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Kontroverse um Masken Soll man Mundschutz tragen oder nicht, Herr Koch?

In Asien sind Schutzmasken nicht erst seit Corona-Epidemie omnipräsent. In der Schweiz aber gilt laut Behörden auch in der aktuellen Lage die Empfehlung: Nein, gesunde Menschen brauchen keine Masken.

Daniel Koch nimmt Stellung zur Kontroverse um den Schutz vor dem Gesicht.

Daniel Koch

Leiter Abteilung «Übertragbare Krankheiten», Bundesamt für Gesundheit

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Im Bundesamt für Gesundheit (BAG) leitet Daniel Koch die Abteilung «Übertragbare Krankheiten». Sein Team überwacht solche Krankheiten, publiziert dazu regelmässig Berichte und legt Präventions- und Kontrollstrategien fest. Daniel Koch ist Dr. med. und Master of Public Health.

SRF News: Auf Bildern aus Südkorea und China – Länder, von denen man das Gefühl hat, sie hätten das Coronavirus am besten in den Griff bekommen – sieht man alle Menschen auf der Strasse Maske tragen. Das verunsichert.

Daniel Koch: Da muss man wissen, dass im asiatischen Raum auch während der Grippesaison Masken getragen werden. Das gehört dort zur Kultur. Das machen die Menschen dort automatisch. Ob das aber wirklich einen Einfluss hatte auf die Ausbreitung in China, ist meines Wissens nicht untersucht worden, und auch sicher nicht belegt.

Was ganz klar ist: Wenn man Masken trägt, hat man das Gefühl, man sei besser geschützt. Und es führt wahrscheinlich dazu, dass gewisse Leute andere Vorsichtsmassnahmen weniger gut einhalten: dass man die Hände weniger wäscht, sich vielleicht mehr an die Maske und ins Gesicht fasst und vor allem, dass man Distanzen nicht einhält. Das Distanzhalten ist aber nach wie vor der bessere Schutz.

Sie haben wiederholt gesagt, dass die Hygienemasken in den Spitälern knapp werden. Da liegt der Verdacht nahe, dass Sie deshalb so zurückhaltend sind, mit der Empfehlung, Masken zu tragen.

Das haben wir am Anfang ganz klar gesagt: Masken müssen reserviert werden für die, die sie wirklich brauchen. Im Moment hat es aber wieder Masken in der Schweiz, der Bund hat genügend Masken. Aber der Verbrauch ist im professionellen Bereich auch sehr hoch. Alle, die ältere Leute pflegen – bei der Spitex, in Pflegeheimen, Spitälern, in Arztpraxen – sollen jetzt Masken tragen, wenn sie mit Risikopatienten zusammenarbeiten. Und das ist ein Verbrauch, den wir sonst in der Schweiz nicht haben.

Sie haben sogar einen Spendenaufruf gemacht: Firmen, die Masken von der Schweinegrippe-Epidemie vorrätig haben, sollen diese nun medizinischen Einrichtungen spenden. Gilt das noch immer?

Im Moment gibt es wirklich wieder genug Masken. Der Bund hat etwa 17 Millionen an Lager. Und es wird laufend zugekauft. Die Professionellen können versorgt werden.

Aber: Man muss wissen, wir verbrauchen zurzeit etwa 2 Millionen Masken pro Tag.

Das Interview führte Gion-Duri Vincenz.

10vor10, 27.03.2020, 21:50 Uhr ; 

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