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Krise beim FCB Basler Fans stellen sich auf die nächste Fussball-Blamage ein

Vor dem Spiel gegen Leader YB kocht die Basler Fussball-Seele, nachdem Valentin Stocker als Captain freigestellt wurde.

Am liebsten würden die FCB-Clubleitung sowie Trainer Ciriaco Sforza nur Eines tun: nach vorne blicken. Und das, obwohl die Aussichten auf das Spiel gegen den Tabellenführer YB am Mittwochabend aus Basler Sicht alles andere als rosig sind.

In der Stadt am Rheinknie stellen sich die Fans sowieso auf ein erneutes Fiasko ein. Viele würden gar auf eine Niederlage hoffen, sagt Tobias Adler von der Protestbewegung «Yystoo für e FCB». «Das ist natürlich zynisch, aber viele glauben, dass nur ein weiterer Misserfolg irgendwas an der Organisation des Clubs verändern werde.»

Viele Fans hoffen auf eine Niederlage in der Hoffnung, dass dies zu einem Umdenken in der Clubleitung führt.
Autor: Tobias Adler Fanbewegung "Yystoo füre FCB"

Der FCB ist in einer tiefen Krise, sportlich, aber auch menschlich. Das Vertrauen der Fanbasis in die Führungsetage sei praktisch inexistent, sagt Adler. Der gestrige Entscheid der Clubleitung, den beliebten FCB-Spieler Valentin Stocker als Mannschafts-Captain abzusetzen, habe das Fass nun definitiv zum Überlaufen gebracht.

Zum Verhängnis wurde Stocker vermutlich seine Aussage während des Cup-Spiels gegen den FC Winterthur vor zwei Wochen. Damals sagte er, der FCB trete konzeptlos auf. Dies wurde von der Leitung offenbar als illoyales Verhalten gegenüber dem Trainer interpretiert und man beschloss, ein Exempel zu statuieren.

Rund 1000 FCB-Fans zogen als Reaktion gestern Abend friedlich durch die Basler Innenstadt. «Das war ein spontaner und sehr erbaulicher Ausdruck der Sorge, aber auch der Hilflosigkeit», sagt Adler. Gefühle, wie sie die breite Fanbasis teile. Das habe auch die gestrige Demonstration gezeigt. «Das war eine bunte Mischung von Menschen, die ihrem Frust und Unmut, der sich in den vergangenen Monaten aufgebaut hat, Ausdruck verleihen wollten.»

Auch der Verein ist unzufrieden mit der Clubleitung

Kritik am Vorgehen der Clubleitung und dem Präsidenten Bernhard Burgener kommt auch vonseiten des Vereins des FCB. Der Vereinspräsident Reto Baumgartner empfindet die Freistellung des Captains als Affront. «Ein Spieler, der den Mut hat, seine Meinung zu sagen, ist auch eine Chance für den Club», so Baumgartner.

Verein und AG – so ist der FC Basel aufgebaut

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Bernhard Burgener ist Mehrheitsaktionär der FC Basel Holding AG. Dazu gehört auch die FC Basel 1893 AG, die sich um den Profibetrieb kümmert. Daneben gibt es aber auch den Verein FC Basel 1893, zuständig für den Betrieb der Amateur- und Nachwuchsmannschaften. In der Folge des grossen Drucks durch die Bewegung «Yystoo für e FCB» hat sich Burgener aus dem Vereinspräsidium letzten Herbst zurückgezogen.

Besonders stört Baumgartner, dass der Vertrag mit Valentin Stocker erst kürzlich verlängert wurde - und der Spieler nun in die Wüste geschickt wird. «So geht man einfach nicht mit Menschen um.» Das würden viele Menschen in Basel auch so sehen, wie er anhand der Reaktionen von Vereinsmitgliedern zu spüren kriege. Manche seien aus Protest aus dem Verein ausgetreten, andere würden ihre Jahreskarte nicht verlängern.

Angst vor Einstieg eines Grossinvestors

Derweil machen in Basel Gerüchte über den Einstieg einer Londoner Investmentfirma die Runde. Gerüchte, die bei Fans und im Verein für rote Köpfe sorgen. «Die Aussicht, dass ein unpersönlicher Grossinvestor ohne Bezug zum FCB den Club übernehmen könnte, das sorgt für noch mehr Frust», erklärt Adler die Gefühlslage.

Der Draht zwischen Clubführung zur Basis fehlt.
Autor: Reto Baumgartner Präsident Verein FC Basel 1893

Auch Baumgartner sagt klar, dass man sich von Seiten des Vereins mit Händen und Füssen gegen einen solchen Schritt wehren würde, auch wenn man offiziell keinen Einfluss auf die Entscheidung der Holding AG habe.«Der FCB muss in regionalen Händen bleiben», sagt Baumgartner. Schliesslich habe Bernhard Burgener bei seinem Einstieg beim FCB genau dies versprochen.

Die jüngsten Ereignisse zeigen einmal mehr, dass sich der Club und seine Fans weiter entfremden. «Der Draht von der Clubführung zur Basis fehlt», stellt Baumgartner ernüchtert fest. Die Reaktion der Clubführung: schweigen – wie so oft.

Regionaljournal Basel, 01.03.2021, 17.30 Uhr ; 

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