer Risikogruppe gehörten, sollten mit der nach dem heutigen Stand des Wissens zuverlässigsten Untersuchungsmethode getestet werden.

Wann sind sie wo erhältlich? Grundsätzlich dürften Arztpraxen, Apotheken und Testzentren den Antigen-Schnelltest ab heute anbieten. Allerdings sind die Apotheken noch nicht für ein entsprechendes Angebot bereit, wie Schweiz Aktuell in Erfahrung gebracht hat. Lorenz Schmid, Präsident des Zürcher Apothekerverbandes, räumt ein, dass man Antigen-Schnelltests frühestens am Ende der laufenden Woche werde anbieten können. Man sei aktuell dran, die Apotheker im Kanton zu schulen – damit dann Ende der Woche einmal 150 Apotheker über das entsprechende Know-How verfügen und vorerst rund 40 bis 50 Apotheken die Tests anbieten könnten.

In anderen Kantonen dürfte der Prozess noch länger dauern. Denn nur Zürich und Schaffhausen haben mit dem Angebot von gängigen PCR-Tests bereits Abläufe eingerichtet – was ihnen einen Vorsprung bescheren dürfte. Zudem muss jeder einzelne Kanton die neuen Antigen-Tests noch bewilligen. Sind sie einmal im Einsatz, können Kunden die Tests unentgeltlich durchführen lassen.

SRF 4 News, 02.11.2020, 12 Uhr ; 

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