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Nachfolge von Matthias Bregy Yvonne Bürgin bewirbt sich für Mitte-Fraktionspräsidium

Mit der Wahl von Philipp Matthias Bregy zum Parteipräsidenten ist das Mitte-Fraktionspräsidium offen. Nun hat sich eine Frau beworben.

Die Zürcher Nationalrätin Yvonne Bürgin will Fraktionspräsidentin der Mitte-Partei werden. Dem Nationalrat gehört sie noch keine zwei Jahre an – zuvor war sie Chefin der Mitte-Fraktion im Zürcher Kantonsrat. Diese Aufgabe wolle sie nun auch im Bundeshaus übernehmen, sagt Bürgin.

«Es ist eine sehr spannende Rolle, die ich auch schon kenne aus dem Kanton Zürich.» Und in Bundesbern sei sie noch spannender. «Wir sind das Zünglein an der Waage und können je nach Thema Mehrheiten bilden, mit rechts oder mit links.»

Bürgin macht sich als Finanzpolitikerin einen Namen

Bürgin wird Ende August 55 Jahre alt und ist Gemeindepräsidentin von Rüti im Zürcher Oberland. Früher produzierte sie als Textil-Entwerferin Vorhangstoffe, heute ist sie im familieneigenen KMU tätig.

Bei der Finanzpolitik bin ich klar bürgerlich, weil man nicht mehr Geld ausgeben kann, als man hat.
Autor: Yvonne Bürgin Nationalrätin (Mitte/ZH)

Im Nationalrat hat sie sich als Finanzpolitikerin einen Namen gemacht, etwa bei den Budgetberatungen Ende des vergangenen Jahres: Als bei der Armee die Finanzen aufgestockt wurden und bei der Entwicklungshilfe, dem Asylwesen und beim Bundespersonal der Rotstift angesetzt wurde.

Sie sagt denn auch: «Bei der Finanzpolitik bin ich klar bürgerlich, weil man nicht mehr Geld ausgeben kann, als man hat.» Man müsse das Geld zuerst auch verdienen. «Aber gerade in der Bildung zum Beispiel habe ich gekämpft, dass man in der Bildung nicht streicht, weil das kurzsichtig ist.»

Frau in orangem Blazer bei einer Veranstaltung.
Legende: Yvonne Bürgin an der Delegiertenversammlung der Mitte-Partei Schweiz am 24.2.2024 in Schwyz. KEYSTONE / Urs Flueeler

Bei gewissen Positionen wie der Bildung sieht sie sich den linken Positionen näher. In den vergangenen Jahrzehnten gab es bei der Mitte zahlreiche Frauen in Spitzenpositionen. Auf Doris Leuthard im Bundesrat folgte Viola Amherd. In diesem Jahr kamen in der Partei aber Männer zum Zug, im Bundesrat und beim Parteipräsidium. Auch, weil die Mitte-Frauen keine Kandidatinnen für die beiden Ämter fanden. Das sorgte für Kritik.

Dass nun für das Fraktionspräsidium eine Frau antritt, sei wichtig für die Partei, sagt Bürgin: «Für ein Führungsteam wäre es sicher von Vorteil, wenn es gemischt ist. Das hat mich natürlich auch motiviert, als Frau zu kandidieren.» Doch sie ist der Meinung, dass ihre Stärken und ihr Rucksack wichtiger sein sollen als ihr Geschlecht.

Restliche potenzielle Kandidaten sagen ab

Die Frist für Kandidaturen der Mitte-Partei läuft noch bis Freitagmittag. Im Vorfeld wurden auch andere Namen genannt, etwa jener des Urner Nationalrats Simon Stadler. Er sagt aber ab. Denn ab Januar werde er Vater und er freue sich auf diese Aufgabe. Es sei bereits jetzt nicht einfach, Beruf und Familie aneinander vorbeizubringen. «Deshalb möchte ich mich zuerst wohlfühlen als Vater und die Zeit der Familie widmen.»

Ambitionen wurden auch dem St. Galler Nationalrat Nicolò Paganini nachgesagt, der bereits dem Fraktionsvorstand angehört. Wegen der veränderten Ausgangslage verzichtet Paganini aber. Zwar hätte ihn das Amt des Fraktionschefs gereizt. Doch nun stelle sich eine Frau zur Verfügung, die bereits Erfahrung als Fraktionschefin habe. Jetzt solle der Anspruch der Frauen erfüllt werden. «Meine Kandidatur wäre nicht opportun», sagte Paganini gegenüber dem «St. Galler Tagblatt».

Damit steigen kurz vor Ablauf der Frist die Chancen der Mitte-Frauen, wieder eines der Spitzenämter in der Partei zu übernehmen.

Echo der Zeit, 14.08.2025, 18:00 Uhr

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