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Kauf, Unterhalt, Betrieb Diese Erfahrungen machen europäische Länder mit dem F-35

Gut, laut und sicher teurer als geplant: Dänemark, Norwegen und die Niederlande haben den «fliegenden Laptop» bereits.

Die Niederlande waren die ersten in Europa, die auf den F-35 setzten. 17 der 46 bestellten Maschinen sind mittlerweile eingetroffen. Die an der Entwicklung beteiligten Niederländer hätten bisher teils gute, teils weniger gute Erfahrungen gemacht, sagt SRF-Korrespondentin Elsbeth Gugger in Amsterdam: Nach jahrzehntelangen Vorbereitungen sei die Luftwaffe jetzt vor allem begeistert über den «fliegenden Laptop»›, wie sie den Jet nenne.

Nach jahrzehntelangen Vorbereitungen ist die Luftwaffe jetzt vor allem begeistert über diesen ‹fliegenden Laptop›.
Autor: Elsbeth Gugger SRF-Korrespondentin, Amsterdam

Der F-35 absolvierte zurzeit noch Testflüge, um Kinderkrankheiten auszumerzen, so Gugger. Vor wenigen Tagen wurden Verschleisserscheinungen an den Motoren festgestellt, die offenbar durch einen Rollbahnbelag entstanden. Zudem klagten die Anwohner der Luftwaffenbasis im friesischen Leeuwarden über deutlich mehr Lärm als mit den alten F-16-Jets. Laut einer Umfrage litten deswegen mehr Menschen unter Stress und Schlaflosigkeit.

F35

Kosten wesentlich höher als budgetiert

Die veranschlagten Kosten für den F-35 seien in den Niederlanden wesentlich höher ausgefallen als erwartet, sagt Gugger zu entsprechenden Bedenken in der Schweiz. Beim Entscheid für den Jet Anfang Jahrhundert sprach man von 28 Millionen Euro pro Maschine, inzwischen sind es 80 Millionen und auch die Unterhaltskosten sind viel höher.

Als das Parlament vor ein paar Jahren gar aussteigen wollte, war es zu spät. Ein Ausstieg komme teurer als die Fortsetzung des Projekts, stellte der Rechnungshof fest. Die von den Amerikanern versprochenen neuen Arbeitsplätze liegen laut Gugger mit rund 2000 Stellen unter den Erwartungen. Wie die Wirtschaft bisher profitiere, sei schwierig zu sagen, denn noch seien auch nicht alle Jets geliefert.

Ähnliche Erfahrungen in Skandinavien

Norwegen und Dänemark kauften den F-35 in den Jahren 2008 beziehungsweise 2016. Die Kosten seien teils tiefer, teils höher als budgetiert, berichtet SRF-Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann. So fiel der Ankauf vor allem in Dänemark bis zu ein Drittel günstiger aus als vorgesehen. Betrieb und Unterhalt seien aber bedeutend teurer als budgetiert. Das Verteidigungsministerium rechne mit bis zu 50 Prozent höheren Kosten von umgerechnet bis zu 13 Milliarden Franken in den kommenden 30 Jahren.

Betrieb und Unterhalt sind bedeutend teurer als budgetiert
Autor: Bruno Kaufmann SRF-Nordeuropa-Korrespondent

Norwegen setzte den F-35 bereits in der Barentssee an der Grenze zu Russland ein. Aviatik-Experten seien überrascht, wie gut sich die Maschine seit dem Frühjahr 2020 an der langen norwegischen Küste bewähre, so Kaufmann. Die Luftpolizei ist dort Teil eines grösseren Nato-Dispositivs. Auf der Luftwaffenbasis Ørland bei Trondheim sind erstmals seit dem Kalten Krieg auch wieder schwere US-Bomber stationiert.

Datensicherheit auch in Nato-Ländern ein Thema

Die Abhängigkeit von den USA und die Datensicherheit seien selbst in den nordischen Nato-Gründerstaaten und bei engen Alliierten ein Thema, sagt Kaufmann. Dass der US-Geheimdienst schon während der Beschaffung das dänische Verteidigungsministerium ausspionierte, ist Gegenstand einer aktuellen Untersuchung. Der Sicherheitsausbau der dänischen F-35-Luftwaffenbasis im Süden Jütlands zeige zugleich, dass die Amerikaner den Ton angäben. Mit dreimal höheren Kosten als geplant werde bereits gerechnet.

Rendez-vous, 01.07.2021, 12:30 Uhr ; 

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