Wenn sich einheimische Dohlen- oder Edelkrebse (Flusskrebse) mit der Krebspest anstecken, dann bedeutet das für sie in fast jedem Fall den Tod. Infizierten Tieren fallen Beine und Scheren ab, sie kippen um und sterben. Einmal erkrankt, verbreiten sie zudem Sporen der Pilzkrankheit über das Wasser und stecken weitere Krebse an.
«Es gibt unterschiedliche Krebspest-Stämme, die unterschiedlich virulent sind. Der Stamm hier ist bekannt dafür, dass er eine Population innerhalb kürzester Zeit auslöscht», sagt Florian Randegger, Fischereispezialist beim Kanton Aargau.
Trotz Massnahmen ausgebreitet
Aktuell verbreitet sich die Krebspest in der Pfaffnern, einem 15 Kilometern langen Bach, der aus dem Kanton Luzern in den Aargau fliesst. Bereits seit März 2024 gilt in Vordemwald AG deshalb ein Sperrgebiet. Bei einer Routinekontrolle wurden damals tote Krebse im Bach entdeckt. Trotzdem hat sich die Krankheit seitdem weiter ausgebreitet. Der Kanton hat die Zone darum nun vergrössert. Es gilt ein Betretungsverbot, auch für weitere Bäche in der Region.
Um die weitere Verschleppung der Sporen zu verhindern, sollen Mensch und Tier – zum Beispiel Hunde – den Bach nicht betreten. Zudem sollen keine lebenden Krebse aus dem Wasser genommen werden. Wer fischt, muss sein Material danach desinfizieren.
Krebse überwanden Sperren
Ausbrüche der Krebspest gibt es immer wieder – etwa im Kanton Thurgau Ende letzten Jahres. Reagiert wird meist mit Sperrzonen. Weshalb hat diese Massnahme im Aargau offenbar nicht genützt? «Man hat nicht sehr viele positive, erfolgreiche Erfahrungen mit der Bekämpfung der Krebspest», so Randegger.
-
Bild 1 von 2. Eine der Wandersperren an der Pfaffnern. Die Krebse sollen an dieser Stelle nicht von der Aare bachaufwärts wandern und die Krankheit weiterverbreiten können – weder im Wasser noch an Land. Der Elektrozaun und die Bänder dienen der Abwehr von Bibern und Vögeln. Bildquelle: Kanton Aargau/BVU.
-
Bild 2 von 2. Die Bleche sollen verhindern, dass die Krebse die Schwelle überwinden können. Das tun sie nicht in jedem Fall. Bildquelle: Kanton Aargau/BVU.
Alles konzentriere sich darauf, die Verbreitung möglichst zu verhindern und den gesunden Restbestand zu schützen. Die lokale Bevölkerung und Fischerei befolgen die Massnahmen gut. Die Übertragung der Krankheit erfolgte bisher nur von Tier zu Tier und nicht über den Menschen.
Der Fischereiexperte erklärt, dass sich die Krankheit an der Pfaffnern von der Mündung in die Aare den Bach aufwärts ausbreitet. Die grösste Hoffnung setzte man in Wandersperren. Bereits seit 2017 besteht bei der Aare eine Sperre. Als sehr gute Kletterer haben die Krebse sie aber offensichtlich überwunden. Deshalb wurden jetzt weitere Sperren errichtet. Nützen diese zusätzlichen Hindernisse? «Die nächsten Wochen werden zeigen, ob wir Erfolg haben. Das Gebiet wird regelmässig überwacht.»
Erstaunte Bevölkerung
Das Ziel des Kantons mit den Massnahmen an der Pfaffnern: Einen gesunden Restbestand erhalten, welcher das Gebiet später wieder besiedeln kann. Als die Aktion mit Infotafeln bekannt gemacht wurde, sei die Bevölkerung erstaunt gewesen, dass es in ihrem Bach so viele Krebse gibt, sagt Frau Gemeindeammann Karin Berglas. Sie habe in Vordemwald keinen Widerstand gespürt, die Massnahmen würden akzeptiert.
Die Pfaffnern sei ein toller Lebensraum für Krebse, so Florian Randegger. Im gut vernetzten Bach mit vielen Seitengewässern fühlten sich die Tiere wohl. Man setze deshalb alles daran, dass das Gebiet nicht von invasiven Arten übernommen werde.