Zum Inhalt springen

Nach Schulferien in Quarantäne Oberste Schweizer Lehrerin: «Pro Klasse fehlen ein, zwei Schüler»

In den meisten Kantonen hat die Schule wieder begonnen. Doch schweizweit bleiben offenbar hunderte Schülerinnen und Schüler zuhause, in Quarantäne. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des «Blick». Demnach sind zum Beispiel im Kanton Zürich über alle Stufen gezählt 690 Schülerinnen und Schüler in Quarantäne. In St. Gallen sind es rund 100, in Basel-Stadt 70. Der Grund: Sie waren in den Sommerferien in Risikoländern. Dagmar Rösler vom Dachverband für Lehrerinnen und Lehrer sagt, das sei besser, als in die Schule zu kommen und andere anzustecken.

Dagmar Rösler

Präsidentin des Dachverbandes Lehrerinnen und Lehrer Schweiz

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Seit August 2019 ist Dagmar Rösler Zentralpräsidentin des Dachverbandes Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH). Sie ist ehemalige Deutsch- und Sportlehrerin.

SRF News: Die Schule hat wieder angefangen, und schon sind hunderte Schülerinnen und Schüler in Quarantäne. Erstaunt Sie die Dimension?

Dagmar Rösler: In Tat und Wahrheit erstaunt mich das nicht. Es war ja schon bevor die Schule wieder begonnen hat eine Tatsache. Man hat erwartet, dass Schülerinnen und Schüler zuhause bleiben müssen. Und wenn wir ganz ehrlich sind, müssen wir ja auch froh sein, dass diese Schülerinnen und Schüler die Schutzmassnahmen ernst nehmen und zuhause bleiben und nicht in die Schule kommen und eventuell noch andere anstecken.

Wie gehen die Lehrerinnen und Lehrer damit um?

Es ist nicht eine vollkommen neue Situation. Man wusste, die Schülerinnen und Schüler kommen aus den Ferien zurück. Man wusste aber nicht so genau, wo sie gewesen sind. Man hat also erwartet, dass einige Kinder zuhause bleiben müssen. Es ist ja nicht die Hälfte der Klasse, die zuhause bleibt.

Man hat erwartet, dass einige Kinder zuhause bleiben müssen.

Es sind, was ich gehört habe, im Schnitt ein bis zwei Schülerinnen oder Schüler, die fehlen. Man darf nicht davon ausgehen, dass man diese in Form von einem Fernunterricht betreuen kann, wie man das vor den Sommerferien noch getan hat, da ja jetzt gleichzeitig auch der Präsenzunterricht läuft.

Wie werden die Schüler, die zu Hause bleiben müssen, unterrichtet?

Ich gehe davon aus, dass sie Hausarbeiten bekommen, damit sie den Stoff nicht komplett verpassen. Ich denke, dass Lehrerinnen und Lehrer darauf achten, dass die wichtigen Dinge auch zuhause erledigt werden können.

Das soziale Lernen, das Turnen und was sonst noch alles läuft in der Schule, fehlt den Kindern.

Vieles wird vermutlich online gestellt werden, wie wir das schon kennen und gewohnt sind. Aber die Dinge wie das soziale Lernen, das Turnen und was sonst noch so alles läuft in der Schule, das fehlt diesen Kindern natürlich.

Im Moment ist die Situation also noch einigermassen handhabbar?

Ja, wenn es nicht noch zunimmt. Wir müssen auch die Gesamtsituation im Auge behalten. Wenn die Ansteckungszahlen weiter zunehmen, müssen die Schulen mit weiteren Massnahmen reagieren. Ich habe schon Diskussionen gehört, bei denen es darum geht, ob man in der ganzen Schule eine Maskenpflicht einführen will. Soweit ist man aber noch nicht. Ich denke, man versucht jetzt einfach, das Bestmögliche aus der Situation zu machen und die Schülerinnen und Lehrer so gut zu schützen, wie es im Moment machbar ist.

Das Gespräch führte Susanne Stöckl.

SRF 4 News, 20.08.20, 10:40 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel