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Openair St. Gallen in Zahlen Festivals unter Druck: ein Geschäft «mit hohem Risiko»

Openair St. Gallen kämpft mit schwachem Vorverkauf – der Chef spricht von einem Wandel in der Festivallandschaft.

Das Openair St. Gallen ist dieses Jahr beim Festivalstart nicht ausverkauft. In den letzten drei Jahren war das anders. Darum wird es diesmal eine Tageskasse geben, heisst es vom Openair (OASG). Ob sich die Kasse am Schluss genügend füllt, damit die Rechnung aufgeht, ist offen.

Festivals sind ein Hochrisiko-Geschäft.
Autor: Christoph Huber Chef OASG und Präsident der Europäischen Festivalvereinigung

Ausverkauft ist das Openair St.Gallen mit 20'000 Besucherinnen am Donnerstag und je 30'000 am Freitag, Samstag und Sonntag. Für einen positiven Abschluss braucht das OASG über die vier Tage verteilt rund 100'000 verkaufter Tagestickets. Dies entspreche einer Auslastung von bis zu 90 Prozent, sagt Open-Air-Chef Christoph Huber und weiter: «Festivals sind ein Hochrisiko-Geschäft.»

Openair St.Gallen 2025

Wichtige Faktoren für eine positive Bilanz seien neben dem Ticketverkauf auch das Wetter und die Popularität der Acts.

Schwacher Vorverkauf

In den letzten drei Jahren gingen die Tickets für das Openair im Sittertobel schon im Vorverkauf weg. Heuer ist der Vorverkauf vergleichsweise schwach gelaufen. Ob es am kurzfristigen Kaufverhalten der jungen Menschen oder an der Höhe des Ticketpreises liegt? Die Organisatoren sind noch unschlüssig. Der Preis für einen Viertagespass wurde auf dieses Jahr erhöht und kostet neu rund 300 Franken.

Wie fragil das Festivalbudget sei, habe sich in den letzten Jahren gezeigt, so Christoph Huber: Die Gesamtkosten fürs OASG sind von 9 auf heute 13 Millionen angestiegen.

Kreisdiagramm der Kostenverteilung für Open Air SG.
Legende: 13 Millionen Franken Gesamtkosten fürs OASG: Das Diagramm zeigt die Aufteilung der Kosten in Prozenten. Open Air St. Gallen

Ein Drittel der Kosten entfällt auf das Musikprogramm mit Gagen und Bühnentechnik. Deutlich gestiegen sind die Ausgaben für die Infrastruktur – vor allem durch zusätzliche WC-Anlagen und mehr Dekoration. Dieser Posten macht inzwischen fast ein Drittel aus. 28 Prozent entfallen auf Marketing, Verpflegung und das bargeldlose Bezahlsystem. Ausserdem haben sich die Sicherheitskosten auf 8 Prozent verdoppelt.

Es wird eine Ausdünnung geben.
Autor: Christoph Huber Chef OASG und Präsident der Europäischen Festivalvereinigung

Der Musikmarkt fordert die Festivals. Grosse Bands kosten mehrere Hunderttausend Franken, weil sie nur noch mit Liveauftritten Geld verdienen. Christoph Huber ist Präsident der Europäischen Festivalvereinigung. Er glaubt, dass Veränderungen anstehen: «Es wird eine Ausdünnung geben.» In England und in den Niederlanden habe dieser Prozess bereits begonnen.

Optimiert habe das OASG bereits vielerorts: Höhere Ticketpreise oder eine Beschränkung der Getränke, welche die Besuchenden auf das Gelände mitbringen dürfen. Heute sind das 3 Liter. Weniger mitgebrachte Getränke bedeuten auch weniger Abfall und mehr Konsum an den Getränkeständen. Weiter sind 4000 Helferinnen und Helfer ohne Lohn im Einsatz, die einzig das Eintrittsticket und die Verpflegung als Entschädigung erhalten.

Regionaljournal Ostschweiz, 27.6.2025, 17:30 Uhr ; 

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