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Lokale Fleischverarbeitung «Metzgerhuus» – Regionaler Schlachthof statt Schlachtfabrik

In der Region Basel wurde ein regionales Schlachthaus eröffnet. Dieses ist näher an Kunden und Bauernbetrieben.

In der Region Basel haben sich vor ein paar Jahren fünf Metzgereien zusammengeschlossen. Ihr Ziel: die Gründung eines gemeinsamen Schlachtbetriebs in der Region. Aus der Idee wurde nun Realität. Nach 17 Monaten Bauzeit wurde in Füllinsdorf BL das «Metzgerhuus» eröffnet.

«Wir als Metzger haben gesagt, dass wir wieder selber die Verantwortung für die Schlachtung übernehmen wollen», sagt Christoph Jenzer, Metzger und treibende Kraft hinter dem Projekt.

Eröffnungsband wird durchschnitten.
Legende: Eröffnung mit Regierungsrat Thomi Jourdan (EVP, BL) in Füllinsdorf ZVG/Metzgerhuus

In der ganzen Nordwestschweiz fehlten seit Jahren Betriebe, die mehr als zehn Rinder pro Woche schlachten dürfen. Deshalb liess auch Jenzer die letzten 30 Jahre in grossen Betrieben im Mittelland schlachten.

Verarbeitet werden im «Metzgerhuus» ausschliesslich Tiere, die aus der Region Basel stammen. Die Bauern bringen ihre Tiere persönlich zum Schlachtbetrieb. Füllinsdorf liegt zentral im Kanton Baselland und ist aus der ganzen Region gut zu erreichen. Der Standort wurde denn auch bewusst ausgewählt. Denn der kürzere Anfahrtsweg löse bei den Tieren weniger Stress aus.

Fleischverarbeitung
Legende: Vom Filet bis zur Kalbszunge – Tiere aus der Region Basel werden im «Metzgerhuus» verarbeitet. SRF/Simone Weber

Auch vor Ort sollen sich die Tiere wohlfühlen. Der Bereich, in dem sich die Tiere bis zur Tötung aufhalten, sei zusammen mit dem Schweizerischen Tierschutz und mit Tierärzten geplant worden, so Jenzer: «Vor der ersten Schlachtung haben die Schweine geschlafen, hier im Stall. Dies zeigt, wie ruhig die Tiere waren.»

Kürzere Transportwege für mehr Tierwohl

Und: Weniger Stress beim Tier komme am Ende auch dem Konsumenten zugute, ist Jenzer überzeugt: «Wenn das Tier wohl ist und einen kurzen Transportweg hat, ist die Qualität des Fleischs besser.»

Jenzer neben Kunstobjekt
Legende: «Wir als Metzger haben gesagt, dass wir wieder selber die Verantwortung für die Schlachtung übernehmen wollen», sagt Christoph Jenzer neben einem Kunstwerk. SRF/Simone Weber

Dass sich Metzgereien in einem Projekt wie dem «Metzgerhuus» zusammenschliessen, sei in der Schweiz aussergewöhnlich, heisst es beim Schweizerischen Fleischfachverband. Geschäftsführer Daniel Schnider lobt denn auch die Idee, die in der Nordwestschweiz entstanden ist. «Es ist nicht gang und gäbe, dass man zusammen ein solches Projekt aufstellt», sagt Schnider.

Insbesondere auch in Zeiten des Nachwuchsmangels sei eine solche Entwicklung positiv. Zwar gibt es ähnliche Projekte in Randregionen der Schweiz, wo es keine Schlachtbetriebe mehr gibt und die Anfahrtswege lang sind. Aber das «Metzgerhuus» sei so einzigartig.

Einblick in die Metzgerei

Auch weil der Betrieb noch ein weiteres Ziel verfolgt, nämlich Transparenz gegenüber Konsumentinnen und Konsumenten. So kann man durch ein Schaufenster bei der Fleischverarbeitung zuschauen, zudem sollen in Zukunft Führungen und Events angeboten werden. Wer Fleisch konsumiert, soll sich vor Ort ein Bild machen können, wie das Lebensmittel entsteht.

Die Kosten für den Bau des neuen regionalen Schlachthofs beliefen sich auf 11 Millionen Franken. Der Kanton Baselland unterstützte den Bau mit rund 2,5 Millionen Franken, dazu kamen Beiträge von Gönnerinnen und Gönnern. Einen grossen Teil hat Jenzer selber investiert.

Laden
Legende: Fleischverkauf vor Ort. Der dazugehörige Laden hat auch Sonntag offen. ZVG/Metzgerhuus

Der Schlachtbetrieb sei indes für alle Metzgereien und Bauernbetriebe in der Region Basel offen, betont Jenzer. Und die Bauern können sich auch für eine Selbstvermarktung entscheiden. Sie bringen das eigene Tier in den Schlachtbetrieb, lassen es dort verarbeiten und holen anschliessend die einzelnen Teile verpackt und gekühlt wieder ab für den Verkauf auf dem Hof.

Echo der Zeit, 02.06.2025, 18:00 Uhr ; 

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