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Nach Olympia-Absage für 2030 Ogi: «So kann man mit dem Schweizer Volk nicht umspringen»

Nach der Absage des IOC herrscht Enttäuschung bei Spitzensportlern, Ratlosigkeit und Verärgerung bei Funktionären und Politikern.

Die Olympischen Winterspiele werden 2030 nicht in der Schweiz stattfinden. Dies gab das IOC am Mittwoch bekannt. Jetzt ist von 2038 die Rede – dafür müsse sich die Schweiz aber noch richtig ins Zeug legen, findet das IOC.

Der ehemalige Sportminister Adolf Ogi, der einst erfolglos für Olympia 2006 in Sion gekämpft hatte, ist bitter enttäuscht vom aktuellen Gebaren des IOC. «So kann man mit dem Schweizer Volk nicht umspringen», so Ogi.

So kann man mit dem Schweizer Volk nicht umspringen.
Autor: Adolf Ogi Alt Bundesrat

«Was das IOC jetzt in Paris gemacht hat, das verstehen wir hier in der Schweiz nicht. Die Schweiz hat so viel Verdienste gegenüber dem IOC, dass man nicht einfach sagen kann, jetzt müsst ihr warten bis 2038.»

Auch junge Spitzensportler ratlos

Dass das IOC die Schweiz zur Kandidatur für 2030 ermutigte und nun einen Rückzieher gemacht hat, lässt auch junge Spitzensportler ratlos zurück. Zumal es nicht das erste Mal ist, dass sich Schweizer Olympiaträume in Nichts auflösen.

Die Schweizer Biathletin Lea Meier sagt dazu: «Seit ich zwölf Jahre alt bin, wird immer wieder debattiert, ob man die Spiele in der Schweiz durchführen kann. Es ist jedes Mal wieder ein Schlag, weil es auch ein Kindheitstraum ist, der wahrscheinlich nicht in Erfüllung gehen wird für mich.»

«Es ist für mich auch sehr überraschend gekommen, dass es schon so schnell und so früh zurückgezogen wird vonseiten des IOC», hält Biathlet Niklas Hartweg fest. «Und ich kann es noch nicht ganz verstehen.»

Trede: «Man muss wegkommen vom Gigantismus»

Der Plan, dass die Schweiz möglichst nachhaltige Spiele mit bestehenden Anlagen, verteilt auf das ganze Land, durchführen würde, war dem IOC dann doch zu dezentral. Und die Unterbringung in Hotels statt in einem olympischen Dorf zu wenig olympischer Geist.

Ich denke, es gehen nur nachhaltige Spiele, das ist klar. Man muss wegkommen vom Gigantismus.
Autor: Aline Trede Nationalrätin Grüne/BE

Für Grünen-Nationalrätin Aline Trede stellt sich die Frage, welches Spiel das IOC wirklich spielt. «Ich denke, es gehen nur nachhaltige Spiele, das ist klar», hält Trede fest. «Man muss wegkommen vom Gigantismus.» Das IOC aber widerspreche sich, wenn es sage, es dürfe nicht zu dezentral und zu klein sein. «Man muss dort wirklich schauen, dass die Glaubwürdigkeit gegeben ist – und die sehe ich im Moment beim IOC wirklich nicht.»

IOC verlangt auch finanzielle Garantien

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Für eine mögliche Schweizer Kandidatur 2038 verlangt das IOC nun noch mehr Unterstützung von Bevölkerung und Politik, sowie finanzielle Garantien – bei geschätzten Gesamtkosten von 1.5 Milliarden Franken immer ein Risiko.

Nationalrat Rino Büchel, ehemaliger Sponsoring-Leiter beim Schweizerischen Skiverband, ist auf der Hut. «Noch höhere Kosten, als man jetzt vorgeschlagen hat, das kann man einfach nicht bringen. Man muss immer aufpassen. Das IOC will Geld verdienen und die anderen die Rechnungen zahlen lassen. Da muss man ganz sauber budgetieren und das machen, was das Volk bereit ist zu tragen.»

Swiss Olympic wird Entscheid analysieren

Wie es weitergehen soll mit einer möglichen Schweizer Kandidatur 2038, dazu will sich Swiss Olympic nicht äussern. An einer Sitzung am Freitag wolle man den IOC-Entscheid analysieren und die nächsten Schritte festlegen, heisst es auf Anfrage von SRF.

Den Bettel gleich hinschmeissen würde Adolf Ogi zwar nicht. Aber auch er als ewiger Optimist ist vorsichtiger geworden. «Wir hatten jetzt eine gewisse Euphorie. Die Mehrheit in der Schweiz stellte fest, dass man mehr Nutzen als Schaden hat. Jetzt wurde das kaputt gemacht, man muss wieder von vorne beginnen. Ob man dies noch will, ob man noch die Kraft hat, (...) die Begeisterung, die es braucht und die man gehabt hat für 2030, ob die noch vorhanden ist, das wissen wir nicht.»

Es ist nicht auszuschliessen, dass die Schweizer Olympiaträume schon bald wieder Schnee von gestern sind.

10vor10, 30.11.2023, 21:50 Uhr ; 

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