Mit 97 zu 90 Stimmen hat der Nationalrat gestern für Lockerungen der Massnahmen per 22. März gefordert. Abgestimmt wurde zwar nur über eine Erklärung, die nicht verbindlich ist – aber doch ein Zeichen setzt.
In dieser Phase der Unsicherheit, jetzt schon Massnahmen für in drei Wochen festzulegen, sei riskant, warnt SRF-Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler in der Sendung «10vor10». Man wisse zu diesem Zeitpunkt noch nicht, welche Auswirkungen die aktuellen Lockerungen haben würden.
Der Bundesrat hält an seinem Corona-Lockerungskurs fest. Bevor es zu weiteren Öffnungsschritten kommen kann, müssen folgende der vier definierten Kriterien erfüllt sein:
Die Positivitätsrate muss im 7-Tage-Schnitt unter 5 Prozent liegen . Das heisst: Von allen Getesteten dürfen maximal 5 Prozent positiv sein. Die Positivitätsrate liegt derzeit bei 4.9 Prozent. Dieses Ziel ist erfüllt.
Die Auslastung der Intensivbetten: Es müssen sich weniger als 250 Covid-19-Patienten in den Betten der Intensivstationen befinden. Auf den Intensivbetten liegen momentan 179 Covid-19-Patienten. Vorgabe erfüllt.
Die Reproduktionszahl: Sie besagt, wie viele weitere Menschen von einem Infizierten angesteckt werden. Diese muss im 7-Tage-Schnitt unter 1 liegen. Die Reproduktionszahl liegt bei 1.05 – Vorgabe nicht erfüllt.
Die durchschnittlichen Neuinfektionen pro Tag : Diese müssen am Stichtag 17. März tiefer liegen als 2 Wochen zuvor. Die Neuinfektionen pro 100'000 Einwohner innerhalb von 14 Tagen liegen derzeit bei 161, sind also tiefer als am letzten Stichtag, da waren es 165. Vorgabe erfüllt.
Keine weiteren Öffnungsschritte
Gemäss den Kriterien des Bundesrats dürfte die Schweiz also derzeit keine weiteren Öffnungsschritte einleiten. Aus epidemiologischer Sicht sei der Fall klar, sagt der emeritierter Professor für Infektiologie an der Universität Genf, Bernard Hirschel.
«Es wäre einfach, wenn nur gesundheitliche Gesichtspunkte berücksichtigt werden müssen», so Hirschel. «Wenn man sagen könnte, dass es das überragende Ziel ist, die Infektionszahlen möglichst herunterzudrücken. Wenn man davon ausgeht, ist es klar, dann müsste man alles schliessen. Es gibt aber auch andere Kollateralschäden, die wirtschaftlichen Schäden, auch diese sind zu gewichten. Aber diese Balance ist schwer».
Unabhängig davon, wie ein Land seine Kriterien für Lockerungen oder Verschärfungen definiert – solche Kriterien allein werden die Corona-Pandemie nicht lösen, sagt der Genfer Infektiologe Bernard Hirschel. Für ihn ist klar: Der einzige Ausweg sei die Immunisierung, die Impfung von einem grossen Teil der Bevölkerung. Doch die lässt – zumindest für die breite Masse – bekanntlich noch auf sich warten.