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Krebspest in Aargauer Bach Neue Sperren sollen einheimische Krebse retten

In einem Aargauer Bach breitet sich die Krebspest aus. Der Kanton setzt auf Sperren, welche die Krebse aber überwinden.

Wenn sich einheimische Dohlen- oder Edelkrebse (Flusskrebse) mit der Krebspest anstecken, dann bedeutet das für sie in fast jedem Fall den Tod. Infizierten Tieren fallen Beine und Scheren ab, sie kippen um und sterben. Einmal erkrankt, verbreiten sie zudem Sporen der Pilzkrankheit über das Wasser und stecken weitere Krebse an.

Eingeschleppte Krebspest

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Die Krebspest wurde bereits im 19. Jahrhundert durch importierte amerikanische Krebse in Europa eingeschleppt. Als invasive Art verbreiten sich diese Tiere auch in der Schweiz. Sie sind quasi immun gegen die Krankheit, wogegen die geschützten einheimischen Tiere sehr anfällig sind.

Vor allem der Signalkrebs gefährdet die einheimischen Arten. Er ist zum einen resistent gegenüber der Krebspest und verbreitet diese. Zum anderen sind diese Tiere aggressiver und deutlich grösser als einheimische und verdrängen diese. Er gilt als invasive Art.

«Es gibt unterschiedliche Krebspest-Stämme, die unterschiedlich virulent sind. Der Stamm hier ist bekannt dafür, dass er eine Population innerhalb kürzester Zeit auslöscht», sagt Florian Randegger, Fischereispezialist beim Kanton Aargau.

Trotz Massnahmen ausgebreitet

Aktuell verbreitet sich die Krebspest in der Pfaffnern, einem 15 Kilometern langen Bach, der aus dem Kanton Luzern in den Aargau fliesst. Bereits seit März 2024 gilt in Vordemwald AG deshalb ein Sperrgebiet. Bei einer Routinekontrolle wurden damals tote Krebse im Bach entdeckt. Trotzdem hat sich die Krankheit seitdem weiter ausgebreitet. Der Kanton hat die Zone darum nun vergrössert. Es gilt ein Betretungsverbot, auch für weitere Bäche in der Region.

Zwei Plastikbehälter mit Krustentier-Skeletten auf Papiertüchern.
Legende: Die abgestossenen Panzer einheimischer Krebse: links der Dohlenkrebs, rechts der Edelkrebs. Dohlenkrebse werden bis zu 10 Zentimeter lang, Edelkrebse bis 20 Zentimeter. SRF

Um die weitere Verschleppung der Sporen zu verhindern, sollen Mensch und Tier – zum Beispiel Hunde – den Bach nicht betreten. Zudem sollen keine lebenden Krebse aus dem Wasser genommen werden. Wer fischt, muss sein Material danach desinfizieren.

Krebse überwanden Sperren

Ausbrüche der Krebspest gibt es immer wieder – etwa im Kanton Thurgau Ende letzten Jahres. Reagiert wird meist mit Sperrzonen. Weshalb hat diese Massnahme im Aargau offenbar nicht genützt? «Man hat nicht sehr viele positive, erfolgreiche Erfahrungen mit der Bekämpfung der Krebspest», so Randegger.

Alles konzentriere sich darauf, die Verbreitung möglichst zu verhindern und den gesunden Restbestand zu schützen. Die lokale Bevölkerung und Fischerei befolgen die Massnahmen gut. Die Übertragung der Krankheit erfolgte bisher nur von Tier zu Tier und nicht über den Menschen.

Krebs auf sandigem Bachboden unter Wasser.
Legende: Ein gesunder Dohlenkrebs bei der Kartierung in der Nacht. Die Tiere sind vor allem in der Dämmerung und nachts aktiv, infizierte Krebse hingegen auch am Tag. Kanton Aargau/BVU

Der Fischereiexperte erklärt, dass sich die Krankheit an der Pfaffnern von der Mündung in die Aare den Bach aufwärts ausbreitet. Die grösste Hoffnung setzte man in Wandersperren. Bereits seit 2017 besteht bei der Aare eine Sperre. Als sehr gute Kletterer haben die Krebse sie aber offensichtlich überwunden. Deshalb wurden jetzt weitere Sperren errichtet. Nützen diese zusätzlichen Hindernisse? «Die nächsten Wochen werden zeigen, ob wir Erfolg haben. Das Gebiet wird regelmässig überwacht.»

Erstaunte Bevölkerung

Das Ziel des Kantons mit den Massnahmen an der Pfaffnern: Einen gesunden Restbestand erhalten, welcher das Gebiet später wieder besiedeln kann. Als die Aktion mit Infotafeln bekannt gemacht wurde, sei die Bevölkerung erstaunt gewesen, dass es in ihrem Bach so viele Krebse gibt, sagt Frau Gemeindeammann Karin Berglas. Sie habe in Vordemwald keinen Widerstand gespürt, die Massnahmen würden akzeptiert.

Mann im Freien mit zwei Plastikdosen.
Legende: Die Pfaffnern soll Lebensraum für einheimische Krebsarten bleiben, so Fischereispezialist Florian Randegger. SRF

Die Pfaffnern sei ein toller Lebensraum für Krebse, so Florian Randegger. Im gut vernetzten Bach mit vielen Seitengewässern fühlten sich die Tiere wohl. Man setze deshalb alles daran, dass das Gebiet nicht von invasiven Arten übernommen werde.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 25.7.2025, 17:30 Uhr ; 

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