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Keine Angst vor dem Wolf Ist der Yak das neue Schaf in den Alpen?

Der Wolf ist ein Problem für Schafe und Ziegen in den Alpen. Die Yaks könnten eine Alternative sein.

Der Yak ist eine Rinderart, die vor allem in Asien verbreitet ist – im Himalaya, der Mongolei oder auch im Süden von Sibirien. Es gibt aber auch rund 930 Yaks in der Schweiz. Ihr Vorteil: Sie werden nur selten Opfer von Raubtieren, der Wolf ist für Yaks keine Bedrohung. Das sagt Angelika Bandli, die auf ihrem Hof im bündnerischen Safiental derzeit 24 Yaks hält.

Die erste Yakherde der Schweiz

Sollten die Tiere dennoch vom Wolf angegriffen werden, schliesse sich die Yakherde zusammen und verteidige sich als geschlossene Gruppe selbst, ergänzt Angelika Bandli, die vor 21 Jahren zusammen mit Ehemann Erwin Bandli die ersten Yaks in der Schweiz aufgezogen hat. Sie ist Mitgründerin des Schweizerischen Yakzucht-Vereins.

Yaks verteidigen sich selbst als Herde.
Autor: Angelika Bandli Vizepräsidentin Yakzucht-Verein Schweiz

Der Wolf mache im Safiental grossen Druck. Ihrer Yakherde habe sie davon bis heute jedoch nichts angemerkt, sagt Angelika Bandli. Ob der Wolf tatsächlich bei der Herde war? Sie wisse es nicht, gehe aber davon aus, dass sich ihre Yakherde gegen den Wolf verteidigt. Denn gegen Hunde macht sie das. Darum kann Angelika Bandli ihren eigenen Hund bei der Weidenkontrolle nicht mitnehmen: «Meine Yaks würden den Hund auf die Hörner nehmen und ihn über den Zaun spicken.» Herdenschutzhunde würden von den Yaks nicht geduldet.

Yaks sind Bergkletterer

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Die Yaks sind so geländegängig wie die Gämsen und können auf schmalen Felsbändern wieder umdrehen, weiss Angelika Bandli über ihre Tiere auf der Alp Turraberg zuhinterst im Safiental zu berichten. Die Yaks machen – ähnlich wie die Schafe und Ziegen – kaum Trittschäden.

Yaks stammen aus dem Himalaya Gebirge, wo sie auf 3000 bis 5000 Meter über Meer leben. Sie haben eine grosse Ausdauer, kräftige Beine und kleine, harte Klauen, mit denen sie auch auf dem Eis gehen und sich in steilen Hängen fortbewegen können, beschreibt der Schweizerische Yakzucht-Verein die Tiere.

Die Yaks helfen den Nomaden auf den kargen Hochebenen zu überleben. Sie geben ihnen Milch und Fleisch und Wolle für Kleidung und Zelte. Aus dem groben Yak-Haar machen die Nomaden Seile oder Felle und aus den Hörnern und Knochen produzieren sie Werkzeuge und Kunsthandwerk. Den Mist verwenden sie zum Kochen und Heizen.

Könnten also die Schafe oder Ziegen auf den Alpen durch Yakherden ersetzt werden, um Wolfsrisse zu vermeiden? Angelika Bandli kann sich das durchaus vorstellen. Die Yaks seien geniale Tiere für das Berggebiet und wie die Schafe robuste Verwerter, grasten die Alpweiden ab ohne im Gelände Schäden zu hinterlassen und lieferten zartes Fleisch.

Yaks sind geniale Tiere für das Berggebiet.
Autor: Angelika Bandli Yak-Züchterin im Safiental

Angelika Bandli gibt aber zu bedenken, dass Yaks ganz anders und vor allem aufwendiger als Schafe und Ziegen gehalten werden müssen. Der Yak ist ein Rind. Er hat Hörner und ist im Gegensatz zu Schaf und Ziege sehr scheu. «Wenn man viel Zeit mit ihm verbringt, dann hat man ein zahmes Yak und eine ruhige Herde – aber das ist viel Arbeit», sagt Angelika Bandli.

Yaks sind keine Herdenschutztiere

Yaks verhalten sich aggressiv gegenüber Raubtieren wie Luchs und Wolf, heisst es beim Schweizerischen Yakzucht-Verein. Könnte der Yak also auch als Herdenschutztier eingesetzt werden? Angelika Bandli verneint: Der Yak tauge dafür nicht; er könne nicht den Schutzhund ersetzen. Der Yak verteidige lediglich seine eigene Gruppe.

Auch fehlen die rechtlichen Grundlagen. Als Herdenschutzmassnahmen seien lediglich der Zaun und die Hunde anerkannt, sagt Sven Baumgartner, Herdenschutzbeauftragter des Landwirtschaftlichen Zentrums Salez.

Der Yak ist nicht anerkannt als Herdenschutz.
Autor: Sven Baumgartner Leiter Fachstelle Herdenschutz St. Gallen

Weiter sei zu beachten, dass die Yaks nicht zu den geschützten Tieren gehörten. Gemäss Bundesrecht darf ein Rudel Wölfe nur reguliert werden, wenn ein Wolf zehn geschützte Tiere gerissen hat – etwa bewachte oder eingezäunte Schafe. Würde ein Yak vom Wolf angegriffen, dann würde dieser Riss für einen möglichen Abschuss des betreffenden Wolfs nicht gezählt, und es würde auch keine Entschädigung für den gerissenen Yak geben.

In der Schweiz gibt es laut dem Yakzucht-Verein aktuell rund 930 Yaks. Die Yak-Zucht hat in der Schweiz zwar Fuss gefasst, ist aber noch nicht sehr weit verbreitet. In der Ostschweiz gibt es aktuell 17 Betriebe, welche Yaks halten – 15 davon in Graubünden. Die meisten anderen Betriebe sind in den Kantonen Wallis und Bern.

Regionaljournal Ostschweiz, 19.10.2021; 17:30 Uhr

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