Bahnhof Aarau, 12 Uhr: In Scharen strömen hungrige Schülerinnen und Schüler in die Läden, holen sich Sandwiches, Wurstweggen und Energydrinks. Gleich daneben, bei der Dönerbude, stehen die Jugendlichen ebenfalls Schlange. Ab und zu fährt sogar der Lieferdienst auf das Schulgelände, mit herrlich duftender Pizza im Gepäck.
Die Alte Kantonsschule in Aarau ist nur rund 100 Meter vom Bahnhof Aarau entfernt und hat seit Anfang Jahr keine Mensa mehr. Der Vertrag mit der Cateringfirma wurde aufgelöst, wegen Unstimmigkeiten und weil der Betrieb nicht mehr rentierte. Seither sucht die Schulleitung nach einer Nachfolgelösung – bisher erfolglos.
Die Alte Kantonsschule Aarau ist kein Einzelfall. Auch die Neue Kantonsschule Aarau sucht ab nächstem Sommer eine neue Betreiberfirma. Die bisherige Betreiberin – die SV Group – hat den Vertrag gekündigt. «Uns wurde mitgeteilt, dass die Zahl der verkauften Menüs seit Corona stark zurückgegangen seien», erklärt Rektorin Martina Kuhn.
Das, obwohl die Zahl der Schülerinnen und Schüler in Aarau zugenommen hat. Kuhn sieht dafür vor allem zwei Gründe: Die vielen alternativen Möglichkeiten in der Umgebung, um Essen zu kaufen, und die Preise, die wegen der Teuerung gestiegen sind.
Auch andere Kantone betroffen
Das Problem ist auch anderen Kantonen bekannt. Bei der Zürcher Bildungsdirektion heisst es, dass vor allem Mensen betroffen sind, in derer Nähe es viele alternativen Einkaufsmöglichkeiten gibt.
Im Kanton Basel-Stadt ist das Problem bekannt, dennoch sei die Entwicklung aktuell erfreulich, heisst es beim Erziehungsdepartement. «Wir arbeiten mit wenigen Firmen zusammen, die jeweils mehrere Kantinen führen», sagt Mediensprecherin Sandra Eichenberger. «So lassen sich Synergien nutzen.»
Subventionen unterschiedlich geregelt
In anderen Kantonen, wie zum Beispiel Luzern, scheint der Betrieb der Mensen gut zu laufen. Im Kanton Luzern werden die Malzeiten an den Kantonsschulen mit einem jährlichen Betrag von 500'000 Franken subventioniert. Dafür werden die Menüs zu Preisen angeboten, die eigentlich nicht kostendeckend sind.
Im Kanton Solothurn und Zürich stellen die Schulen Küche und Gastraum gratis zur Verfügung. Dafür legen die Kantonsschulen die Preise für die Menüs fest. An der Kantonsschule Solothurn gibt es zum Beispiel einen Pastateller mit Saucen nach Wahl für 8 Franken, für 9 Franken können die Jugendlichen den Teller am Buffet nach ihrem Gusto befüllen.
Aargau will Konzept überdenken
Im Aargau werden die Mahlzeiten nicht subventioniert. Aktuell sucht der Kanton eine Betreiberfirma für drei Schulen – neben den beiden Aarauer Kantonsschulen auch für die Kantonsschule in Stein, die im Sommer 2025 eröffnet wird.
Das klassische Mensakonzept funktioniert nicht mehr überall.
Weil sich die Suche schwierig gestaltet, prüft das Bildungsdepartement alternativen Modelle. «Das klassische Mensakonzept funktioniert nicht mehr überall», sagt Samuel Müller, Leiter der Abteilung Finanzen und Organisation im Aargauer Bildungsdepartement.
Nun stünden alternative Konzepte zur Diskussion. Als Beispiel nennt Müller die Cafeteria Plus – eine Cafeteria mit einem ausgebautem Angebot oder ein betreuter Znüni-Service. Weiter soll geprüft werden, ob der Kanton künftig die Betreiberfirmen doch finanziell unterstützen soll.