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Lästige Nebenwirkungen Darf man nach der Covid-Impfung Schmerzmittel nehmen?

Gliederschmerzen, Kopfweh, Fieber: Auch bei jungen Menschen treten nach der Corona-Impfung nicht selten Nebenwirkungen auf. SRF-Userinnen und User beklagen vor allem nach der zweiten Impfung unangenehme Begleiterscheinungen.

Ich hatte nach der Moderna-Impfung zwei Tage mit Fieber, Schüttelfrost und Gliederschmerzen zu kämpfen.
Autor: SRF-Userin 20-jährig
Ich hatte nach der Biontech/Pfizer-Impfung starkes Fieber, das sechs Tage anhielt. Noch mehrere Tage danach fühlte ich mich abgeschlagen, hatte Schwindelanfälle und Herzrasen.
Autor: SRF-User 22-jährig
Ich hatte nachweislich kein Corona (Antikörper-Test negativ) und habe bereits nach der 1. Moderna-Impfung mit sämtlichen Nebenwirkungen zu kämpfen gehabt.
Autor: SRF-Userin 37-jährig

Insgesamt sind laut Swissmedic in der Schweiz bis zum 2. Juni 2701 Meldungen über vermutete Nebenwirkungen von Corona-Impfstoffen erfasst worden. In den meisten Fällen – bei 1751 Meldungen – waren es keine schwerwiegenden Reaktionen. Insgesamt wurden bis zum 2. Juni 5’785’134 Dosen verimpft.

Video
Aus dem Archiv: Covid-19-Impfung: Nebenwirkungen im Fokus
Aus Puls vom 31.05.2021.
abspielen. Laufzeit 33 Minuten 38 Sekunden.

Frauen waren häufiger betroffen als Männer. Zudem traten die Nebenwirkungen häufiger nach einer Impfung mit dem Wirkstoff von Moderna auf (56.9 Prozent) als nach einer Impfung mit Biontech/Pfizer (41.5 Prozent). In 1.6 Prozent der Fälle wurde der Impfstoff nicht spezifiziert.

Einordnung der Zahl der Nebenwirkungen

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Gemäss dem BAG wurden bis am 09. Juni 2021 5'810'914 Impfdosen in der Schweiz und Lichtenstein verabreicht. Dabei wurden 3'413'049 Dosen des Impfstoffs von Moderna (59%) und 2'397'865 Dosen des Impfstoffs von Pfizer / BionTech (41%) verabreicht. Es wurden somit 18% mehr Impfdosen des Impfstoffs von Moderna verwendet, dies gilt es in der Interpretationen der absoluten Zahlen der Nebenwirkungen zu berücksichtigen.

Viele Menschen möchten bei Nebenwirkungen nach der Covid-Impfung gerne zu schmerzstillenden Mitteln wie Paracetamol oder Ibuprofen greifen. Doch ist das sinnvoll? Oder gar kontraproduktiv für die Impfwirkung? Wir haben beim Immunologen Christian Münz nachgefragt.

Christian Münz

Christian Münz

Immunologe

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Christian Münz hat in Deutschland Biochemie studiert und hat sich anschliessend mit Immunologie an mehreren Universitäten beschäftigt. Unter anderem hat er 14 Jahre lang an der Universität New York geforscht. Heute arbeitet der Deutsche als Immunologe an der Universität Zürich und ist Leiter für Impffragen bei der Covid-Taskforce.

SRF News: Darf man nach einer Covid-Impfung Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen einnehmen?

Christian Münz: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das US-amerikanische Gesundheitsministerium (CDC) sagen, dass bei anhaltend starken Nebenwirkungen nach der Impfung diese Schmerzmittel eingenommen werden dürfen. Beide empfehlen, dass die Schmerzmittel nicht vor der Impfung eingenommen werden sollen. Vor allem nicht bei entzündungshemmenden Schmerzmitteln wie Ibuprofen, weil die Impfwirkung dann gedämpft werden könnte.

Darf man prophylaktisch Paracetamol nehmen?

Paracetamol ist weniger entzündungshemmend, sondern grösstenteils nur fiebersenkend. Trotzdem empfiehlt es sich nicht, Paracetamol prophylaktisch zu nehmen, sondern nur, wenn Nebenwirkungen eintreten, die nicht aushaltbar sind. Der Grund dafür ist, dass Schmerzmittel die Immunreaktion etwas verringern. Wenn man nun Schmerzmittel prophylaktisch vor der Impfung nimmt, weiss man noch nicht, wie stark die Immunreaktion ablaufen wird und könnte so ein Risiko eingehen, dass eine schwach ablaufende Immunreaktion in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Prophylaktisch sind Schmerzmittel auch nach der Impfung also nicht empfehlenswert, sondern, nur wenn die Symptome zu stark werden und vor allem auch lang anhalten.

Wie stark wird die Wirkung der Impfung durch die Schmerzmittel eingedämmt?

Dazu sind keine konkreten Zahlen bekannt. In der Regel ist es schon so, dass Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Aspirin eher dafür bekannt sind, die Impfwirkung zu schmälern. Da gibt es zahlreiche Experimente, die eine Schmälerung von 50 Prozent zeigen. Wissenschaftliche Zahlen im Falle von Paracetamol sind mir nicht bekannt.

Durch die Impfung werden viel mehr Antikörper gebildet, als für den Impfschutz erforderlich sind. Wieso sind denn die Schmerzmittel so problematisch?

Es ist tatsächlich so, dass die Impfung etwas mehr Antikörper macht, nämlich zwei- bis viermal mehr als eine Infektion, wie Studien gezeigt haben. Allerdings ist es so, dass die gebildeten Antikörper nach der Impfung oder nach der Infektion mit einer Halbwertszeit von 100 Tagen abfallen. Das bedeutet: Wenn man von einem höheren Niveau anfängt, hält der Impfschutz gegen mildere Re-Infektionen länger an, als wenn man bei einer niedrigeren Antikörpermenge anfängt.

Weil die mRNA-Impfstoffe mehr Antikörper induzieren, ist es so, dass die mit mRNA-Impfstoffen geimpften Personen wahrscheinlich länger vor einer Infektion geschützt sind als Personen, die eine Corona-Infektion überstanden haben. Auch die Genesenen sind sechs bis acht Monate vor einer Infektion gut geschützt, die mit mRNA-Impfstoffen geimpften Personen sind vermutlich zwölf Monate geschützt.

Ab welchem Zeitraum nach der Impfung hat die Einnahme von Schmerzmitteln gar keinen Einfluss mehr auf die quantitative Impfwirkung?

Nach drei bis vier Tagen hat die Einnahme von Schmerzmitteln sicherlich keinen Einfluss mehr auf die Impfwirkung, weil die meisten Symptome verschwunden sind. Aber der Peak der Symptome ist normalerweise nach zwei Tagen, und wenn dann eine starke Fieberreaktion eintritt, kann man natürlich Schmerzmittel einnehmen. Es ist wichtig zu wissen, dass Fieber sehr kurz andauert, über eine Nacht oder einen Tag. Sobald die mRNA weg ist, sind die Symptome dann auch verschwunden. Daher wäre es eigentlich empfehlenswert, gar keine Schmerzmittel zu nehmen.

Das Gespräch führte Saya Bausch.

SRF 4 News; 10.6.21; 13 Uhr;

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