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Menschenmassen wegen Schnee Virologe: «Ich rate in dieser Lage jedem, zuhause zu bleiben»

In einem Grossteil der Schweiz schneit es. Die Schneemassen sorgen auf dem Schweizer Strassen- und Schienennetz für Chaos. Auch im öffentlichen Verkehr ist Geduld gefragt, die Menschen stauten sich an den verschiedensten Haltestellen. Stellen die Menschenansammlungen in der aktuellen Situation nicht eine Gefahr dar für eine weitere Ausbreitung des Coronavirus? Durchaus, meint Virologe Volker Thiel und plädiert für mehr Homeoffice.

Volker Thiel

Leiter Abteilung Virologie am Institut für Virologie und Immunologie (IVI) und Professor für Virologie an der Universität Bern

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Volker Thiel gilt als einer der führenden Coronaviren-Forscher und leitet die Abteilung Virologie am Institut für Virologie und Immunologie (IVI). Seit Jahren forscht Thiel an Coronaviren, zu denen auch die Erreger der gefährlichen Atemwegserkrankungen Sars und Mers gehören.

SRF News: Der heftige Schneefall beeinträchtigt den ÖV. Busse fallen aus, es kommt zu Verspätungen. Dabei gibt es an den Haltestellen grosse Menschenansammlungen. Was sagen Sie dazu?

Volker Thiel: Aufgrund der aktuellen Lage rate ich jedem, zuhause zu bleiben. Klar ist, dass diese aktuellen Menschenansammlungen nicht geplant waren, wie bspw. ein Konzert oder ein Fussballmatch. Klar ist aber auch, dass jeder versuchen muss, unerwartete Ansammlungen zu meiden.

Skifahren ist momentan nicht die beste Idee.

Nun gibt es aber Arbeitnehmende, welche nicht von zuhause aus arbeiten können. Wie soll man sich Ihrer Meinung nach verhalten?

Auch in Nicht-Pandemiezeiten gibt es Tage, bei denen das Verkehrssystem zusammenbricht. Ein Fehltag bei der Arbeit in der jetzigen Situation kann man akzeptieren. Es gilt, das Gesundheitsrisiko gegen einen Tag Arbeit abzuwägen. Aufgrund des Risikos von Menschenansammlungen sollten die Menschen ihren Arbeitgeber anrufen, und abklären, ob sie zuhause bleiben können.

Es ist suboptimal, dass sich nun jeder noch überlegt, schnell was zu machen, nur weil es nachher verboten ist.

Am Wochenende wird der Schnee viele Menschen auf die Pisten ziehen. Auch dort wird es zu Menschenansammlungen kommen.

Ja, auch dort kann es zu heiklen Situationen kommen. Ich selbst gehe in der jetzigen Zeit nicht Skifahren, obwohl ich es gerne möchte. Skifahren ist momentan nicht die beste Idee. Bei der An- und Abreise oder in geschlossenen Gondeln kann es immer wieder zu Situationen kommen, in welchen man Ansammlungen nicht ausweichen kann.

Wieso hat man die Homeoffice-Pflicht nicht bereits seit Donnerstag eingeführt? Man wusste ja, dass Schneefall angesagt ist.

In vielen Bereichen, auch an der Universität Bern, arbeiten viele in Bereichen, wo dies möglich ist, bereits zuhause. Manche Bereiche müssen sich aber zuerst vorbereiten. Es ist aber suboptimal, dass sich nun jeder noch überlegt, schnell was zu machen, nur weil es nachher verboten ist.

Verbietet Ihnen der Arbeitgeber Homeoffice?

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Homeoffice-Pflicht: Seit letzten Mittwoch sagt das BAG klar: Die Arbeitgeber sind verpflichtet, Homeoffice überall dort anzuordnen und durchzusetzen, wo dies aufgrund der Art der Aktivität möglich und mit verhältnismässigem Aufwand umsetzbar ist.

Erzählen Sie uns: Wie sieht es bei Ihnen aus? Wird die Pflicht eingehalten oder verbietet Ihnen der Arbeitgeber trotz Machbarkeit und Umsetzbarkeit Homeoffice? Schreiben Sie uns an kassensturz@srf.ch mit Betreff Homeoffice.

Liebe Grüsse, SRF News

Menschenmasse.
Legende: zvg

Das Gespräch führte Benjamin Hostettler.

Tagesschau, 14.1.2020, 19:30 Uhr ; 

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