Um es in der Sprache der Schwinger auszudrücken: Am Schluss kann das ESAF-Organisationskomitee diesen Gang doch noch gewinnen. Das finanzielle Debakel ist abgewendet. Sponsoren und der Kanton Baselland stopfen das Finanzloch von 3.8 Millionen Franken.
Private und Kanton Baselland helfen aus
Dabei leisten private Sponsoren, Partner und Lieferanten den grösseren Anteil: Sie zahlen zusätzlich rund 3.3 Millionen Franken an das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest ESAF 2022 in Pratteln. Von wem die 3.3 Millionen eingeschossen werden, legt das OK nicht offen.
Am Donnerstag stimmte das Baselbieter Parlament der zusätzlichen Zahlung zähneknirschend zu. Die öffentliche Hand schiesst maximal eine weitere halbe Million Franken ein. Diesem Entscheid war ein intensives Ringen vorausgegangen. Der Entscheid fiel mit 62 zu 14 Stimmen bei einer Enthaltung.
Angst vor grossem Imageschaden
Die Frage, ob der Kanton für den Rest in die Bresche springen sollte, führte zu einer emotionalen Debatte im Landrat. Für die Ausgabe sprachen sich SVP, FDP und Mitte/GLP aus. Das Hauptargument: Kommt es zu einem Konkurs, drohe dem Kanton Baselland ein Imageschaden.
«Es wäre ein unsägliches Signal des Kantons Baselland, wenn der Trägerverein in Konkurs geschickt würde», sagte Werner Hotz (EVP). Dann hätten zum Beispiel Rechnungen von Firmen nicht bezahlt werden können.
Bringen wir das unvergessliche Fest zu einem würdigen Abschluss.
Ausserdem habe das Baselbiet vom ESAF stark profitiert, indem es sich schweizweit von der besten Seite zeigen konnte. Dafür seien zusätzliche Ausgaben in maximaler Höhe von einer halben Million Franken verkraftbar. «Bringen wir das unvergessliche Fest zu einem würdigen Abschluss», sagte SVP-Fraktionssprecher Markus Brunner.
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Bild 1 von 18. Das breite Grinsen immer dabei. In Pratteln sah man überall nur lachende Gesichter, wie dieses besonders herzige auf dem Rasen in der Arena. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 2 von 18. Stürmischer Abgang. Die Stimmung war zwei Tage lang genial, doch am Samstagabend zwang ein plötzlicher, heftiger Platzregen das Publikum zur Flucht ins Trockene. Nicht alle waren genug schnell. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 3 von 18. Riesiges Areal. Auf dem ESAF-Gelände konnte man schnell mal den Überblick verlieren – und müde Beine bekommen. Bildquelle: Freshfocus/Benjamin Soland/Blick.
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Bild 4 von 18. Prominente Gäste. Leichtathlet Simon Ehammer (links) und Skifahrer Marco Odermatt haben die Sportart kurzzeitig gewechselt und fieberten in Pratteln ebenfalls mit. Bildquelle: Freshfocus/Sven Thomann/Blick.
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Bild 5 von 18. Mit vollem Einsatz dabei. Das Publikum liess sich zur La-Ola-Welle nicht zweimal bitten. Bildquelle: Freshfocus/Sven Thomann/Blick.
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Bild 6 von 18. Farbenfroher Festakt. Beim Festakt am Sonntagmorgen wusste man vor lauter Leuten nicht mehr, wohin man schauen soll. Bildquelle: Keystone/Georgios Kefalas.
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Bild 7 von 18. Alles im Blick. Die SRF-Kamerafrauen und -männer haben den Überblick dagegen nicht verloren. Über zwei Tage hinweg fingen sie alle wichtigen Szenen ein. Bildquelle: Keystone/Peter Schneider.
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Bild 8 von 18. Bundesrat umringt von Ehrendamen. Ignazio Cassis war am Festakt als Redner dabei. Der Tessiner erzählte in seiner Festrede, wieso er kein typischer Schwinger-Typ sei – aber den Sport trotzdem schätze. Bildquelle: Freshfocus/Claudio Thoma.
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Bild 9 von 18. Abkühlung am Brunnen. Vor ihren Kämpfen weckten sich die Schwinger regelmässig am Brunnen. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 10 von 18. Abkühlung am Tisch. Die Zuschauerinnen und Zuschauer suchten die Erfrischung auf einem anderen Weg. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 11 von 18. Schlammig. Der erwähnte Platzregen vom Samstag hinterliess auch seine (matschigen) Spuren. Bildquelle: Keystone/Anthony Anex.
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Bild 12 von 18. «Rächeler» bei der Arbeit. Für die perfekten Bedingungen im Sägemehl sorgten die Männer mit den Rechen. Bildquelle: Keystone/Peter Schneider.
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Bild 13 von 18. Im Stangenwald. Um auf die Tribünen zu kommen, musste der Weg durch die unzähligen Stangen gefunden und über die vielen Treppen geschafft werden. Bildquelle: Keystone/Peter Schneider.
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Bild 14 von 18. Zur Party bereit. Auf dem Festgelände gab's zwar weniger Stangen, doch die verschiedenen Plätzen mit den diversen Bühnen waren auch recht schnell überfüllt. Hier im Bild ist (noch) verhältnismässig wenig los. Bildquelle: Keystone/Peter Schneider.
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Bild 15 von 18. Das stille Örtchen. Toiletten gab es auf dem Gelände zwar rund 1000. Zu den Stosszeiten zwischen den Gängen musste sich die Blase trotzdem arg gedulden. Bildquelle: imago images/Geisser.
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Bild 16 von 18. Mit vollem Einsatz am Public Viewing. Ausserhalb der Arena sorgten mehrere Leinwände dafür, dass auch die Menschen draussen beim Schwingsport live dabei waren. Bildquelle: Keystone/Peter Schneider.
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Bild 17 von 18. Der heimliche Star. Bei seinen Vorführungen in der Arena vor 50'000 Menschen präsentierte sich Siegermuni Magnus ruhig und von seiner besten Seite. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 18 von 18. Der echte Star. Am Ende interessierte nur noch etwas beziehungsweise jemand: König Joel Wicki. Bildquelle: Freshfocus/Benjamin Soland/Blick.
Der Baselbieter Finanzdirektor Anton Lauber (Mitte) hielt fest, dass ein Konkurs angesichts des grossen Engagements für das ESAF keine Option sei. «Ein Fest dieser Dimension kann gar nicht ohne Kanton durchgeführt werden.»
Kritik kommt von rot-grüner Seite
Hin- und hergerissen waren SP, Grüne sowie EVP. Sie argumentierten, dass der Kanton rechtsstaatliche Prinzipien nicht einhalte. Schliesslich handle es sich beim ESAF um eine private Organisation. Es sei nicht Aufgabe der öffentlichen Hand, einfach zusätzlich Geld einzuschiessen, wenn ein Minus droht.
Wir brauchen gleich lange Spiesse statt eine goldige Extrawurst.
Diese zusätzliche Unterstützung schaffe ein Präjudiz. Ronja Jansen, SP-Landrätin, sagte: «Wir brauchen gleich lange Spiesse statt eine goldige Extrawurst.» Denn damit könnten auch andere private Organisatoren, wie etwa Turnvereine, beim Kanton anklopfen, wenn ein Loch in ihrer Kasse klafft. Ein zinsloses Darlehen wäre die bessere Option gewesen, so die SP-Vertreterin.
Auch Marco Agostini (Grüne) sprach sich gegen die Ausgabe aus: «Es kann nicht sein, dass alle Bürgerinnen und Bürger, die nichts von diesem Anlass hatten, bezahlen müssen.» Ausserdem musste sich auch OK-Präsident und SVP-Regierungsrat Thomas Weber Kritik gefallen lassen. Die Organisation sei zu wenig professionell aufgestellt gewesen, insbesondere bei den Finanzen.