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ÖV und Corona Reduziert besetzte Gondeln, volle Züge – geht das auf?

Eine Beschränkung der Passagiere im ÖV ist kein Thema. Der Direktor des Verbands öffentlicher Verkehr erklärt, warum.

Auch am vergangenen Wochenende war es wieder so: Die Gondeln in den Skigebieten waren nur reduziert besetzt, weil dort eine Beschränkung gilt. Die Züge und Busse, mit denen die Skifans an- und abreisten, waren jedoch teilweise überfüllt. Jeder Platz war besetzt, Fahrgäste standen gar aneinandergedrängt.

Eine paradoxe Situation. Und nicht ideal, um die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen. Ueli Stückelberger, Direktor des Verbands öffentlicher Verkehr, äussert sich dazu.

Ueli Stückelberger

Direktor Verband öffentlicher Verkehr

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Stückelberger ist Jurist und arbeitete einige Jahre beim Rechtsamt der Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion des Kantons Bern. 1999 wechselte er ins Bundesamt für Verkehr (BAV). Seit 2011 ist er Direktor des Verbandes öffentlicher Verkehr (VöV) und von Seilbahnen Schweiz (SBS).

SRF News: Müsste man nicht auch die Kapazität der Züge und Busse beschränken?

Ueli Stückelberger: Überlegt hat man sich diese Möglichkeit. Aber die Situation im öffentlichen Verkehr ist nicht ganz vergleichbar mit derjenigen bei den Berg- oder Seilbahnen. Es besteht eine Transportpflicht im öffentlichen Verkehr. Und wir möchten immer alle Leute transportieren können.

Die Situation ist nicht mit derjenigen bei den Seilbahnen vergleichbar.

Aber volle Züge können in der Pandemiesituation ein Problem geben. Müsste man nicht doch eine Beschränkung einführen?

Wir versuchen, das Ziel auf anderem Weg zu erreichen. Wir sehen natürlich die Problematik auch. Aus diesem Grund setzen viele Unternehmen Zusatzzüge ein – etwa SBB, Postauto oder andere Bahnunternehmen. Damit will man die Kundenströme möglichst verteilen.

Wir möchten den Leuten nicht vorschreiben, wann sie wo fahren dürfen.

Auf der anderen Seite wird den Fahrgästen zusätzlich angezeigt, mit welcher Auslastung auf gewissen Zügen gerechnet wird. Man hofft, dass sich dadurch die Passagiere ein wenig verteilen. Aber wir möchten den Leuten nicht vorschreiben, wann sie wo fahren dürfen.

Und trotzdem können problematische Situationen entstehen?

Ja, das kann es sicher punktuell geben. Auf der anderen Seite darf man das vielleicht auch nicht überbewerten. Es sind nicht extrem viele Züge, in denen es so ist und zum Teil ist man ja auch nicht stundenlang in solchen Zügen. Wir appellieren natürlich an unsere Kundinnen und Kunden, möglichst gut belegte Züge zu meiden. Aber wir stellen auch eine gewisse Müdigkeit fest, allem auszuweichen. Man nimmt solche Situationen halt in Kauf.

Irgendwo stösst man einfach auch an seine Grenzen.

Wie sieht es bei den Bahnunternehmen allgemein aus? Machen die genug?

Ja. Man unternimmt sehr viel, damit man eben Zusatzzüge und -busse bereitstellen kann. Die Züge werden gereinigt und gewaschen. Also, ich glaube, den Transportunternehmen kann man da nichts vorwerfen. Da wird sehr viel gemacht. Aber irgendwo stösst man einfach auch an seine Grenzen.

Das Gespräch führte Rafael von Matt.

SRF 4 News, Heute Morgen, 22.02.2021, 06:00 Uhr ; 

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