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Nach Sanktionsentscheid Knickt die Schweiz vor China ein? Der Bundesrat verneint

  • Der Bundesrat übernimmt EU-Sanktionen gegen zwei chinesische Banken nicht.
  • SP-Aussenpolitiker Molina sieht ein «Einknicken» gegenüber China.
  • Das Wirtschaftsdepartement bezeichnet dies als haltlos, nennt aber auch aussenwirtschaftspolitische Gründe.

Es geht um zwei international wenig bekannte chinesische Banken: Die Heihe Rural Commercial Bank und die Heilongjiang Suifenhe Rural Commercial Bank. Die EU wirft ihnen vor, sie würden Russland helfen, die Sanktionen zu unterwandern. Die EU-Sanktionen gegen die beiden Banken gelten seit Sommer. Diese Woche nun hat der Bundesrat entschieden: Er übernimmt sie nicht, weil Schweizer Finanzinstitute keinerlei Aktivitäten mit den beiden chinesischen Banken hätten.

Molina: «Schweiz stellt Profit über Völkerrecht»

Es kommt selten vor, dass die Schweiz Sanktionen der EU nicht übernimmt. SP-Aussenpolitiker Fabian Molina gehört seit Jahren zu den Kritikern der Schweizer Sanktionspolitik. Die Begründung, dass die zwei chinesischen Banken keine Geschäftsbeziehungen hätten zu Schweizer Banken, hält er für fadenscheinig: «Dann könnte man ja die Sanktionen trotzdem übernehmen. Der Entscheid des Bundesrats zeigt viel mehr, dass er vor China eingeknickt ist», sagt SP-Nationalrat Molina.

Zwei Männer in Anzügen reichen sich die Hand, im Hintergrund eine Frau sowie die Flaggen der Schweiz und von China
Legende: Die Schweiz und China unterhalten enge Beziehungen und verhandeln über eine Erweiterung des Freihandelsabkommens: Wirtschaftsminister Guy Parmelin begrüsst Chinas Vize-Premierminister He Lifeng im Mai 2025 in Genf. Keystone / Martial Trezzini

Molina vermutet, dass der Bundesrat China nicht verstimmen wolle angesichts der laufenden Verhandlungen über eine Erweiterung des Freihandelsabkommens. «Damit stellt die Schweiz ihre Profitinteressen über die Durchsetzung des Völkerrechts», kritisiert der Nationalrat.

Departement Parmelin nennt Vorwürfe «haltlos»

Die Kritik reicht allerdings nicht über das linke Lager hinaus. Mitte-Präsident Philipp Bregy stützt den Bundesrat: «Die Schweiz sollte dort Massnahmen ergreifen, wo eine konkrete Wirkung zu erwarten ist. Hier scheint dies nicht der Fall zu sein», so Bregy.

Das Wirtschaftsdepartement bezeichnet den linken Vorwurf, der Bundesrat knicke vor China ein, als «haltlos». Ob China im Vorfeld interveniert hat, gibt das Departement nicht bekannt: Man äussere sich grundsätzlich nicht zu allfälligen Kontaktaufnahmen anderer Staaten.

Aussenwirtschaftspolitische Überlegungen spielten auch eine Rolle

Das Staatsekretariat für Wirtschaft (Seco) nennt auf Anfrage aber zusätzlich zu den fehlenden Geschäftsbeziehungen zu Schweizer Banken weitere Gründe, weshalb die Schweiz die zwei chinesischen Banken nicht sanktioniert habe: Der Bundesrat habe die Massnahme «unter Berücksichtigung aussenpolitischer, aussenwirtschaftspolitischer und rechtlicher Kriterien« geprüft und sich mit nationalen und internationalen Partnern ausgetauscht. Wirtschaftliche und aussenpolitische Überlegungen also könnten mit eine Rolle gespielt haben. Auf die EU-Sanktionen hatte Peking scharf reagiert (siehe Box).

China reagierte mit Gegenmassnahmen gegen EU

Box aufklappen Box zuklappen

China hatte im Sommer auf die EU-Sanktionen gegen die zwei Banken mit scharfem Protest reagiert. Im Juli erklärte das Handelsministerium laut der Nachrichtenagentur Bloomberg, dass die Massnahmen dem Handel sowie den wirtschaftlichen und finanziellen Beziehungen ernsthaft schaden würden. Auch kündigte das Ministerium Massnahmen zum Schutz von chinesischen Firmen und Banken an. Im August schliesslich beschloss China als Gegenmassnahme Sanktionen gegen zwei litauische Banken.

Der Bundesrat entscheidet laut Seco im Einzelfall, ob er EU-Sanktionen ganz, teilweise oder gar nicht übernimmt. Er sei nach wie vor entschlossen, die Sanktionen der EU gegenüber Russland mitzutragen und sie aktiv durchzusetzen.

Kritik gab es schon letzten Herbst

Vor drei Jahren entschied der Bundesrat aus staatspolitischen Gründen, anders als die EU, die russischen Propagandasender «Russia Today» und «Sputnik» nicht zu sperren. Letzten Herbst verzichtete er auf die Einführung einer Verpflichtung für Unternehmen und Personen, die Einhaltung der Schweizer Sanktionen durch Tochtergesellschaften im Ausland sicherzustellen. Der Schritt wurde von links und dem damaligen US-Botschafter Scott Miller kritisiert.

SRF 4 News, 30.10.2025, 16 Uhr;liea

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