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Stadtarzt Daniel Schröpfer im Interview
Aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 28.11.2022. Bild: Keystone/Christian Beutler
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Menschen ohne Krankenkasse Sans-Papiers gehen oft nicht zum Arzt – aus Angst aufzufliegen

Die Stadt Zürich will die Gesundheitsversorgung von Menschen ohne Aufenthaltsstatus mit einem Pilotprojekt verbessern.

In der Schweiz leben schätzungsweise 100'000 Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus. Diese sogenannten Sans-Papiers leben laut Gesetz illegal in der Schweiz. Sie führen ein verstecktes Leben – geprägt von der ständigen Angst, aufzufliegen. Dieser Umstand hindert viele Sans-Papiers daran, sich krankenversichern zu lassen.

In Zürich leben schätzungsweise 14 000 Personen ohne Krankversicherung. Ihnen will die Stadt nun einen besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung ermöglichen. Die Stadt startet dafür im nächsten Jahr ein Pilotprojekt.

Bestehende Angebote sollen mehr genutzt werden

Zwar können sich Sans-Papiers bereits heute in spezialisierten Einrichtungen medizinisch behandeln lassen. Doch die Angebote würden bisher nur von einem Bruchteil der Betroffenen genutzt, sagt der Zürcher Stadtarzt Daniel Schröpfer. Weil Sans-Papiers häufig ein sehr zurückgezogenes Leben führten, sei es schwierig, sie über solche Angebote zu informieren.

Darum schaltet die Stadt die Anlaufstellen jetzt auf ihrer Website auf. Das Angebot wird in 13 Sprachen aufgeführt. Beiträge in den sozialen Medien und Flugblätter sollen auf die Website aufmerksam machen.

Krankenversicherungspflicht gilt auch für Sans-Papiers

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Aus juristischer Sicht haben Sans-Papiers wie alle in der Schweiz wohnhaften Personen die Pflicht, eine Krankenversicherung abzuschliessen. Sie haben auch das Recht auf Prämienverbilligung und Grundleistungen der schweizerischen Gesundheitsversorgung. Die Krankenversicherer sind verpflichtet, Sans-Papiers aufzunehmen und dürfen keine Informationen über sie weitergeben. Dennoch sind viele Sans-Papiers in der Schweiz nicht krankenversichert.

Quelle: Bundesamt für Gesundheit

«Es ist wichtig, dass sich diese Menschen in medizinische Behandlung begeben, wenn sie eine solche benötigen», findet Daniel Schröpfer. Häufig suchen sich Sans-Papiers erst dann medizinische Hilfe, wenn sie schon schwer krank sind, zeigen auch die Daten des Bundesamts für Gesundheit. Die Konsequenz: Die Betroffenen benötigen häufig dringende und teure Behandlungen. Die Stadt Zürich will deshalb die Schwelle für medizinische Behandlungen niedriger setzen.

Engagement für Sans-Papiers umstritten

Die Kosten für das Pilotprojekt der Stadt Zürich belaufen sich auf 4.6 Millionen Franken und es dauert drei Jahre. Das Zürcher Stadtparlament hat den entsprechenden Kredit vor gut eineinhalb Jahren bewilligt. Dagegen waren SVP und GLP. Ihr Hauptargument: es gebe bereits heute entsprechende Anlaufstellen für Sans-Papiers. Das Pilotprojekt sei deshalb unnötig. Ausserdem sei eigentlich der Kanton in der Verantwortung.

Plakat wirbt für ein JA zur «Zürich City Card»
Legende: Mit knapp 52 Prozent Ja-Stimmen wurde die Idee eines Stadtausweises angenommen. Keystone/Simon Meier

Das Engagement für Sans-Papiers sorgt in der Stadt Zürich immer wieder für hitzige Diskussionen. So etwa auch die Idee eines Stadtausweises – der sogenannten «Zürich City Card». Ein Ausweisdokument, das einer Art ID entspricht, das Identität und Wohnsitz bestätigt, jedoch keine Informationen zur Herkunft oder zum Aufenthaltsstatus enthält.

Die City Card soll den geschätzten 10'000 Sans-Papiers in Zürich die Möglichkeit geben, sich auszuweisen. Im vergangenen Mai hat die Zürcher Stimmbevölkerung knapp Ja gesagt, dass die Stadt mit den Vorbereitungen der City-Card beginnen kann.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen 28.11.2022, 12:03 Uhr;

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