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Neue Impfdosen für die Schweiz BAG-Vizedirektorin: «Wollen auch für die Zukunft gewappnet sein»

Gesundheitsminister Alain Berset hat auf Twitter verkündet, dass die Schweiz weitere drei Millionen Impfdosen von Pfizer/Biontech gekauft habe. Eine Million davon stehe den Kantonen im April, Mai und Juni zur Verfügung.

Mit Pfizer/Biontech hatte der Bund bereits einen Vertrag über drei Millionen Dosen abgeschlossen. Weitere Verträge bestehen mit den Herstellern Novavax (6 Mio.), Curevac (5 Mio.), Astra-Zeneca (5.3 Mio.) sowie Moderna (13.5 Mio.). BAG-Vizedirektorin Nora Kronig erklärt, wieso der Bund zurzeit vor allem auf mRNA-Impfstoffe setzt.

Nora Kronig

BAG-Vizedirektorin

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Nora Kronig ist in Genf aufgewachsen. Sie studierte an der Universität St. Gallen und schloss 2005 mit einem Master in Wirtschaftswissenschaften ab. Auf den 1. Oktober 2017 ernannte der Bundesrat Kronig zur Vizedirektorin sowie zur neuen Leiterin der Abteilung Internationales des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) und verlieh ihr den Botschaftertitel. Seit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie führt sie die Arbeitsgruppe, die sicherstellen soll, dass die Schweiz mit einem Impfstoff versorgt wird.

SRF News: Die Schweiz hat nun allein von Pfizer/Biontech und Moderna 20 Millionen Impfdosen. Das sollte reichen, oder?

Nora Kronig: Das stimmt, aber wir haben bei der ganzen Planung in zwei Phasen überlegt. In der ersten Phase wollen wir alle impfen, welche das auch möchten. Mit beiden Unternehmen haben wir aber auch Verträge über die nähere Zukunft abgeschlossen. Wir wissen aktuell nicht, wie sich die Mutationen entwickeln und ob man sich eventuell auch ein drittes oder viertes Mal impfen lassen muss. Es ist uns ein Anliegen, dass wir auch für die Zukunft gewappnet sind.

Es ist erfreulich, dass wir derart gute Produkte zur Verfügung haben.

Vom Impfstoff der Firma Astra-Zeneca hört man nicht mehr viel. Braucht die Schweiz diesen Impfstoff überhaupt noch?

Wir setzen auf unterschiedliche Impfstoffe. Ich habe mich über die Studienergebnisse, welche man nun aus Schottland gesehen hat, sehr gefreut. Wir warten auf den Entscheid von Swissmedic. Die Behörde entscheidet unabhängig, ob ein Impfstoff sicher und wirksam ist.

Ist es richtig, dass Sie bei den Impfstofftypen vor allem auf die mRNA-Typen setzen?

Aktuell legen wir den Fokus auf die mRNA-Impfstoffe, das stimmt. Die Wirksamkeitsquoten sind bei dieser Art Impfstoff äusserst hoch. Wir sehen aktuell positive Auswirkungen, vor allem in den Altersheimen, bei welchen geimpft wurde. Es ist erfreulich, dass wir derart gute Produkte zur Verfügung haben.

Auch Impfstoffe wie etwa Sputnik aus Russland werden immer wieder zur Diskussion gestellt. Gibt es solche Impfstoffe bald auch in der Schweiz?

Wir sind weiterhin daran, mit allen Herstellern Kontakte zu pflegen. Ein entscheidender Punkt bei der Auswahl ist jedoch immer mehr auch die Zeitdimension. Auf den Impfstoff von Johnson & Johnson, welcher erst ab dem dritten Trimester verfügbar wäre, werden wir zurzeit verzichten. Ansonsten sind wir weiterhin für die Entwicklungen offen und bleiben in regem Kontakt. Weitere Details kann ich Ihnen leider nicht geben.

Wieso hat die Schweiz als Pharmanation keinen eigenen Impfstoff hergestellt?

Die Schweiz hat bei der Impfstoffentwicklung eine wichtige Rolle gespielt. Das zeigt sich beispielsweise beim Moderna-Impfstoff, bei welchem die Lonza die Produktion innehat. Die Impfstoffentwicklung muss global gesehen werden.

Die Schweiz hat hervorragende Hochschulen und auch Pharmafirmen. Wieso hat man sich hier nicht zusammengetan? Hat die Schweiz möglicherweise zu wenig Geld gesprochen?

Vor einem Jahr, als wir die Arbeit angefangen haben, haben wir alle Kandidaten angeschaut, auch jene in der Schweiz. Von den 200 Kandidaten haben wir uns auf diejenigen fokussiert, welche am erfolgversprechendsten waren.

Schweizer Kandidaten waren keine darauf?

Bei den Analysen und Gesprächen hat sich herausgestellt, dass es teilweise bei den ersten Versuchen mit Tieren keine positiven Ergebnisse gab, oder dass man bereits erkannt hatte, dass die Produktion nicht im nötigen Tempo gelingen würde.

Das Gespräch führte Nicola Zala (RSI).

SRF 4 News, 10.3.2021, 10:00 Uhr ; 

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