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Kritik an Strukturen Immer mehr Schulassistenzen in Schweizer Schulen

Schulassistenzen werden in Klassenzimmern immer wichtiger. Der Verband fordert nun ein klares Berufsbild.

Sie unterstützen Kinder beim Lernen, sorgen für Ruhe im Unterricht und halten der Lehrperson den Rücken frei: Schulassistenzen sind in vielen Klassenzimmern nicht mehr wegzudenken. In den letzten Jahren ist die Zahl der Schulassistenzen stark gestiegen – dies vor allem in der Deutschschweiz.

So kam es in der Stadt Zürich in den letzten fünf Jahren zu einer Verzehnfachung. Waren es im Schuljahr 2018/2019 laut dem Schulamt der Stadt Zürich 30 Vollzeitstellen, sind es in diesem Schuljahr 297 Vollzeitstellen, die sich 850 Schulassistenzen teilen. Im Kanton Aargau sind es 1.5 Mal so viele, wie noch vor zwei Jahren.

Ein Wildwuchs ist entstanden

Der Schulassistenzverband übt nun Kritik an den heutigen Strukturen: «Es ist ein Wildwuchs entstanden, die Anstellungsbedingungen sind unterschiedlich. Es gibt zwar beispielsweise vom Volksschulamt Zürich Empfehlungen, aber es halten sich nicht alle Gemeinden daran», so Nadja Mayer, Vorstandsmitglied des Schulassistenzverbands. Deshalb fordert der Verband ein Berufsbild für die Schulassistenzen, «damit die Anstellungen geregelt sind, die Ausbildungen bekannt sind und alle die gleichen Grundlagen haben, wenn sie in einem Schulzimmer starten.»

An verschiedenen pädagogischen Hochschulen können Schulassistenzen zwar Weiterbildungen besuchen. Jedoch seien nach einem solchen Abschluss die Anstellungsbedingungen nicht geregelt und oft sei das Diplom bei Bewerbungen nicht relevant, so Mayer.

Elvetia Hodel sitzt mit einem Jungen am Tisch.
Legende: Elvezia Hodel: «Wir haben Kinder mit besonderen Bedürfnissen in der Klasse und ich unterstütze diese täglich.» srf

Auch die Schulassistenz Elvezia Hodel wünscht sich mehr Weiterbildungsangebote. Vor 14 Jahren ist die ehemalige medizinische Praxisassistentin in den Beruf hineingerutscht. Heute arbeitet sie in der Schule Allenmoos in Zürich. «Ich wäre froh, wenn es wieder Fachnetzgruppen geben würde.» Früher hätten sie sich als Assistenten ein bis zweimal im Monat getroffen.

Grössere Klassen und jüngere Schüler

Das Problem mit den fehlenden Ausbildungs- und Weiterbildungsangeboten ist auch Thomas Minder, Präsident des Schulleiterverbands Schweiz, bekannt. Auch er wünscht sich ein grösseres Angebot, doch: «Es gibt Personen, die aufgrund ihrer persönlichen Eigenschaften gut geeignet sind für den Einsatz in der Schule.» Laut ihm seien die Schulleiter froh um die zusätzliche Unterstützung in den Klassenzimmern.

Mit dem Einsatz von Schulassistenzen gibt es pro Schulklasse mehrere Personen, die die Kinder betreuen.
Autor: Thomas Minder Präsident des Schulleiterverbands Schweiz

Doch warum braucht es heute mehr Schulassistenzen? «In einigen Schulen sind die Klassengrössen immer noch gross. Mit dem Einsatz von Schulassistenzen gibt es pro Schulklasse mehrere Personen, die die Kinder betreuen», sagt Minder. Dazu kommt, dass Schulen seit einigen Jahren mehr Kinder in die Regelschulen integrieren, die besondere Bedürfnisse haben.

«Diese Kinder gilt es auch zu betreuen, da kommen Schulassistenzen zum Zug.» Zudem haben sich die Bedürfnisse der Gesellschaft verändert, so Minder. «Die Aufmerksamkeit ist im Schulalltag wichtiger geworden und sie hat einen positiven Effekt. Denn Aufmerksamkeit verhilft zu einer besseren Bildung.»

Nadja Mayer sieht noch einen weiteren Grund: «Die Kinder werden immer jünger beim Schulstart.» Für das Vorstandsmitglied sind Schulassistenzen in den Klassenzimmern unverzichtbar. «In der heutigen Zeit, mit der integrativen Schule und den heterogenen Klassen, ist es wichtig, dass die Lehrperson eine gute Unterstützung im Schulzimmer hat.»

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Tagesschau, 8.1.2024, 19:30 Uhr;kobt

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