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Schweizer Armee hat noch immer keine muslimische Seelsorgende
Aus Tagesschau vom 27.07.2019.
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Muslimische Seelsorge Die Diskussion ums Seelenheil in der Armee

Vor zwei Jahren haben Bundesrat und Armeechef Philipp Rebord verlauten lassen, dass sie sich muslimische Armeeseelsorgende vorstellen könnten. Getan hat sich seither noch wenig.

In der Armee kommen viele an ihre Grenzen. Sei es wegen kilometerlangen Märschen, hierarchischen Strukturen, dem fremden Umfeld oder aus anderen Gründen. Für gewisse Fälle haben alle Armeeangehörigen Zugang zur Armeeseelsorge. Dabei ist es laut Schweizer Armee unerheblich, ob das Problem direkt mit dem Militärdienst zusammenhängt oder nicht.

Bloss: Mit dem Seelenheil der Armeeangehörigen betraut sind ausschliesslich christliche Theologen. Das mag erstaunen. Denn in den letzten Jahren nahm die Zahl der Angehörigen christlicher Kirchen stetig ab, während die Zahl der Konfessionslosen und auch der muslimischen Bevölkerung zunahm.

Vor zwei Jahren äusserte sich Armeechef Philipp Rebord grundsätzlich positiv zur Einführung von muslimischen Seelsorgenden in der Armee. Und auch der Bundesrat hielt in einer Antwort auf eine entsprechende Interpellation fest, dass die Armeeseelsorge ihren Auftrag ohne die Rekrutierung von muslimischem Fachpersonal nicht mehr für sämtliche Angehörige der Armee befriedigend erfüllen könne.

Christliche Seelsorgende für alle

Stefan Junger, Chef der Armeeseelsorge erklärt, dass die heute christlichen Seelsorgenden Ansprechperson für alle Angehörigen sein müssen. So wird erwartet, dass Gläubige aller Religionen und auch konfessionslose Soldaten ihre Sorgen den christlichen Theologen – und vereinzelt auch Theologinnen – anvertrauen. Gemäss Junger reiche das meistens aus. In vereinzelten Fällen ziehe die Armee schon heute Imame zur Beratung hinzu. Das seien aber wirklich Ausnahmen.

Vielen Muslimen genügt das jedoch nicht. Einer von ihnen ist Kerem Adıgüzel. Der gläubige Muslim ist Oberleutnant und engagiert sich im Verein «Al Rahman» für einen offenen Islam, der niemanden ausschliesst – sei es aufgrund von Geschlecht, sexueller Orientierung oder Migrationshintergrund.

Das erwartet er auch von der Armee. Adıgüzel erklärt, dass es muslimische Seelsorgende braucht, da diese aufgrund ihres religiösen und kulturellen Hintergrundes besser auf muslimische Armeeangehörige eingehen können. Die Zahl der Muslime in der Armee steige, daher wäre ein solches Angebot umso mehr gefragt.

Parlament ist offen, die Seelsorge zu reformieren

Rechte Kreise sehen keinen Handlungsbedarf. «Wir sind der Ansicht, dass sich die bisherigen christlichen Seelsorger der Armee bewährt haben. Sie leisten gute Dienste mit einem sehr grossen Engagement für alle», hält die SVP-Sicherheitspolitikerin Barbara Keller-Inhelder fest.

Auch das Parlament hat sich bereits zu dieser Frage geäussert. SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor wollte im Militärgesetz festschreiben, dass nur noch christliche Seelsorger ihre Dienste in der Armee anbieten dürfen. Seine parlamentarische Initiative wurde im Frühling vom Nationalrat mit einer 2/3-Mehrheit klar abgelehnt.

Uni Bern plant Seelsorgerlehrgang

Die Armee sträubt sich also noch, die Armeeseelsorge zu reformieren. Doch einen Hoffnungsschimmer gibt es. An der Universität Bern ist ein Seelsorgelehrgang geplant, der auch auf die Armeeseelsorge fokussieren soll.

Diese Ausbildung wird Angehörigen aller Religionen, sowie Konfessionslosen offenstehen. Professorin Isabelle Noth, Leiterin des Instituts für Praktische Theologie bestätigt auf Anfrage, dass erste Sondierungsgespräche mit der Armee stattgefunden haben.

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